Marktübersicht Strahlenhärtung: Weiter aufdrehen
Die Marktgröße in 2019 für strahlenhärtende Beschichtungen schätzen die Marktforscher von Markets and Markets (MaM) auf ein Volumen von 500.000 Tonnen. Mit einem Anteil von 45 % ist der Raum Asien-Pazifik die größte Markt. Nordamerika folgt dahinter und hält einen Anteil von 25 % und wird von Europa mit 22 % gefolgt.
In Europa haben Holzbeschichtungen und die grafische Industrie einen erheblichen Bedarf an strahlenhärtenden Lacken. In Nordamerika dominiert der grafische Sektor mit UV-Beschichtungen und UV-Klebstoffen. Die Situation im Raum Asien-Pazifik (APAC) ist jedoch anders. UV-gehärtete Filmresists, Druckplatten, Halbleiterresists und Farbfilterresists werden in großem Umfang für Halbleiter, Leiterplatten, Druckplatten und andere Komponenten verwendet. In Indien werden mehr als drei Viertel der strahlengehärteten Produkte von Druckfarbenherstellern verwendet.
Am schnellsten wachsendes Segment
In der jüngsten Vergangenheit ist, laut MaM, das Segment der strahlenhärtenden Lacke mit einer fast zweistelligen Rate gewachsen. Diesen Trend bekräftigt Michela Fusco von Allnex mit ihrer Einschätzung zum Markt: „Strahlenhärtende Systeme sind eine der am schnellsten wachsenden Technologien innerhalb der Lackindustrie. Es wird erwartet, dass der Markt mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von über 4 % wachsen wird“. Fusco betont aber, dass die Wachstumserwartungen im Zuge der globalen COVID-19-Krise sicherlich neu bewertet werden müssen.
Auch Clémence Poncet von Arkema sieht dies ähnlich: „In den letzten Jahren hat der Markt für UV-härtende Lacke eine Wachstumsrate gezeigt, die nicht nur im Vergleich zum Lackmarkt, sondern auch im Vergleich zum BIP höher ist. In einem gesättigten Markt wie Europa wird die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate auf etwa 3-4 % geschätzt, wobei es starke Schwankungen je nach Endanwendung und Sättigung des Segments in Richtung UV-Technologie gibt“.
Die Expertin von Arkema erwartet, dass der Markt in den kommenden Jahren weiter wachsen wird, angetrieben durch die Entwicklung hin zu umweltfreundlichen Druckfarben- und Beschichtungssystemen in Verbindung mit zunehmenden Einschränkungen durch die Gesetzgebung zum VOC-Gehalt.
Asien liegt vorne
„Aus regionaler Sicht bleibt China der größte und am schnellsten wachsende Markt für UV, obwohl wir auch in den gesättigten Märkten Nordamerikas und Europas Chancen für die Umstellung auf die Radcure-Technologie bei verschiedenen Lackanwendungen sehen“, sagt Fusco. Auch Indien und Südostasien werden aufgrund geografischer Verschiebungen innerhalb der Wertschöpfungsketten in der Automobilindustrie, der Elektronik und der Holzindustrie in Asien immer interessanter.
Laut Fusco sei die Wettbewerbslandschaft auf dem Markt regional unterschiedlich: „In China hat der Vorstoß der Regierung für die Einführung umweltfreundlicherer, VOC-armer Technologien das Wachstum der Radcure-Beschichtungstechnologie weitgehend begünstigt, obwohl die lokalen Akteure zunächst ihr Formulierungs- und Anwendungs-Know-how in dieser Technologie entwickeln müssen, was die Einführung dieser Technologie möglicherweise verlangsamt hat“. In den gesättigten Märkten Europas und Nordamerikas sehe sie, dass die Verbesserungen des Oberflächenaussehens und der Leistung erzielt werden.
Hohe Kosten hindern weiteres Marktwachstum
In diversen gereiften Märkten sei der Marktanteil der UV-Härtung im Vergleich zu anderen Technologien nach wie vor gering, wie Poncet ausführt. „Eine wesentliche Einschränkung ist die Notwendigkeit, bestehende Produktionslinien umzurüsten. Lösungsmittelbasierte Lacke behalten weiterhin einen hohen Marktanteil, was zum Teil auf die Kosten des Systems zurückzuführen ist, vor allem aber auf die hohen Investitionen, die für die Installation neuer UV-Härtungsanlagen erforderlich sind.“
„Die verbleibenden technologischen Beschränkungen, die anfänglichen Investitionskosten und die preisliche Wettbewerbsfähigkeit für Anwendungen im unteren Preissegment sind alles Faktoren, die verhindern, dass die Strahlenhärtung zum jetzigen Zeitpunkt zu einer Mainstream-Lösung wird“, sagt Fusco. Mit sinkenden Einrichtungskosten und einer Total Ownership-Lense, die den Kostenvorteil der Technologie durch Energie, Zeit, Arbeitskraft und geringeren Platzbedarf berücksichtigt, könne die Strahlenhärtung jedoch bereits jetzt die wirtschaftlichen Erwartungen einer breiteren Palette von Beschichtungsanlagen erfüllen, laut Fusco.
Ausblick bleibt positiv
Die Hauptvorteile der UV-Härtung, wie Leistung, Produktivität und geringe Umweltbelastung werden die Durchdringung der Technologie auf dem gesamten Lackmarkt unterstützen, ist sich Poncet sicher. Die Lackhersteller investieren weiterhin in die Entwicklung innovativer Produkte. Ein Paradebeispiel dafür seien die zunehmenden Investitionen in die UV-LED-Technologie für wärmeempfindliche Substrate, wie Poncet anmerkt. „Darüber hinaus schafft der Trend zu funktionelleren Beschichtungen mit verbesserter Leistung und Oberflächenfunktionalitäten neue Möglichkeiten für die UV-Härtung, unterstützt durch die jüngsten Fortschritte in der Anlagentechnik“.
Sowohl die zu beobachteten Markentwicklungen als auch die Herausforderungen, stellen für Fusco Chancen für die UV-Härtung auf dem breiteren Lackmarkt dar. „Innerhalb des aktuellen Leistungsprofils von UV-/Strahlenhärtendenlacken sehen wir mehrere Möglichkeiten, die Nachfrage zu steigern, indem wir die traditionellen Vorteile der UV-Härtung mit den Schmerzpunkten in Anwendungen, die neu in dieser Technologie sind, in Einklang bringen. Da wären Anwendungen, die Kapazitäts- und Kostenverbesserungen durch erhöhte Geschwindigkeit anstreben, wie etwa der Markt für Bauprodukte im Außenbereich. Neue Möglichkeiten ergeben sich auch für Lackformulierer, die eine Marktdiversifizierung mit spezialisierter UV-Formulierungskompetenz anstreben“, sagt Fusco.
Damir Gagro
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Dieser Artikel ist in einer ausführlicheren Version in FARBE UND LACK 5/2020 erschienen. Die komplette Version ist in der Digitalbibliothek 360° verfügbar.