„Wir werden die Expansion vorantreiben“

Der Windacher Klebstoffhersteller Delo hat den Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr um 12 % steigern können. Laut Geschäftsführer Dr. Karl Bitzer trugen Insbesondere Japan und die USA hierzu bei. Um dem Wachstum Rechnung zu tragen, will das Unternehmen investieren und expandieren – sowohl in Asien als auch in Deutschland. Interview von Damir Gagro

Dr. Karl Bitzer ist Geschäftsführer bei Delo.
Dr. Karl Bitzer ist Geschäftsführer bei Delo. Bildquelle: Delo

Das abgelaufene Geschäftsjahr schlossen Sie erfolgreich ab. In welchen Regionen und in welchen Klebstoff-Segmenten konnten Sie die stärksten Ergebnisse erzielen?

Dr. Karl Bitzer: Im Wesentlichen sind zwei Regionen zu nennen, die besonders stark gewachsen sind. Das ist zum einen die USA, da haben wir sehr gute Erfolge erzielt. Aber auch in Japan lief es extrem gut. Wenn wir das Wachstum auf Branchen herunterbrechen, sind in den USA die Automobil- und Halbleiterindustrie zu nennen. Und zu einem gewissen Teil das Segment Unterhaltungselektronik, wo in den USA entwickelt wird und die Herstellung außerhalb stattfindet. In Japan hat uns überwiegend die Automobilindustrie die deutlichen Umsatzzuwächse gebracht. Aber selbst in Europa haben wir im oberen, einstelligen Prozentbereich zugelegt. Es gibt keine Region, in der wir im letzten Jahr nicht wachsen konnten.

Wo sehen Sie weitere Potenziale?

Dr. Karl Bitzer: Im Automotive-Bereich sehen wir insbesondere bei den Advanced Driver Assistance Systems, also im autonomen Fahren von Fahrzeugen, weitere Möglichkeiten. Denn bei solchen Elektronikkomponenten wird sehr viel verklebt. Obwohl wir in diesem Bereich sowohl in Europa als auch in den USA schon eine starke Position haben, sehen wir weiterhin hohes Wachstumspotenzial für uns. Für Japan trifft das sogar noch stärker zu, weil wir da noch nicht so lange aktiv sind und dementsprechend unsere Marktdurchdringung noch nicht so hoch ist.

Genauso wollen wir im Halbleiterbereich unsere Marktposition weiter ausbauen. Hier sind besonders die neuen Werke der Chiphersteller interessant für uns, die durch den Inflation Reduction Act in den USA und den Chips Act der EU entstehen sollen.

Bitte beschreiben Sie die Märkte für Klebstoffe in den USA und in Japan. Wo liegen die Unterschiede zu Europa?

Bitzer: Wir stehen in allen Regionen im globalen Wettbewerb. Lediglich die Kundenanforderungen unterscheiden sich. In den USA ist es wichtig ein global aufgestelltes Unternehmen zu sein. Was Japan angeht, sind die Anforderungen an die Qualität unserer Klebstoffe sehr hoch. Die liegen nochmal über dem schon hohen Maß, das wir aus Europa kennen. 

Sie haben zuletzt in Asien, in den USA aber auch in Deutschland investiert. Können Sie die Investitionen bitte konkretisieren?

Bitzer: In den USA haben wir unseren Standort in der Nähe von Boston um zusätzlichen Labor-Platz erweitert. Dort können Kunden jetzt mehr Tests bei uns durchführen. Aber auch in San Jose vergrößern wir gerade die Räumlichkeiten. Der Umzug ist für Juli angesetzt. Wir haben in den USA zahlreiche neue Mitarbeiter eingestellt und benötigen deutlich mehr Platz.

In Singapur haben wir erst im Juni ein zusätzliches Labor fertiggestellt. Zuvor hatten im letzten Geschäftsjahr bereits Standorte in Südkorea und China ausgebaut, sowohl was Laborkapazitäten als auch Büroarbeitsplätze angeht. Und in Deutschland wollen wir an unserem Hauptsitz noch in diesem Sommer mit dem Bau eines voll automatisierten Hochregallagers beginnen.

Sie wollen einen weiteren Produktionsstandort in Südostasien errichten. Weshalb dort?

Bitzer: Wir wollen global aufgestellt sein. Um auch den Kundenanforderungen im asiatischen Markt gerecht zu werden, ist ein Standort vor Ort von Vorteil. Außerdem nimmt die Bürokratie bei uns in Europa immer stärker zu. Dadurch nimmt die Geschwindigkeit ab, die wir benötigen, um im Unterhaltungselektronik-Bereich den Anforderungen in Asien gerecht zu werden.

Inwiefern haben Sie hier schon konkrete Standorte identifiziert und welche Produkte sollen anfänglich am neuen Standort hergestellt werden?

Bitzer: Momentan stehen zwei Länder im Fokus, Singapur und Malaysia. Wir haben ein Stufenkonzept entwickelt. Ziel ist es nach dem „Copy Exact“ Verfahren zu agieren. Dies ermöglicht uns, Zug um Zug Produkte, die wir in Deutschland herstellen, auch 1:1 an anderen Standorten zu produzieren. In der Stufe Eins stellen wir Produkte her, die im ersten Anlauf für den asiatischen Markt sind und die von der Handhabung etwas einfacher sind. In der Stufe Zwei sind es Produkte, die in der Handhabung etwas komplizierter sind und in der Stufe Drei schließlich die komplizierten Produkte, die wir auch hier mit erheblichem Aufwand produzieren.

Haben Sie es weitere Expansions- oder Investitionspläne?

Bitzer: Neben dem erwähnten, voll automatisierten Lager am Standort in Windach planen wir gerade ein Forum. Das soll einen großen Labor- und Trainingsbereich für Kunden und andere Gäste beinhalten. Und zudem auch weitere Büroarbeitsplätze. Denn allein in diesem Geschäftsjahr wollen wir über 100 neue Stellen schaffen. Wir brauchen also einfach etwas mehr Platz, wenn wir die nächsten Jahre wie geplant weiterwachsen.

Veranstaltungstipp

Die neue Pacific Coatings Show wird vom 18. bis 20. Oktober in Jakarta, Indonesien, die gesamte Lieferkette im asiatisch-pazifischen Raum zusammenführen. Die Messe und die Konferenz bieten reichlich Gelegenheit, Netzwerke zu knüpfen, Geschäftskontakte zu knüpfen und zu pflegen und von exklusiven Informationen über neue Beschichtungstechnologien zu profitieren.

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