Obwohl sich in unserer Branche in Sachen Digitalisierung in den letzten fünf Jahren eine Menge getan hat, besteht Verbesserungsbedarf“

Christoph Maier, Abteilungsleiter Wirtschaft und Finanzen beim Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL), über Herausforderungen der Digitalisierung und aktuelle Verbandsprojekte.

Wie ist der Stand der Dinge bei der Digitalisierung der deutschen Farbenindustrie?

Christoph Maier:Obwohl sich in unserer Branche in Sachen Digitalisierung in den letzten fünf Jahren eine Menge getan hat, besteht Verbesserungsbedarf. Gründe für eine Verzögerung bei der Umsetzung digitaler Prozesse liegen vor allem in der hohen Komplexität der Abläufe rund um die Entwicklung und Produktion der Beschichtungsstoffe mit vielen tausend Rezepturen von der Rohstoffbeschaffung bis zum Endkunden. Da diese Vorgänge nicht mit einem Softwareanbieter zu lösen sind, hat sich bei den Unternehmen häufig eine Vielzahl spezieller IT-Programme etabliert, die als Insellösungen existieren.

Welche Herausforderungen erwarten die Unternehmen und ihre Mitarbeiter?

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Christoph Maier, Abteilungsleiter Wirtschaft und Finanzen, VdL

Maier:Die wichtigste Aufgabe wird es sein, diese verschiedenen Programme in den Unternehmen zusammenzuführen, sodass die Prozesse von der Rohstoffbeschaffung bis zur Auslieferung zum Kunden in einem abgebildet werden können. Doppeleingaben von Daten gehören dann der Vergangenheit an. Deutlich erschwert wird dieser Vorgang durch viele Kundenanforderungen der Industrie und des Handels, die wiederum ihre eigenen Softwarestandards haben und eine entsprechende Kompatibilität mit ihren Systemen erwarten. Überdies besteht im IT-Bereich ein akuter Fachkräftemangel, der eine schnelle Umsetzung oft verhindert.

Welche Hilfestellungen bietet hier der VdL?

Der VdL hat bereits einige Veranstaltungen und Workshops mit Softwareanbietern durchgeführt, auf welchen Konzepte, wie z.B. elektronische Einkaufsplattformen für Rohstoffe, Laborsoftware, Anwendungen für die digitale Erstellung von erweiterten Sicherheitsdatenblättern für Giftinformationszentralen, vorgestellt wurden. Diese Aktivitäten gilt es noch zu verstärken. Der VdL selbst hat ein Digitalisierungsprojekt über alle Bereiche gestartet, in deren Folge er u.a. ein Veranstaltungs-Softwaretool eingeführt hat. Zurzeit wird eine neue Mitgliederplattform für die VdL-Firmen etabliert, die die Kommunikation vereinfachen und allen Teilnehmern das Netzwerken erleichtern soll.

Das Interview führte Silke Karl.

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