Was ändert sich mit der neuen Norm ISO 45001?

Erstmals gibt es nun einen weltweiten Standard für Arbeits- und Gesundheitsschutz. Prof. Carsten Hufenbach, Experte für Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie Referent bei der TÜV Nord Akademie, erläutert die wichtigsten Änderungen.

Was ändert sich mit der neuen Norm ISO 45001? Bildquelle: Osterland – stock.adobe.com
Was ändert sich mit der neuen Norm ISO 45001? Bildquelle: Osterland – stock.adobe.com -

„Mit der ISO 45001 konnten die Arbeitsbedingungen global verbessert werden“, sagt Prof. Carsten Hufenbach. Die neue internationale Norm gebe dem Arbeitsschutz eine ganz andere Bedeutung als dies bisher der Fall gewesen sei und stelle eine große Herausforderung dar: „Auch bereits nach OHSAS zertifizierte Unternehmen müssen jetzt die erforderlichen neuen Schutzmaßnahmen identifizieren und rechtzeitig zur nächsten Rezertifizierung umsetzen“, so Prof. Hufenbach weiter.

Lieferanten unter der Lupe

Die weltweit geltende neue Verordnung bringt für Unternehmen außerdem eine tiefergreifende Veränderung, da sie den Arbeitsschutz auch für ausgelagerte Prozesse in anderen Unternehmen bewerten müssen, wenn diese kein eigenes Arbeitsschutz-Managementsystem haben. Konkret heißt das: „Das zu zertifizierende Unternehmen muss nachweisen, wie die Arbeitssicherheit zum Beispiel bei Lohndienstleistern oder Fremdfirmen gewährleistet und praktiziert wird. Das bedeutet für den Umgang mit nicht zertifizierten Betrieben, dass sie mindestens die Einhaltung der gesetzlichen Pflichten des jeweiligen Landes nachweisen müssen“, ergänzt Prof. Hufenbach.

Mit Inkrafttreten der ISO 45001 gilt die Qualität der ausgeführten Gefährdungsbeurteilungen als mitentscheidend für ein Zertifikat. Denn die Planung und Umsetzung von Schutzbestimmungen haben einen eigenen Punkt in der Norm bekommen. „Gefährdungsbeurteilungen waren in der Vergangenheit zwar in Deutschland auch bereits gesetzlich gefordert, allerdings mangelte es an der Kontrolle der Umsetzung. Durch die ISO 45001 werden Unternehmen einmal jährlich von einem akkreditierten Zertifizierer, wie TÜV Nord, überprüft“, ergänzt Prof. Hufenbach.

Mitarbeitende beteiligen

Eine besondere Bedeutung erhält die Beteiligung der Mitarbeitenden in allen Belangen des Arbeitsschutzes. Das Kapitel zur „Führung und Beteiligung der Beschäftigten“ zeigt, wie die Verantwortlichkeiten verteilt und insbesondere die Konsultation und Mitwirkung gedacht ist. „Außerhalb Europas stellt diese Aufgabe die verantwortlichen Unternehmen vor eine große Herausforderung“, sagt Prof. Hufenbach. Er verweist auf unterschiedliche kulturelle Gepflogenheiten im Hinblick auf Mitsprache und Beteiligung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die TÜV Nord Akademie bietet eintägige Infoveranstaltungen zur ISO 45001:2018 an, insbesondere mit Blick auf die Unterschiede zu den bisherigen Vorgaben. Die Ausbildungs-Seminare zum Arbeitsschutzmanagement-Beauftragten nehmen die neue DIN ISO-Norm ab Juni auf.

Arbeitsschutz  

Aufwand für eine Zertifizierung

Doch wie aufwändig ist so eine Zertifizierung? Das kommt darauf an. Der Aufwand für eine Zertifizierung setzt sich zusammen aus der firmeninternen Vorbereitung und der Zeit, die die Zertifizierung durch den akkreditierten Zertifizierer in Anspruch nimmt. Diese lässt sich anhand von internationalen Vorgaben ermitteln: Mitarbeiterzahlen, Produktionsprozesse und das branchenspezifische Arbeitsschutzrisiko spielen hier eine Rolle.

Aufgrund gesetzlicher Vorgaben, wie der EU-Richtlinie für flüchtige organische Verbindungen (VOC: Volatile Organic Compounds) aus 2004, haben die Unternehmen der Farben- und Lackindustrie den Anteil der Lösemittelkonzentrationen in den Produkten und damit auch in der Produktion in den letzten Jahren kontinuierlich reduziert. Vielfach wird in hermetisch geschlossenen Anlagen produziert. Durch diesen Fortschritt weisen die Unternehmen der Farben- und Lackindustrie meist kein hohes, sondern ein mittleres Arbeitsschutzrisiko auf. Damit kann der zeitliche und finanzielle Aufwand für die Zertifizierung auf ein für die Unternehmen wirtschaftlich vertretbares Niveau reduziert werden.

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