Marktübersicht Korrosionsschutzlacke: Auf dem Abstellgleis?

Der Bedarf an Korrosionsschutzbeschichtungen ist stark an die öffentlichen Ausgaben für die Infrastruktur gekoppelt. Derzeit stocken viele Projekte und dadurch spiegelt der aktuelle Verbrauch nicht die Nachfrage wider. In den nächsten Jahren soll sich der Markt aber positiver entwickeln.

Marktübersicht Korrosionsschutzlacke: Auf dem Abstellgleis? Bildquelle: Stefan – stock.adobe.com
Marktübersicht Korrosionsschutzlacke: Auf dem Abstellgleis? Bildquelle: Stefan – stock.adobe.com -

Den Markt für Korrosionsschutzbeschichtungen im Jahr 2018 stuft das Marktforschungsunternehmen IRL auf eine Größe von 74 Mio. Tonnen im Volumen und 26,5 Mrd. EUR im Wert ein. Die Datenlage bezieht sich jedoch nur auf 21 Länder. Grand View Research liegt mit den Prognosen ebenfalls im ähnlichen Korridor und schätzte den Markt auf einen Wert von 27,1 Mrd. EUR.

Die Erwartungen für die kommenden Jahre sehen ebenfalls positiv aus. IRL prognostiziert ein Wachstum von über 2 Mio. Tonnen bis zum Jahr 2023. Damit würde das Volumen auf knapp 9,5 Mio. Tonnen steigen.

Löwenanteil wurde in der Region Asien-Pazifik verbraucht

Der Marktwert würde um mehr als 7 Mrd. EUR auf 33,6 Mrd. klettern. Der größte Verbrauch an diesen Lacksystemen war 2018 in Asien-Pazifik zu verzeichnen, etwa 84 % (6,2 Mio. Tonnen) des globalen Gesamtvolumens (Abb. 1). Diese Region wird laut IRL auch für den wesentlichen Anteil der Volumensteigerung verantwortlich sein. Für 2023 erwarten die Marktforscher einen Verbrauch von fast 8,1 Mio. Tonnen in der Region.

Einen deutlich geringeren Verbrauch im Volumen identifizierte IRL für den gesamten amerikanischen Kontinent. Nicht ganz 7 % des gesamten Volumens an Korrosionsschutzbeschichtungsstoffen wurden im letzten Jahr in dieser Region verbraucht. Dennoch sind die knapp 0,5 Mio. Tonnen, global gesehen, der zweithöchste Verbrauch. Die Menge soll aber bis 2023 auf über 0,6 Mio. Tonnen steigen.

Auf dem dritten Rang, in Bezug auf die Verbrauchsmenge, steht Europa. In dieser Region lag der Verbrauch im letzten Jahr, laut IRL, bei 0,4 Mio. Tonnen. Ein leichtes Wachstum soll auch hier eintreten. Die Marktforscher prognostizieren hier ein Volumen von 0,45 Mio. Tonnen in 2023. Einem leichten Wachstumstrend stimmt auch der europäische Dachverband der Farben- und Lackhersteller, CEPE, zu. Seit 2014 hat der Binnenabsatz im Jahresvergleich stetig zugenommen, wenn auch nur leicht. Lediglich von 2015 auf 2017 gab es einen leichten Rückgang von 0,7 %. Der Verband geht jedoch für den Binnenabsatz nur von einem Volumen von knapp über 0,2 Mio. Tonnen aus. In die Statistiken fließen jedoch nur Zahlen ein, die vom im Verband organsierten Unternehmen gemeldet werden.

Grafik

Den geringsten Verbrauch verzeichnete die Region Mittlerer Osten und Afrika mit 0,29 Mio. Tonnen. Auch werden nur leichte Zuwächse in den kommenden drei Jahren erwartet. Bis dahin soll die Verbrauchsmenge auf 0,33 Mio. Tonnen steigen. Unter den zwölf Unternehmen, die den größten Marktanteil im Segment Korrosionsschutzbeschichtungsstoffe halten, befinden sich lediglich drei europäische Firmen (Akzo Nobel, Jotun und Hempel). Die Gruppe der restlichen neun Lackhersteller haben ihre Hauptsitze in den USA (PPG, Sherwin-Williams und RPM), China (Dowill und Chugoku), Japan (Nippon Paint) und Südkorea (KCC).

Investitionsstau trübt Prognose für Deutschland ein

Aus Sicht der Marktforscher dürften die Produzenten von Korrosionsbeschichtungsstoffen einem weiteren, wenn auch in Europa geringen, Wachstum entgegenblicken. In Deutschland ist die Branche jedoch weniger optimistisch. In 2018 lag die Verkaufsmenge von 45.000 Tonnen im Wert von 180 Mio. EUR, wie der VdL verkündete. Die Zahlen für 2019 werden erst in den kommenden Wochen vorliegen, dennoch kann von einem leichten Rückgang ausgegangen werden. Ein Grund könnte der Investitionsstau in Städten und Kommunen sein, der ein Rekordniveau erreicht hat. In 2018 summierten sich überfällige Investitionen auf 159 Mrd. EUR – natürlich sind hier nicht nur Projekte erfasst, die direkt mit Korrosionsschutz in Verbindung stehen. Dass sich der Investitionsstau in Deutschland nur langsam auflöst, liegt mittlerweile nicht mehr zuerst an Geldmangel. Es fehlt häufig schlicht an Projekten, die schnell umgesetzt werden können.

Gründe für die Trägheit gibt es viele. Die Bauwirtschaft ist derzeit ohnehin ausgelastet, sodass nicht nur die Preise steigen, sondern öffentliche Auftraggeber nur schwierig Firmen finden. Schließlich ist der Staat mit seinen bürokratischen Prozessen nicht immer ein beliebter Bauherr. Ein anderes großes Problem: Der Bund, Länder und Kommunen haben nicht genug Planungskapazitäten, um Projekte voranzubringen. Das Handelsblatt führte hierzu folgendes Beispiel an: Allein die Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt schätzt, dass ihr mindestens 500 Ingenieure fehlen, um die hunderte Schleusen und 7.300 Kilometer Flüsse und Kanäle zu sanieren. In den Kommunen, die Straßen oder Schulen planen, sieht es nicht besser aus. In vielen Ämtern herrscht akuter Personalmangel, der sich auf die Schnelle nicht beheben lässt. Die Sparrunden der Vergangenheit dürften sich jetzt rächen.

Von Damir Gagro

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