Interview: Situation bei biobasierten Klebstoffen noch heterogen

Dr. Matthias Popp, Gruppenleiter Klebstoffformulierung vom Fraunhofer IFAM, über aktuelle Trends bei Klebstoffen und die Lage bei biobasierten Klebstoffen.

Situation bei biobasierten Klebstoffen zeigt sich noch heterogen Bildquelle: makuba-Fotolia -

Welche Funktionalitäten bei Klebstoffen sind derzeit im Trend?

Dr. Matthias Popp: Die Automobilindustrie verlangt sowohl für den Rohbau als auch für die Montage Klebstoffe, die eine hohe Bruchdehnung mit hoher Festigkeit kombinieren. Dies liegt an dem zunehmenden Materialmix in der Konstruktion, der das Fügen von Werkstoffen mit unterschiedlichen Wärmeausdehnungskoeffizienten verlangt. Ebenfalls im Trend liegen gegenwärtig 2K-Klebstoffe mit langer offener Zeit, die sich durch eine vergleichsweise niedrige Temperatur schnell zur Aushärtung bringen lassen. Eine weitere Funktionalität, die zunehmend in den Fokus gerät, ist Wärmeleitfähigkeit. Höhere Leistung in Elektrik und Elektronik – nicht nur im Bereich der Elektromobilität – verlangt den Abtransport der entstehenden Wärme. Eine Funktion, die hochgefüllte Kleb- und Dichtstoffe übernehmen können.

Was ist der Status Quo bei biobasierten Klebstoffen?

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Dr. Matthias Popp

Gruppenleiter Klebstoffformulierung, Fraunhofer IFAM

Popp: Es hat den Anschein, dass sich biobasierte Rohstoffe zunehmend etablieren. Allerdings scheint es mir persönlich zu früh zu sein, von einem wirklichen „Trend“ zu biobasierten Klebstoffen zu sprechen, auch weil die Situation sehr heterogen ist. In einigen Bereichen, z.B. bei den Polyurethanen in Form biobasierter Polyole oder bei den Epoxiden mit Produkten auf Basis von Cashew-Schalenöl, sind nachwachsende Rohstoffe schon länger Stand der Technik, in anderen Bereichen – z.B. bei Ligninen – haben aktuelle Forschungen gezeigt, dass doch noch diverse Hindernisse für eine großtechnische Nutzung im Klebstoffbereich zu überwinden sind.

Wie kann die Konkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion umgangen werden?

Popp: Was sie Gesamtanbauflächen angeht, spielen nachwachsende Rohstoffe für Kunststoffe und insbesondere Klebstoffe im Vergleich zur Nahrungsmittelproduktion keine Rolle. Trotzdem sollte man auch hier immer den Einzelfall betrachten. Im Bereich der öffentlich geförderten Forschung arbeiten wir vermehrt mit „Abfällen“ und Nebenprodukten, wie z.B. Kleie, Lignin, Eierschalen, Chitosan usw.


Sie sind Referent des Seminars Kleb- und Dichtstoffe formulieren. Was können Teilnehmer erwarten?

Popp: Einen Überblick über die Zusammensetzung reaktiver Kleb- und Dichtstoffe, wobei das verstehen von Struktur-Wirkungsprinzipien einen besonderen Schwerpunkt darstellt. Und natürlich die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch mit Kollegen aus anderen Branchen.

Seminar Tipp

Das Seminar Kleb- und Dichtstoffe formulieren findet am 19. September in Essen statt.

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