EU-Kommission stuft Titandioxid in Pulverform ein
Diese Entscheidung folgt auf eine Expertenanhörung (CARACAL) im September, in der mehrere EU-Mitgliedstaaten die Klassifizierung von Titandioxid als krebserregend abgelehnt hatten. Neben der Einstufung in die Kategorie 2 als „Stoff mit Verdacht auf krebserzeugende Wirkung“ wird das Weißpigment in die Liste der Stoffe gemäß der Verordnung zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen (CLP) aufgenommen.
Somit müsste Titandioxid, das in Pulverform in Verkehr gebracht wird, mit Gefahrenhinweisen und einem Piktogramm als krebserregend gekennzeichnet werden. Die Klassifizierung soll ebenfalls für pulverförmige Gemische gelten, deren Partikel Titandioxid enthalten. Flüssige Gemische, also auch Lacke, Farben und Druckfarben, sollen auf ihrer Verpackung einen Warnhinweis bezüglich Sprüh-Anwendungen enthalten. Wenn in den nächsten zwei Monaten kein Einspruch durch den Rat oder das Europäische Parlament eingelegt, wird die Einstufung nach Ablauf einer Übergangsphase von 18 Monaten gültig, also voraussichtlich ab Sommer 2021.
Kritik vom VdL
Die Einstufung trifft auf starke Kritik von Seiten der Farben und Lackindustrie sowie der Druckfarbenbranche. Martin Engelmann vom Verband der Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) sagte, es gebe „ernsthafte Zweifel“ an der Rechtmäßigkeit des Kommissionsvorschlags. Da das Expertengremium RAC in seiner Stellungnahme eine intrinsische Gefahr durch Titandioxid „im klassischen Sinne“ verneint habe, sei die Kommission gesetzlich verpflichtet gewesen, zurück zum RAC zu gehen und um Klärung der regulatorischen Antwort zu bitten, so Engelmann. Außerdem hätte die Kommission andere Optionen wie eine Harmonisierung der Staubgrenzwerte am Arbeitsplatz bewerten sollen.
Eventtipps
Der aktuelle Status von Titandioxid werden auch auf dem European Coatings Regulatory Forum am 27. und 28. November in Brüssel thematisiert. David Lockley von Venator / Titanium Dioxide Manufacturers Association gibt Updates und spricht über die Folgen für die Lackindustrie. Die Konferenz behandelt außerdem weitere regulatorische Herausforderungen wie Giftinformationszentralen, Brexit und viel mehr.
Titandioxid steht auch im Fokus des EC TiO2 Forum am 28. und 29. Januar in Berlin. Die Konferenz will sich das Pigment aus technischer Sicht neu anschauen, beschäftigt sich aber mit Alternativen und Innovationen im Bereich TiO2.