Oktober-Ausgabe // Andreas Spies im Porträt
Andreas Spies fühlt sich wohl zwischen Rhein und Nahe. Das merkt man schnell, wenn man mit ihm spricht. Für sein Ingenieur-Studium zog es ihn damals nach Bayern, in den USA schrieb er seine Diplomarbeit. Ansonsten aber verbrachte er seine gesamte berufliche Karriere in der Region um seinen Geburtsort Bad Kreuznach. Dass das geklappt hat, „ist für mich ein großes Glück“ sagt er.
Hier hat er auch den Einstieg in die Lackindustrie gefunden, damals in den 90er Jahren. Nach dem Studium arbeitete er zunächst im Messebaugeschäft. „Das hat mich sehr geprägt, weil das eine Branche ist, die keine Gnade kennt“, erinnert sich Spies. Nach knapp 3 Jahren stieß er dann zur Firma Meffert. Bei dem Bad Kreuznacher Lackhersteller lief es dann sehr gut – 13 Jahre verbrachte er dort und kann viel Gutes über seinen alten Arbeitgeber sagen. „Klaus Meffert ist ein Vollblutunternehmer und war ein sehr guter Lehrmeister für mich. Noch heute pflegen wir einen freundschaftlichen Kontakt“, erklärt Andreas Spies.
„Da kommen Sie schnell an ihre Grenzen“
So etwa über eine gemeinsame „Männergruppe“, die sich seit über 20 Jahren einmal im Jahr zum Golfspielen trifft. „Bei dieser Reise würde es auch nicht darum gehen ein paar ruhige Bälle zu schlagen“, vielmehr finden die Treffen im Rahmen eines einwöchigen privaten Golfturniers statt, das an Schauplätzen großer internationaler Turniere (meistens in Schottland) ausgetragen wird. „Golf ist ein Sport, bei dem kommen Sie schnell an ihre Grenzen“, erklärt er. „Das ist deutlich schwerer als es aussieht.“
Seit dem ersten Januar 2016 ist er nun Geschäftsführer bei der Schulz Farben- und Lackfabrik GmbH und beendete damit seinen gut siebenjährigen Ausflug ins Weingeschäft. Dort hatte er unter anderem als Geschäftsführer und Prokurist bei einem großen Direktvermarkter gearbeitet. „So richtig weg aus dem Lackgeschäft war ich aber nie“, erzählt Spies. Neben den persönlichen Kontakten las er zu „Weinzeiten“ etwa regelmäßig die Lebensmittelzeitung, ein Magazin für den Einzelhandel. Hiermit hielt er sich über Baumärkte auf dem Laufenden, der wichtigsten Zielgruppe von Schulz Farben sowie auch über die Bereiche, die er zuvor bei Meffert aufgebaut und verantwortet hatte.
Zu Schulz Farben ist Andreas Spies zu einer interessanten Zeit gekommen. Dort ist man gerade in einer großen Umbruchphase, kaum ein Bereich des Unternehmens, der nicht umgekrempelt wird. Als eine der bedeutendsten Investitionen der letzten Jahre gilt die Modulare Farbenfabrik, kurz „MoFa“ genannt. Sie ist eine der modernsten Produktionsanlagen für Bautenfarben und wurde bei Schulz Farben im Jahr 2012 eingeführt. Die vollautomatisierte Anlage ist das Herzstück der Produktion – sie stellt die sogenannten Module, die Ausgangsstoff für die Produktqualitäten von Schulz Farben sind her. Je nach zugrundeliegender modularisierter Rezeptur werden durch Zugabe von verschiedenen Additiven die jeweiligen Endprodukte veredelt. „Seit die MoFa die Produktion von Schulz Farben revolutionierte, ist vieles einfacher und effektiver geworden. So können wir sehr flexibel auf Kundenwünsche reagieren und auch große Produktionskapazitäten in kürzeren Durchlaufzeiten realisieren. Des Weiteren befinden wir uns derzeitig in einer konsequenten Weiterentwicklung des modularen Gedankens sowie dessen Ausdehnung auf das gesamte Produktportfolio“, erklärt Andreas Spies.
Die IT macht den Unterschied
Aber nicht nur die Produktion wandelt sich. Auf dem Weg zur Industrie 4.0 ist vor allem eine moderne, zuverlässige IT besonders wichtig. So investierte Schulz Farben bereits in den letzten 2 Jahren in eine neue ITK-Lösung und modernisierte seine gesamte Infrastruktur; zum Jahreswechsel 2016 erfolgte dann der Roll-out eines neuen unternehmensweiten ERP-Systems. „Das war wie eine Operation am offenen Herz und ohne Narkose“, sagt Spies. Man habe Lieferverträge und könne ja nicht mal eben zumachen, erklärt er und ergänzt zugleich, dass Schulz Farben nun den rasant zunehmenden Digitalisierungsanforderungen des Baumarktgeschäfts bestens gewappnet sei.
Richtig stolz ist das Unternehmen außerdem auf sein neues Prognosetool, das parallel eingeführt wurde. Die Software, die mit einer in Fachkreisen angesehenen deutschen Universität entwickelt wurde, errechnet für jeden Stammartikel im Sortiment anhand historischer Absätze den voraussichtlichen Bedarf in den kommenden Monaten. Die Prognosen sind äußerst treffsicher und werden hierbei trendkorrigiert, d.h. mit aktuellen Absatzzahlen, gegenwärtigen und historischen Lokalwetterdaten sowie europaweiten Feiertagen und Großereignissen, wie beispielsweise der Olympiade, ausgegeben.
Andreas Spies ist sich sicher: Die vielen erfolgreich abgeschlossenen IT-Projekte sowie die Investitionen im Bereich Produktion werden sich auszahlen und unsere Marktposition stärken sowie unser Unternehmen zukunftssicher machen. „Wir sind nicht das größte Unternehmen“, erklärt Spies weiter, „das ist aber auch nicht unser Ziel. Unser Ziel ist es, das produktivste Unternehmen zu sein.“
Jan Gesthuizen