Zurück auf der Bühne: der Südamerikanische Lackmarkt
Von Francisco Z. Rácz und Washington T. Yamaga, Rácz, Yamaga & Associates
Die Entwicklung der Nachfrage hat einen wesentlichen Einfluss auf das regional anspruchsvollere Profil der Verbraucher aus der Mittelklasse und auf die Produktionskapazität in den nächsten Jahren. Dadurch wird vor allem das transnationale Wachstum verbessert und hat somit auch positive Auswirkungen auf die Distributionskanäle und Technologien. Auf der anderen Seite konnte die Farben- und Lackindustrie in den vergangenen Jahren gute Fortschritte in einigen anderen Ländern auf dem südamerikanischen Kontinent verzeichnen, wie beispielsweise in Kolumbien, Peru, Paraguay und Chile – im Gegensatz zu den oben genannten Märkten in Brasilien und Argentinien.
Aufgrund des Einflusses der wichtigsten Länder, erlebte der Markt für Farben und Lacke in Südamerika einen Volumenrückgang um etwa 4% im Laufe des vergangenen Jahres. Das gesamte Volumen des Marktes für Farben und Lacke in der Region betrug 3 Mrd. Liter, mit einem Wert von 7,66 Mrd. EUR. Die durchschnittlichen Preise auf Euro-Basis stiegen aufgrund einer gewissen Erholung der Wechselkurse in den jeweiligen Länderwährungen im Jahresverlauf 2016.
Autoreparaturlacke wachsend, Autoserienlacke schwächeln
Die Automobil-Erstausrüster (OEM) und die zugehörigen Märkte in der Region spürten 2016 einen Rückgang um über 10%. Der Markt der Autoreparaturlacke wuchs jedoch, angetrieben vom kontinuierlichen Wachstum der Fahrzeugflotten, trotz eines Rückgangs in der Kaufkraft in den wichtigen Ländern. Die treibenden Kräfte für die Erweiterung der Anzahl an Fahrzeugen in der Region sind der Bedarf an Mobilität in diesen großen Ländern sowie einem sehr geringen Anteil an Autobesitzern: weniger als ein Auto pro fünf Einwohner.
Eine Aufschlüsselung der traditionellen Lackmärkte in Südamerika nach Segment gibt an, dass Bauten- und Dekorfarben immer noch über 75% des Marktes ausmachen. Dieser hohe Anteil ist auf die Bedeutung der Bauindustrie und die Instandhaltung von Gebäuden zurückzuführen. Allerdings verlangt der südamerikanische Markt auch eine breite Palette an Hochleistungsbeschichtungen für die Automobil, Elektronik-, Raumfahrtindustrie, für industrielle Wartungsarbeiten und eine Vielzahl an weiteren Industrielacken.
Die Konjunkturschwächung in den Märkten der wichtigsten Länder betraf beinahe alle Segmente. Der größte Einfluss auf die relative Volumenreduzierung wurde in den Märkten der Autoserienlacke und in den zugehörigen Lackmärkten verspürt, die unter dem größten Volumenrückgang in den vergangenen Jahren im wichtigsten Land der Automobilproduktion – Brasilien – litten.
Volumen soll bis 2021 auf 3,6 Mrd. Liter anwachsen
Die meisten Länder zielen auf eine interne Markterholung als Reaktion auf Prognosen der niedrigeren Arbeitslosigkeit ab. Länder wie Brasilien, Argentinien und Kolumbien werden außerdem ihre kundenseitigen Lieferketten auf globale oder regionale Handelspotenziale verlagern.
Die Änderung im Wachstum des südamerikanischen Farben- und Lackmarktes spiegelt die Veränderungen in den weltweiten wirtschaftlichen Handelsmustern im Bereich von Farben und Lacken sowie beschichteten Fertigerzeugnissen wieder.
Die anhaltende Erholung in der brasilianischen und argentinischen Wirtschaft sollten im Jahr 2017 zu einem Wachstum von über 2% und im Anschluss daran von über 4% in den südamerikanischen Lackmärkten führen. Dazu tragen eine systematische Bestandsauffüllung, gekoppelt mit der Wachstumskonsolidierung in anderen Ländern, wie beispielsweise Kolumbien, Peru, Chile und Paraguay bei. Dies bringt Südamerika zurück auf die Ebene der aufstrebenden Märkte. Der gesamte Markt für Beschichtungen sollte im Jahr 2021 eine Größe von 3,6 Mrd. Liter erreichen. Brasilien bleibt der größte Absatzmarkt für Farben und Lacke. Kolumbien soll sich laut den Prognosen an Argentinien vorbeischieben und sich zum zweitgrößten Absatzmarkt in der Region entwickeln (Abb. 1). Chile folgt an vierter Stelle mit einem Volumen von 237 Mio. Litern. Peru komplettiert die Top 5 der größten Absatzmärkte Südamerikas. Dort soll 2012 ein Bedarf von 208 Mio. Litern entstehen.
Automobil-OEM und Korrosionsschutzlacke
Die Prognose für die Automobil-OEM und die zugehörigen Industrien sowie für Anwendungen im Bereich Korrosionsschutzlacke lautet, dass gute, starke Fortschritte zu erwarten sind. Im Falle der Autoindustrie wird die erste treibende Kraft aus dem Wiederaufbau von Beständen und aus der Wiederaufnahme von Exporten stammen. Zusätzlich wirkt sich auch eine allmähliche Erholung in den wichtigsten Binnenmärkten positiv aus. Für die Korrosionsschutzlacke wirkt sich die Erholung in der Ölindustrie und in der allgemeinen Industrie positiv aus. Diese sollen nun nach vielen Jahren gekürzter Investitionen und verschobener größerer Wartungsarbeiten einsetzen.
Der Markt für Autoreparaturlacke wird sein stetiges und kontinuierliches Wachstum entsprechend dem Wachstum in den Fahrzeugflotten und ohne Konjunkturschwächung, die aus Unsicherheiten in den wichtigsten Ländern resultiert, beibehalten.
Investoren setzen auf Nischen
In Folge mehrerer Jahre sehr geringer Aktivität hinsichtlich neuer Akteure auf dem Markt, ob durch Greenfield-Tätigkeiten, Aufkäufe oder strategische Zusammenschlüsse, haben die globalen Lackproduzenten auf dem Kontinent an Boden verloren. Im Wesentlichen haben die Firmen auf den Abschwung in den wichtigsten Märkten überreagiert. In der Zwischenzeit haben mittelständische, regionale Unternehmen Boden gutgemacht, indem sie ihren strategischen Werten treu blieben und den Vertrieb gestärkt haben. Zusätzlich könnten sie die Lücken füllen, die durch globale Lackhersteller entstanden sind. In den kommenden Jahren sollte die Region Südamerika Investoren in spezifische Nischen, wie Performance Coatings und Autoreparaturlacke, anlocken – zusätzlich zu den großen Märkten für Dekor- und Bautenfarben.
Viele Unternehmen im Beschichtungs- und Chemiesektor haben bestimmte Initiativen ins Leben gerufen. Sie sollen zum Schutz der strategischen Werte ihres Eigenkapitals dienen, mit Aktionen, die dazu entwickelt sind, die Kostenreduzierung vollständig auszunutzen, die Marktwahrnehmung zu verbessern und ihre Unternehmen für die Zukunft neu zu positionieren. Über 60% des Marktwerts von 7,66 Mrd. EUR werden für Materialien, Prozesse, Energie und Zugang zu Technologien und den Vertrieb entlang der Lieferkette aufgebracht. Neue Rohstoffe, Energieeinsparungen, Prozessveränderungen, Prozessinstrumentierung, neue Investitionen in die Belieferung mit Harzen und Zwischenprodukte sind nur einige Alternativen um über die Landesgrenzen hinaus Produktivitätszuwachs zu erzielen.
Die Marktübersichten sind fester Bestandteil jeder Ausgabe der FARBE UND LACK. In der aktuellen Ausgabe geben wir in einen Einblick in den florierenden Markt für funktionelle Beschichtungen. Den Artikel, sowie die gesamte Ausgabe können Sie auch in unserer umfangreichen Wissensdatenbank FARBEUNDLACK // 360° lesen – schauen Sie doch einmal vorbei!