Titandioxid: Schwierige Prognose

Für das Weißpigment gibt es keine zufriedenstellende Alternative. Umso genauer schaut die Branche auf den Titandioxidmarkt und dessen aktuelle Entwicklungen. Im derzeitigen Szenario ist mit Preiserhöhungen und einer geringeren Verfügbarkeit zu rechnen.

Wie sieht es am Markt für Titandioxid aus? Bildquelle: laboko -Fotolia

Bei der Formulierung von Farben und Lacken ist das Weißpigment Titandioxid ein wesentlicher Bestandteil. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Industrie die Entwicklungen in diesem Bereich aufmerksam verfolgt.

Der Verbrauch von Titandioxid lag im Jahr 2020 bei etwa 6,45 Millionen Tonnen. Mit 56 % dieses Volumens, 3,6 Millionen Tonnen, ist die Farben- und Lackindustrie der Hauptabnehmer des Weißpigments. Nach Schätzungen des Marktforschungsunternehmens Artikol erhöht sich diese Menge auf 7,25 Millionen Tonnen. Diese Zahlen sind jedoch nur eine Schätzung.

Der größte Verbraucher ist China mit fast 40 % des Gesamtvolumens. Europa und Nordamerika liegen mit etwa 1 Million Tonnen gleichauf und haben jeweils einen Anteil von 16 % am Gesamtverbrauch. Die anderen Regionen liegen im einstelligen Bereich: GUS 1 %, Naher Osten und Afrika 4 %, Zentral- und Südasien 5 %, Australien und Südostasien 6 %, übriges Ostasien 5 % und Lateinamerika 7 %. Diese Spezialchemikalie (in vielen verschiedenen Qualitäten) wird als Massenware verkauft. Der Markt hat derzeit einen Wert von mehr als 17,82 Mrd. EUR.

Der Pro-Kopf-Verbrauch ist am höchsten in Deutschland

Der höchste Pro-Kopf-Verbrauch ist laut Artikol in Deutschland zu verzeichnen. Hier wird ein Wert von über 4 kg ermittelt. Mit knapp 4 kg liegen die USA an zweiter Stelle. Italien, Spanien, Frankreich sowie Südkorea und Australien (in dieser Reihenfolge) liegen in einem Korridor von 2-3 kg pro Kopf. Japan, Großbritannien und Kanada erreichen nicht ganz 2 kg. In China sind es nur 1,5 kg und in Polen sogar noch weniger. Im Bereich von weniger als 1 kg pro Kopf ist Brasilien der Spitzenreiter (0,9 kg). In Russland liegt der Verbrauch bei 0,6 kg. Indien bietet mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 0,2 kg noch ein erhebliches Wachstumspotenzial. 

Nachfrage wird bis 2025 auf 8 Millionen Tonnen steigen

Die Prognosen von Artikol für die weitere Marktentwicklung beziehen sich auf das Jahr 2025, wonach der weltweite Verbrauch auf ein Volumen von schätzungsweise 8 Millionen Tonnen ansteigen soll. Die Farben- und Lackindustrie bleibt mit 55 % oder 4,42 Millionen Tonnen der größte Abnehmer von Titandioxid. Das Wachstum dieses Pigments steht in engem Zusammenhang mit dem Wachstum des weltweiten Wohnungs-, Gewerbebau- und Verpackungsmarktes und folgt somit dem BIP.

In den letzten 40 Jahren lag das jährliche Wachstum der weltweiten TiO2-Pigmentnachfrage in 12 Jahren (einschließlich 2017) über 5 % und in 12 Jahren (einschließlich 2018 und 2019) im negativen Bereich. Die durchschnittliche Wachstumsrate in dieser Zeitspanne von 1980 bis 2020 betrug 3 % pro Jahr.

Von 1975 bis 2007 lag das jährliche Wachstum der weltweiten Titandioxid-Nachfrage bei durchschnittlich 3,8 %. Im Zeitraum von 2007 bis 2015 (1,6 %) und von 2015 bis 2020 (1,8 %) verlangsamten sich die Wachstumsraten. Die Artikol-Prognose erwartet jedoch einen starken Aufschwung. Bis 2025 liegt die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate bei 4,4 %. Die Prognosen für den Zeitraum zwischen 2025 und 2030 gehen von einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 3,6 % pro Jahr aus. Die weltweite Nachfrage wird dann ein Volumen von 9,55 Millionen Tonnen erreichen. 

Preisentwicklung

Die Preisentwicklung bei Weißpigmenten zeigt ein gemischtes Bild. In der jüngeren Vergangenheit stiegen die Preise von 2009 bis 2012 sukzessive an. Der Höhepunkt wurde 2012 erreicht, als der Preis für 1 Tonne Titandioxid deutlich über 4.445 EUR lag. Neben den Preisen war auch die Knappheit ein wichtiges Thema. Obwohl die Preise in den darauffolgenden Jahren deutlich fielen, zeigt der Trend seit 2016 wieder nach oben. Erst im Jahr 2020 sanken die Preise wieder kurzzeitig. Inzwischen liegen die Preise wieder bei knapp 3,119 EUR pro Tonne und werden in den kommenden Jahren vermutlich weiter stetig steigen. Für die Farbenhersteller ist das natürlich eine unangenehme Entwicklung. Vor allem, wenn man bedenkt, dass die Preise für fast alle Rohstoffe drastisch gestiegen sind. Bei Bautenlacken und -farben entfallen gut 28 % aller Kosten auf Titandioxid, bei Industrielacken sind es etwa 15 %. Ein höherer Preis für Titandioxid wird sich daher schnell bemerkbar machen.

Fünf Akteure beherrschen den Markt

Neben den Preisen ist auch die Verfügbarkeit ein immer wiederkehrendes Thema bei Titandioxid. Knappheiten bei Titandioxid treten in regelmäßigen Abständen auf, so auch zu mehreren Zeitpunkten im letzten Jahrzehnt, wie 2012 oder 2016/2017. Der Markt wird von einigen wenigen Global Playern beherrscht. Die fünf Unternehmen Chemours, Kronos, LB Group (ehemals Lomon Billions), Tronox und Venator halten einen Marktanteil von über 50 %, schätzt Artikol.

Im November 2020 schloss Kronos eine Anlage in Leverkusen mit einer Kapazität von 35.000 Tonnen (pro Jahr) und Venator reduzierte seine Kapazität im Werk Duisburg von 100.000 auf 50.000 Tonnen pro Jahr. Beide Sulfatanlagen befinden sich in Deutschland. Die LB-Gruppe plant, ihre Chlorid-TiO2-Kapazität auf 600.000 Tonnen pro Jahr zu erhöhen und gleichzeitig ihre Sulfat-TiO2-Kapazität von mehr als 600.000 Tonnen (pro Jahr) beizubehalten. Das Unternehmen wird außerdem mehr als 140 Millionen Euro in den Bau einer neuen Anlage zur Veredelung von Titandioxidpigmenten mit einer Kapazität von 200.000 Tonnen pro Jahr am Standort Xiangyang in China investieren.

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