Weniger Treibstoffverbrauch durch optimierte Oberflächen

Die Hochschule Bremen führt mit einem riesigen Rechenkontingent Strömungsuntersuchungen nach bionischem Vorbild durch. Das Ziel ist ein geringerer Verbrauch von Treibstoff in der Großschifffahrt.

Die neu entwickelten AquaSun-Beschichtungen zeichnen sich durch Hydrophobie und außergewöhnlich hohe Kratzfestigkeit aus.  Bildquelle: jessmay - Pixabay (Symbolbild).

Bereits zum zweiten Mal konnte das Bionik-Innovations-Centrum (B-I-C) der Hochschule Bremen beim Norddeutschen Verbund für Hoch- und Höchstleitungsrechnung (HLRN) ein umfangreiches Rechenkontingent einwerben. Das bewilligte Kontingent umfasst die Nutzung von 2,3 Million NPL (Leistungseinheiten), die einem Wert von 600.000 Euro entsprechen und die bisherige NPL-Zuteilung nochmals deutlich übertreffen. Die neuerliche markante Steigerung der damit am B-I-C verfügbaren Computerleistung ermöglicht die numerische Simulation komplexer strömungstechnischer Phänomene im Grenzschichtbereich zwischen einer Objektoberfläche und den sie umströmenden Fluiden.

Die Untersuchungen erfolgen im Rahmen des EU-geförderten Projekts AIRCOAT („AIR Induced friction Reducing ship COATing“). Neben der Hochschule Bremen wollen neun weitere internationale Partner aus Industrie und Wissenschaft den Treibstoffverbrauch der Großschifffahrt reduzieren. Ansatz ist eine bionische Oberflächenmodifikation zur Reduzierung des Reibungswiderstandes nach dem biologischen Vorbild des Schwimmfarns Salvinia molesta. Dieser ist durch eine Mikrostruktur auf der Blattoberfläche in der Lage, eine Luftschicht unter Wasser zu binden und somit die Kontaktfläche zum Wasser deutlich zu reduzieren. Hierdurch kommt es zur besagten Widerstandsreduktion.

Einflussfaktoren identifizieren und übersetzen

Vor einer erfolgreichen technischen Übertragung gilt es jedoch die komplexen Vorbilder auf das aktuell technologisch Machbare zu reduzieren. Im Original wird das Phänomen der Luft-Anhaftung durch eine äußerst komplexe Oberflächenstrukturierung ermöglicht. Eine Eins-zu-Eins-Übertragung vom Vorbild zum Schiffrumpf ist daher nicht möglich. Im Rahmen des Forschungsprojektes gilt es, die relevanten Einflussfaktoren zu identifizieren und auf geeignete Art und Weise zu übersetzen. Hier stoßen sowohl experimentelle als auch numerische Ansätze schnell an die Grenzen des Machbaren.

Zumindest diese numerischen Ansätze erreichen durch die Nutzungsgenehmigung des HLRN nun massive Unterstützung. „Mit der zusätzlichen Rechenleistung können wir noch detailgetreuer die Strömungsvorgänge an der Oberfläche numerisch nachbilden“, freut sich Christoph Wilms, wissenschaftliche Mitarbeiter im AIRCOAT-Projekt. Prof. Dr. Albert Baars, Projekt-Leiter am B-I-C, ergänzt: „Ohne die Zugriffoptionen auf die Höchstleitungsrechner des HLRN wäre an eine seriöse Abbildung der sowohl strukturell wie fluidmechanisch herausfordernden Aspekte überhaupt nicht zu denken. Wir erwarten aus den Simulationen tiefgreifend neue Einsichten in Fluid-Struktur-Wechsel-Wirkungen im Allgemeinen wie insbesondere für die AIRCOAT-Ziele.“

Weitere Informationen auf der Website der Hochschule Bremen.

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