Chitosan in der Textilindustrie: Vom Schlichtemittel zum Funktionsträger
In der Vergangenheit spielten Enzyme und nachwachsende Rohstoffe in der Textilprozessierung eine untergeordnete Rolle. Diese wurden zwar eingesetzt, um Textilien zu schlichten und zu entschlichten, dennoch findet – gegenüber der Vielzahl an petrochemischen Produkten und Textilhilfsmitteln – derzeit nur ein geringer Anteil in der Textilveredlung Anwendung. Das Forschungsprojekt Hydrofichi zeigt nicht nur das große Potenzial des Biopolymers Chitosan zur effizienten Hydrophobierung von Textilien auf, sondern definiert auch weitere vielversprechende Einsatzgebiete des Polysaccharids in Textilprozessen.
Chitosan kann sowohl aus Fischereiabfällen isoliert wie auch aus Seitenströmen der Insektenkultivierung oder explizit aus Mikroorganismen gewonnen werden. Chitosan wird bereits als biobasiertes und umweltfreundliches Schlichtemittel in der Textilindustrie angeboten und teilweise eingesetzt. Das nachwachsende Biopolymer bietet sich aufgrund seiner chemischen Struktur auch zur Derivatisierung und Beschichtung an. Wird Chitosan in der Ausrüstung eingesetzt, können ob der funktionellen Gruppen die textilen Oberflächen auch hydrophobiert werden.
Signifikante Hydrophobizität
Im Vorhaben Hydrofichi haben wir das Biopolymer Chitosan maßgeschneidert für den Einsatz als Hydrophobierungsmittel funktionalisiert. In Laborversuchen zeigten die vom Fraunhofer IGB beschichteten textilen Gewebe nach Veredlung eine signifikante Hydrophobizität. Chitosan konnte dabei erfolgreich in Prozessen zur Veredlung von Textilien erprobt werden und war teilweise als Templat für die Hydrophobierung essenziell. Im Zuge unserer Untersuchungen wurde die chemische und biotechnologische Funktionalisierung von Chitosan mit verschiedensten biobasierten Edukten optimiert. Zur hydrophoben Veredlung der Gewebe wurden erstmals auch Enzyme eingesetzt. Sie stellen daher ein Alleinstellungsmerkmal in der Hydrophobierung von Textilien dar.
Die Bewertung der Veredelungen wurde mittels standardisierter Tests, aber auch mit eigens dafür entworfenen Testständen und Methoden durchgeführt. Kontaktwinkelmessungen mit Werten von über 140° und damit eine effiziente Wasserabweisung bestätigten die erfolgreiche Veredlung.
Die im Projekt entwickelten hocheffizienten und gleichzeitig nachhaltigen Chitosan‑Formulierungen können fossilbasierte Komponenten für die Textilveredelung ersetzen. Die biobasierten hydrophoben Chitosanderivate finden dabei nicht nur als maßgeschneiderte Komponente von Textilien Anwendung, sondern können durch ihren antimikrobiellen und hydrophoben Effekt darüber hinaus auch für die Medizintechnik von Interesse sein, beispielsweise in Prothesen und Implantaten oder als Beschichtung von Plastiken und Metallen.
Weitere Informationen auf der Website des Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB.