Biobasierte Beschichtungen: Dr. Markus Lettau im Gespräch über Fortschritte und Visionen bei Auro Pflanzenchemie
Für welche Art von Anwendung sehen Sie derzeit die größte Leistungssteigerung bei biobasierten Beschichtungen?
Wenn ich die eigenen Entwicklungen im Hause Auro betrachte, haben wir die größten Fortschritte im Bereich der wasserbasierten Lacke und Lasuren erzielt. Die Leistungssteigerung ist hier in der Verfügbarkeit neuer biobasierter Bindemittel zu finden, die so bisher für den Einsatz in biobasierten Farben nicht existiert haben. Wir sind somit nun in der Lage Produkte auf gleichem technischem Niveau wie im konventionellen Bereich zu entwickeln. Aus unserer Sicht ist der schwächere Bereich derzeit die Fassade, was aber auch daran liegen kann, dass wir die Entwicklung neuer Produkte hier gerade erst begonnen haben, und das komplette Potenzial an ggf. verfügbarer Rohstoffe noch nicht ausgeschöpft haben.
Im Bereich der DIY-Produkte, die wir bei Auro bedienen, hat sich das Rohstoffportfolio in den vergangenen Jahren hinsichtlich biobasierter Rohstoffe stark erweitert. Vorstellbar ist aber, dass der Bereich der UV-härtenden Systeme oder der schwere Korrosionsschutz noch Nachholbedarf an biobasierten Rohstoffen hat, da hier noch keine flächendeckenden Lösungen zur Verfügung stehen oder Speziallösungen ersetzt werden müssen. Im Bereich der dekorativen Beschichtung von Holz und Wänden hat sich in der Vergangenheit jedoch sehr viel getan, sodass hier auch inzwischen eine Vielzahl an Additiven, vom Dispergiermittel bis zum Entschäumer, als biobasierte Variante zur Verfügung steht. Zudem ist zu erkennen, dass die Branche den Trend zu biobasierten Rohstoffen klar erkannt hat und nun im Umbruch ist.
Welche neuen nachhaltigen Komponenten haben Sie in letzter Zeit gesehen? Was würde auf Ihrer Wunschliste ganz oben stehen?
Die neuen nachhaltigen Komponenten, die man 2023 auf der ECS sehen konnte, reichen vom partiell biobasierten Bindemittel bis hin zum einen oder anderen nachhaltigen Additiv. Oft sind hier noch keine 100 % biobasierten Produkte am Markt, aber man findet mehr und mehr biobasierte Additive für die Formulierungen von Farben und Lacken. Waren auf der letzten ECS nachhaltig beworbene Produkte oft noch nicht wirklich biobasiert, sondern ggf. „nur lösemittelfrei“, so ist nun auch wirklich biobasiert drin, wo biobasiert draufsteht. Die Branche hat den Trend klar erkannt! Wir sehen, dass der Pool an verfügbaren Rohstoffen stetig größer wird.
Selbst würden wir uns mehr biobasierte Additive aus allen Bereichen, angefangen vom Dispergiermittel bis hin zum Entschäumer wünschen, um mehr Freiheiten in der Formulierungsentwicklung zu erreichen. Oft ist das eine verfügbare biobasierte Produkt nicht kompatibel zum Rest des Systems und dadurch nicht immer 1:1 durch ein zweites zu ersetzen. So kann eine Nichtverfügbarkeit für uns als Naturfarbenhersteller auch entscheidend für die Gesamtentwicklung eines neuen Produktes werden.
Biobasierte Rohstoffe: Webinar Tipp
Biobasierte Rohstoffe stehen auch im Mittelpunkt des gleichnamigen Webinars Biobasierte Rohstoffe am 29. Feb 2024.
- Welche Pflanzen kommen bislang in Frage für die Produktion biobasierter Rohstoffe?
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