Strahlenhärtende Lacke: Nischenmarkt mit großem Wachstumspotenzial

Etwa 10 % aller Farben und Lacke gehen auf strahlenhärtende Systeme zurück. Eine an sich kleinere Nische. Die Wachstumsaussichten sind aber positiv. Marktexperten erwarten Raten von 6–7 % in den kommenden Jahren. Um diese auch tatsächlich zu erzielen, müssen allerdings verschiedene Herausforderungen angegangen werden.   

Eine Grafik symbolisiert Wachstum.
Birla Carbon hat umfangreiche Wachstumspläne bekanntgegeben. Bildquelle: mohamed_hassan - Pixabay (Symbolbild).

Strahlenhärtende Lacksysteme setzten sich zuerst dort durch, wo temperaturempfindliche Substrate wie Papier oder Holz bei Raumtemperatur beschichtet wurden. Der erste Einsatz dieser Technologie fand bereits in den 1960er Jahren statt, und der endgültige Durchbruch gelang eine Dekade später. Seither wächst der Markt für strahlenhärtende Lacksysteme, unter anderem vorangetrieben durch immer strengere gesetzliche Auflagen zu emissionsarmen Lacken.

„Der UV-Lackbereich hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt und in vielen Branchen bereits als „State-of-the-art” etabliert. Eine Vielzahl von Lackherstellern hat bereits vor einigen Jahren in die Entwicklung stahlenhärtender Systeme investiert, so dass wir heute technisch bereits auf einem hohen Niveau angekommen sind“, sagt Patrick Hillebrandt von Robert Kraemer.

Marktgröße für strahlenhärtende Lacke liegt geschätzt bei 500.000 Tonnen und rund 4 Mrd. EUR

Dennoch bleiben strahlenhärtende Lacksysteme weiterhin ein Nischenmarkt. Schätzungsweise haben diese Systeme einen Anteil von 10 % am gesamten Farben- und Lackmarkt. Das Beratungsunternehmen Orr & Boss stuft den Markt auf eine Größe von 500.000 Tonnen im Volumen und etwa 4 Mrd. EUR im Wert ein. Ein wenig vorsichtiger ist die Einschätzung des Marktforschungsunternehmens IRL, das von einem Volumen von etwas über 430.000 Tonnen ausgeht. Für die Diskrepanz sorgt vor allem die unterschiedliche Einstufung des gesamten amerikanischen Marktes. IRL geht lediglich von 70.000 Tonnen für Nord-, Mittel- und Südamerika aus, wohingegen Orr & Boss eine Menge von etwa 150.000 Tonnen kommunizieren. Ein weiterer Faktor ist, dass IRL lediglich industrielle Anwendungen im Fokus hat und gänzlich auf den Bereich Druckfarben verzichtet.

Ansonsten liegen die Zahlen für die anderen Regionen relativ dicht beieinander. In Asien-Pazifik, mit über 200.000 Tonnen (215.000 bei IRL), findet sich regional der größte Markt auf der Welt. Für Europa liegen die Zahlen von IRL (143.000 Tonnen) und Orr & Boss (130.000 Tonnen) ebenfalls in einem ähnlichen Korridor. Für den Mittleren Osten und Afrika fällt die Diskrepanz erneut etwas stärker aus, da IRL lediglich 3.500 Tonnen in der Region verortet und Orr & Boss knapp 15.000 Tonnen. Bezogen auf industrielle Anwendungen zeigt sich der Nischencharakter dieses Segments erneut deutlich. Laut IRL sind lediglich 2 % aller eingesetzten Farben und Lacke strahlenhärtende Systeme.

Industrielle Holzanwendungen zählen zum Haupteinsatzgebiet von strahlenhärtenden Systemen

Wie eingangs beschrieben, zählt Holz zum Hauptanwendungsgebiet für IRL. Über zwei Drittel aller strahlenhärtenden Systeme im industriellen Bereich kommen im Segment „Holz“ zum Einsatz. Ein knappes Drittel verbraucht das Segment „Allgemeine Industrie“. Mit 0,6 % kommt ein verschwindend geringer Anteil im Segment „Automotive“ zum Einsatz.

Orr & Boss kommt auch hier zu einer unterschiedlichen Aufteilung. Das Segment „Holz“ hat laut dem Marktforschungsunternehmen einen Anteil von nur 25 %. Ebenfalls 25 % entfallen auf das Segment „Allgemeine Industrie“. Das Segment „Kunststoff“ kommt auf einen Anteil von 15 %. Den Löwenanteil schreibt Orr & Boss dem Segment „Papier, Film, Folien“ mit 35 % zu.  

Die marktüblichste Methode bei der Strahlenhärtung ist die UV-Technologie. Weltweit gehen etwa 80 % aller strahlenhärtenden Systeme auf die konventionelle UV-Technologie zurück. Die UV-LED-Technologie hält einen Anteil von etwa 10 %. Elektronenstrahl-Technologie (ESH) sieht Orr & Boss bei etwa 5 %. Die übrigen 5 % verteilen sich auf Sonstige oder hybride/Dual-Cure-Technologien.

Excimer-Härtungsgeräte stoßen auf großes Interesse

„Die LED-Technologie hat sich in den letzten Jahren aussichtsreich entwickelt, und wir können die meisten unserer Bindemittel auch mit marktüblichen LED-Lampen härten. Hier ist die Wirtschaftlichkeit auf lange Sicht sicherlich besser im Vergleich zu Quecksilberdampflampen. Aber auch im Bereich ESH und Excimer tut sich was, und die Systeme gewinnen bei bestimmten Anforderungen immer mehr an Relevanz“, sagt Hillebrandt.

Auch die Einführung von Excimer-Härtungsgeräten stößt auf großes Interesse im Markt, insbesondere in Europa. Diese Technologie bietet eine Lösung, um ultra-niedrigen Glanz und hochleistungsfähige Deko-Oberflächen zu erzielen, erfordert aber die optimale Abstimmung von Bindemittel und Formulierung, um das Potenzial der Anlage voll auszuschöpfen.

Eine ausführlichere Version dieses Marktüberblicks finden Sie in FARBE UND LACK 9/2021. Die Ausgabe ist auch online in unserer Onlinebibliothek 360° digital lesbar.

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