Was sind die Wachstumstreiber bei Automobillacken?

Die Entwicklung von Leichtfahrzeugen und die Entwicklung zur Niedrigtemperaturhärtung treiben die Fortschritte in der Beschichtungstechnologie voran. Wie sieht die Situation auf dem Automobillackmarkt derzeit aus?

Was sind die Wachstumstreiber bei Automobillacken? Quelle: Photobank Fotolia -

Von Olga Menukhin, Pra World

Das Beratungsunternehmen Pra schätzt die weltweite Nachfrage nach Automobillacken im Jahr 2016 auf über drei Mio. Tonnen (2,4 Mrd. Liter) und geht davon aus, dass der globale Markt im Zeitraum von 2016 bis 2021 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 3,2% wächst. Nach der neuen Irfab-Studie zu den weltweiten Absatzmärkten für Industrielacke stellt der Raum Asien-Pazifik mit über 46% bzw. 1,4 Mio. Tonnen (1,1 Mrd. Liter) der Gesamtnachfrage 2016 das größte Segment für den Verbrauch von Automobillacken weltweit dar. Nach Schätzungen wird die Nachfrage in Europa im Fünf-Jahres-Zeitraum von 2016 bis 2021 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 2,3% zunehmen. Für den nord-, mittel- und südamerikanischen Raum gehen die Prognosen für den gleichen Zeitraum von einer jährlichen Wachstumsrate von 1,6% aus. Im Raum Asien-Pazifik wird die jährliche Wachstumsrate 4,6% betragen. Die regionale Verteilung des Verbrauchs an Beschichtungsstoffen fällt in den Segmenten unterschiedlich aus.

Wer sind die größten Absatzmärkte?

Mit einem Anteil von 44% an der Nachfrage weltweit stellen Lacke für Personenkraftwagen und leichte Nutzfahrzeuge den größten Absatzmarkt für Automobillacke dar. Die acht größten Absatzmärkte für OEM-Automobillacke sind, ländermäßig betrachtet, China, Japan, die Vereinigten Staaten, Deutschland, Mexiko, Indien und Südkorea. Im Zeitraum von 2016 bis 2021 soll die weltweite Nachfrage nach diesen Beschichtungsstoffen mit einer jährlichen Wachstumsrate von 3% zunehmen.

Auto Grafik

Anteil von Automobillacken weltweit, nach Segmenten, 2016 (Gesamt: 2,4 Mrd. Liter). Icons: JSign-Fotolia

Es gibt eine Reihe von Tendenzen, die die Nachfrage nach OEM-Automobillacken in den vergangenen zwei bis drei Jahren steigen ließen. Haushalte, die ihre alten Fahrzeuge durch neue ersetzen – eine Entscheidung, die verschoben wurde, bis die globale Rezession zwischen 2014 und 2016 den Kauf von Neufahrzeugen begünstigte. Steigende verfügbare Realeinkommen der Haushalte und Beschäftigungswachstum fördern Fahrzeugkäufe in den entwickelten Ländern weiterhin, jedoch geht die Nachfrage nach dem letzten Aufschwung zurück. Die Finanzierungskosten für ein Fahrzeug sind in den entwickelten Ländern niedrig. Niedrige Raten und günstigere Benzinpreise wirkten sich positiv auf den Kauf von Neuwagen und den Ersatz älterer Fahrzeuge aus. Steigende Zinssätze, strengere Vorschriften für Automobil-Darlehen bzw. das Auslaufen von Steuervergünstigungen werden Fahrzeuge jedoch wahrscheinlich weniger erschwinglich machen. In Schwellenländern bleibt die Finanzierung von Fahrzeugen noch immer weit hinter dem Niveau in den entwickelten Ländern zurück. Mittelfristig geht man davon aus, dass der geringe Grad an Fahrzeugeigentum in den Schwellenländern und der erwartete Anstieg der Haushaltseinkommen das weitere Wachstum der Automobilindustrie weltweit weiterhin stützen.

Neue Entwicklungstendenzen

Der Einsatz von Lacken für Neuwagen wird von Innovationen im Fahrzeugdesign und Lackierprozess vorangebracht. Automobilbauer untersuchen in der Herstellung verwendete Werkstoffe im Hinblick auf die Schaffung von „Multi-Substrat“-Designs und den Bau von Leichtfahrzeugen. Die Lackierung ist der kosten- und energieintensivste Prozess und weist zudem den größten ökologischen Fußabdruck bei der Automobilherstellung auf. Demzufolge konzentrieren sich die OEM-Hersteller auf die Vereinfachung des Lackierprozesses, ohne dabei Qualitätseinbußen in Kauf zu nehmen. Die in Bezug auf Lacke und Applikationstechnik wichtigsten Akteure des Sektors investieren in Forschung und Entwicklung, um Zeit und Kosten zu reduzieren. PPG Industries, BASF und Axalta Coating Systems haben kompakte Lackierprozesse entwickelt, die für das Erreichen künftiger Nachhaltigkeitsziele zu bevorzugten Prozessen werden. Die Entwicklung des kompakten Lackierprozesses ist in den vergangenen Jahren beschleunigt worden und wird bis 2021 weiter intensiviert. Untersetzt wird dies von strengeren gesetzlichen Vorschriften in bestimmten europäischen Ländern und in zunehmendem Maße in China und zudem durch enorme Einsparungen, die infolgedessen gemacht werden können. Die wichtigsten Technologien eines kompakten Lackierprozesses, die entwickelt und implementiert werden, sind die Nass-in-Nass-Verfahren „2-wet“ und „3-wet“ sowie der B1:B2-Prozess und andere Technologien ohne Grundierung wie das Öko-Konzept für die Automobil- und Leichtfahrzeuglackierung.

Nach der Irfab-Studie zu den weltweiten Absatzmärkten für Industrielacke geht man davon aus, dass die Zahl der Automobilhersteller, die in ihren Lackieranlagen einen kompakten Lackierprozess auf Basis wässriger Produkte einsetzt, bis 2021 einhundert übersteigen wird. Kompakte Lackierprozesse schließen in den meisten Fällen den Wegfall der Grundierschicht ein, sodass der Gesamtlackverbrauch für ein Automobil abnimmt. Prognosen der Irfab-Studie von Pra besagen, dass der kompakte Lackierprozess im Zeitraum von 2016 bis 2021 so häufig eingesetzt werden wird, dass mit einer jährlichen Wachstumsrate von nahezu 12% zu rechnen ist. Weltweit sind viele Lackierereien über 20 Jahre alt und daher wird es in den kommenden zehn Jahren Anreize geben, um den Wechsel hin zu mehr wasserbasierten kompakten Prozessen voranzubringen. Nach der Irfab-Studie wird der weltweite Verbrauch an wasserbasierten Produkten als Grundierschicht infolge der wachsenden Bedeutung der kompakten Prozesstechnologie in den nächsten fünf Jahren abnehmen. Teilweise wird dies durch eine steigende Nachfrage nach Produkten für den speziellen Basislack ausgeglichen werden, mit dem erstklassige Eigenschaften und ein hochwertiges optisch-ästhetisches Erscheinungsbild erzielbar sind. Man erwartet, dass bei der LKW- und Busherstellung der Einsatz von Lackapplikationsanlagen mit kompakten Prozesstechnologien untersucht wird, mit denen sich Investitions- und Betriebskosten senken lassen.

Den gesamten Marktbericht lesen Sie in der Dezemberausgabe der Farbe und Lack. Sie finden den Artikel auch in unserer FARBE UND LACK //360° Bibliothek.

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