Innovativer Recyclingansatz: Klebstoff aus Plastiktüten
Seit Anfang des Jahres gilt hierzulande ein Plastiktüten-Verbot – mit Ausnahme von sehr leichten Kunststofftragetaschen mit einer Wandstärke von weniger als 15 Mikrometern. 2019 verbrauchten die Deutschen pro Kopf im Schnitt rund 36 solcher Tüten. Zurzeit bieten sich für die Kunststoffbeutel wenig Anreize zur Wiederverwendung. Sie landen im Müll und werden meist verbrannt. Wie der Industrieverband Klebstoffe e.V. nun mitteilt, haben Wissenschaftler der University of Berkeley (Kalifornien, USA) sich zum Ziel gesetzt, die Plastiktüten bzw. deren Material – das Polyethylen (PE) – zukünftig in etwas Hochwertigeres umzuwandeln – mit Erfolg.
Aus Plastiktüte wird Klebstoff
PE selbst weist keine guten Klebeigenschaften auf. Das Forscherteam um John Hartwig (Lehrstuhl für organische Chemie an der University of Berkeley) wollte daher herausfinden, ob eine Funktionalisierung durch Hydroxyl- und Ketogruppen die Adhäsion des Kunststoffs verbessert. Hierzu wählten sie einen Katalysator auf Ruthenium-Basis. Das Resultat: eine PE-Verbindung, die die ursprünglichen Eigenschaften des Kunststoffs behält, aber auch fest zum Beispiel an Metall haftet und gleichzeitig lackierbar ist. Schon das Einbringen einer relativ geringen Menge an funktionellen Gruppen konnte die Adhäsion des PE um das zwanzigfache erhöhen. Dabei behält das modifizierte PE seine ursprünglichen Materialeigenschaften und wäre damit in Zukunft eine Option für zahlreiche Klebanwendungen.
Das Verfahren der Wissenschaftler ist für den industriellen Einsatz noch nicht wirtschaftlich. Doch sind die Forschungsergebnisse ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg, Kunststoffe zu nachhaltigen, hochwertigen Produkten zu recyceln.