Wie digital ist die Farben und Lackindustrie?

Wie ist der Stand der Digitalisierung in der Lackindustrie? Diese Frage haben wir mit einer Umfrage untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass, wie in anderen Branchen auch, die Corona-Pandemie als Beschleuniger wirkt.

Die Digitalisierung der Lackindustrie beschleunigt sich. Es gibt aber einige Hürden Image source: iconimage - stock.adobe.com

An unserer Umfrage zum Stand der Digitalisierung in der Farben- und Lackindustrie haben vor allem Hersteller von Farben und Lacken teilgenommen, sie machten etwa 75 % der Antwortgeber aus, gefolgt von Rohstofflieferanten mit ca. 15 % und in kleinen Anteilen Distributoren und sonstige Branchenteilnehmer.

Mehr Digitalisierung durch Corona

Dass die Coronapandemie, die Digitalisierung in der Branche beschleunigt, war zu erwarten – Signale aus der Branche hatte es immer wieder gegeben. Auch wenn unsere Umfrage nicht die gesamte Branche repräsentiert, so gibt sie doch Einblicke, in welchem Umfang Corona eine Rolle in der Digitalisierung spielt. Knapp über zwei Drittel der Antworten bescheinigen eine Beschleunigung der Digitalisierung in der Branche, etwa ein Sechstel sagt zudem, die Digitalisierung habe sich teils beschleunigt, teilweise aber auch gebremst. Offenbar wurden hier Prioritäten neu gesetzt.

Interessant ist auch eine leichte Diskrepanz zwischen der Frage, wo die Umfrageteilnehmer ein hohes Potenzial für digitale Projekte sehen und wo wirklich etwas umgesetzt wird. Wie sich zeigt, wurden etwa Digitalisierungsprojekten im Bereich Forschung & Entwicklung ein vergleichsweise geringes Potenzial zugesprochen, dennoch befinden sich bei fast 50 % der Umfrageteilnehmer hier etwas in der Umsetzung. Auch der Unternehmensbereich Einkauf weißt diese Diskrepanz auf. Nur 4 % der Teilnehmer sahen hier das größte Potenzial, in der Umsetzung befinden sich aber bei 30 % der Teilnehmer Projekte. Wichtig zu wissen ist hier, dass bei der Frage nach der konkreten Umsetzung auch Mehrfachmeldungen möglich waren. Aus der Anzahl der Meldungen ergab sich, dass sich in den Unternehmen im Schnitt etwa eineinhalb Projekte in der konkreten Umsetzung befinden. (Tipp: Mehr zum Thema Digitalisierung in der Lackindustrie erfahren Sie übrigens auf unserer Webkonferenz FARBE UND LACK – Industrie 4.0 am 1.- und 2. Juni.)

Vergleichsweise gute Übereinstimmung zwischen Erwartung und konkreter Umsetzung sind dagegen bei Vertrieb und Produktion zu sehen.

Breites Spektrum an Erwartungen

Digitalisieren ist kein Selbstzweck, das sollte inzwischen jedem klar sein. Auch wenn im Alltag noch immer der ein oder andere naiv an das Thema herangeht, unsere Umfrage zeigt, die Menschen in der Lackindustrie haben sehr konkrete Erwartungen. Besonders das Thema Datenaustausch treibt die Branche um. Es fehlt offenbar an standardisierten Schnittstellen, zu viel findet etwa noch noch über starre Formate wie PDFs statt. Ebenfalls von großem Interesse sind Themen wie Wissensmanagement, Kostensenkungen und Flexibilität.

Zumindest zum Teil kann die Befürchtung entkräftet werden, dass die zunehmende Digitalisierung zu Arbeitslosigkeit führen wird. Zwar erwarten einige Teilnehmer Personaleinsparungen, mit lediglich 4 % handelt es sich aber um eine klare Minderheit.  

Hürden vorhanden, aber überwindbar

Nun muss man nicht nur wissen, was ein Digitalisierungsprojekt bringt, sondern es auch umsetzen. Dabei kann es zu allerlei Problemen kommen. Eine deutliche Mehrheit sieht hier fehlendes Know-how bzw. fehlende Fachkräfte als größte Hürde. Fast zwei Drittel der Teilnehmer äußerten sich entsprechend. Aber auch Kosten und der Wiederstand von Mitarbeitern spielt eine signifikante Rolle. Rechtliche Hürden dagegen, scheinen zwar gelegentlich vorzukommen, aber nicht in der Breite zu Problemen zu führen.

Zumindest das Thema Knowhow und Fachkräfte können Unternehmen und Mitarbeiter gezielt angehen, entweder durch die Weiterbildung des Personals oder die Einstellung von neuen Fachkräften. Zumindest unter unseren Umfrageteilnehmern ist das Thema Weiterbildung auf der Agenda. Nur knapp 20 % haben angegeben, sich in letzter Zeit nicht in digitalen Themen weitergebildet zu haben. Der Weg zur Weiterbildung ist dabei vielfältig, einen echten Spitzenkandidaten gibt es nicht. Etwas abgeschlagen ist lediglich die Ausbildung, bzw. das berufsbegleitende Studium.

Gerade da fehlendes Knowhow oft als Hürde bei Digitalisierungsprojekten genannt wurde, liegt natürlich die Frage auf der Hand: Was müssen Fachkräfte in der Lackindustrie eigentlich heutzutage wissen? Mit Abstand am häufigsten wurden hier ganz allgemein IT-Kenntnisse genannt, vereinzelt wurde hier aber auch ins Detail gegangen. So finden sich etwa konkret Begriffe wie Data-Scientist, Soft- und Hardwarewartung oder neue Medien. Oft genannt werden aber auch Flexibilität, die klassischen Lack-Fachkenntnisse und diverse Sprachen.

Eventtipp

Mehr zum Thema Digitalisierung in der Lackindustrie erfahren Sie übrigens auf unserer Webtagung FARBE UND LACK – Industrie 4.0 am 1.- und 2. Juni.


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