Rohstoffpreise: Keine Entspannung in Sicht
Die Rohstoffpreise steigen. Eine gute Einkaufsstrategie wird damit wichtiger. (Foto: Schlierner – Fotolia)
Niemand gibt gerne viel Geld aus, daher sorgt die aktuelle Preisentwicklung am Rohstoffmarkt nicht gerade für gute Laute bei Einkäufern in der Lackindustrie. Der Verband der Farben- und Lackindustrie (VdL) berichtet im März von einer Preissteigerung auf breiter Front. Seit dem Sommer 2016 hätten sich wichtige Harze um 6 %, Lösemittel um 12 % verteuert. Titandioxid liege mit 16 % sogar noch höher.
Der ganz große Aufschrei ist bisher aber ausgeblieben. Ist die Situation also wirklich so schlimm? Immerhin haben wir einige recht ruhige Jahre hinter uns, dass die Preise irgendwann mal wieder anziehen, gehört zum Spiel der Märkte.
Asien treibt die Preise
Dennoch, auch der Industrieverband Klebstoffe warnte vor wenigen Tagen vor einer sich verschärfenden Situation bei den Rohstoffpreisen. Ein wichtiger Grund sei die anziehende Nachfrage in anderen Weltregionen. Dem deutschen und europäischen Markt stehen daher geringere Importmengen zur Verfügung, mitunter werden sogar Rohstoffe vermehrt von Europa nach Asien exportiert.
Das hat auch die Finanzindustrie bemerkt und setzt zunehmend auf steigende Preise. So berichtet das Handelsblatt bereits im Januar, dass Investments in Rohstoffe im Jahr 2016 das erste mal seit 2010 wieder Gewinn erwirtschaftet hätten und zahlreiche Hedgefonds nun auf darauf wetten, dass diese sich die Entwicklung fortsetzt: Im Dezember 2016 erhöhten sie bei 18 Rohstoffklassen die sogenannten Netto-Long-Positionen um 9,7 Prozent.
Welche Optionen hat die Lackindustrie?
Die Frage stellt sich nun, wie sollen die Lack- und Klebstoffindustrie reagieren? Die Möglichkeiten scheinen begrenzt. Langfristige Lieferverträge mit Rohstofflieferanten abzuschließen scheint eine Option zu sein, birgt aber auch das Risiko, bei fallenden Preisen zur Kostenfalle zu werden. Dafür spricht, dass sich die Weltwirtschaft momentan robust zu entwickelt und auch beim Ölpreis ist noch viel Luft nach oben ist. Derzeit scheint dies das realistischere Szenario zu sein.
Anderseits weiß niemand, wann und wo der nächste Krisenherd die Weltwirtschaft durcheinanderrüttelt oder welchen Schaden beispielsweise Donald Trumps „America First“ Politik noch anrichten wird. In diesem Fall könnte es sich anbieten auf kurze Lieferverträge zu setzen, denn hier kann man schneller von sinkenden Preisen profitieren. Allerdings erhöht sich so das Risiko, schneller von steigenden Preisen erfasst zu werden.
Neue Materialien als Option
Unabhängig von der Einkaufsstrategie bleibt noch die eigene Forschung und Entwicklung. Neue Rohstoffe können günstiger sein als alte. Auch wenn sie heute oft noch teurer sind, bieten etwa biobasierte Materialen zumindest das Potenzial, in der Preisentwicklung berechenbarer zu sein, als fossile Rohstoffe, die vom volatilen Ölpreis abhängig sind. Einfach ist dieser Weg aber auch nicht, neue Formulierungen zu entwickeln und am Markt zu platzieren dauert Jahre.
Was glauben Sie, wie begegnet man steigenden und volatilen Preisen am besten? Ich freue mich auf Ihre Kommentare und Emails.