Lackmarkt Ostafrika: Volatil aber mit Potenzial

Seit November 2015 betreibt der Schweizer Lackhersteller Monopol Colors eine Produktion in Kenia. Ostafrika gilt als boomende Region auf dem Kontinent. Inhaber und Geschäftsführer Lionel Schlessinger spricht über die Potenziale und die Herausforderungen in der Region.

Monopol Colors Geschäftsführer Lionel Schlessing sieht Potenzial in Ostafrika -

Sie sind seit drei Jahren in Ostafrika mit einer eigenen Produktionsanlage vertreten. Wieso haben Sie sich für Kenia entschieden und wie entwickelt sich der Standort?

Lionel Schlessinger: Wir beliefern bereits seit Jahren einen Kunden in Tansania mit unseren Lacken aus Indien. Wir wollten näher am Kunden sein und haben daher lange nach einem idealen Standort gesucht. In Kenia haben wir den richtigen Partner gefunden und daher fiel die Entscheidung dort einen Standort zu eröffnen.

Der Standort entwickelt sich langsam aber konstant. Mit 15 Mitarbeitern stellen wir 30 bis 40 Tonnen Lack pro Monat her, vornehmlich für Bandbeschichtungen, den Korrosionsschutz und die allgemeine Industrie. Einen Rückschlag mussten wir in der zweiten Jahreshälfte 2017 hinnehmen. Durch die Präsidentschaftswahlen und den damit verbundenen politischen Unruhen wurde die Wirtschaft heruntergefahren. Die Auswirkungen sind noch im ganzen Land zu spüren. Dennoch haben sich die Geschäfte in 2018 bisher gut entwickelt. Die Verluste aus dem letzten Jahr konnten aber nicht kompensiert werden.

Kenia hat mit etwa 80 % eine sehr hohe Alphabetisierungsrate und daher findet man hier gut ausgebildetes Personal. Auch im Bericht „Ease of Business“ der Weltbank schneidet Kenia vergleichsweise gut ab. Dort belegt das Land unter 160 Nationen den 80. Platz.

Wie bewerten Sie den derzeitigen Markt für Farben und Lacke in Ostafrika?

Schlessinger: Die Region würde ich als einen sehr volatilen Markt bezeichnen. Der Bedarf an z.B. Infrastruktur ist da. Investitionen aus Indien und China zeigen, dass in der Region Potenzial für Wachstum gesehen wird. Unternehmen aus anderen afrikanischen Ländern, in denen die politische Instabilität noch höher ist, verlagern ihre Aktivitäten ebenfalls in diese Region.

Neben Kenia ist in Ruanda die Lage ebenfalls stabil und der Markt boomt. Tansania hatte sich gut entwickelt, die neue Staatsführung ist aber wirtschaftsfeindlicher. Das müssen wir noch abwarten.

Dennoch muss man sagen, dass Afrika insgesamt sehr instabil ist. Eine latente Gefahr, dass das Investment auf null gefahren wird besteht jederzeit.

In welchen Regionen Afrikas und in welchen Segmenten für Farben sehen Sie weiteres Potenzial?

Schlessinger: Ostafrika steht in den Startlöchern. Es handelt sich um ein großes Gebiet. Der Deko-Markt ist sicherlich das Segment, das am gewaltigsten wächst. Aber auch andere Segmente, wie etwa Automobillacke oder Industrielacke, zeigen eine gutes Wachstumspotenzial und eine erfreuliche Entwicklung.

Wo liegen die Herausforderungen für europäische Lackhersteller in Ost-afrika bzw. in Kenia?

Schlessinger: Neben der politischen Instabilität sind die Anfeindungen der Staaten untereinander eine weitere Herausforderung. In einigen Fällen ist es einfacher Farben aus Indien oder der Schweiz nach Tansania zu liefern, als von Kenia aus. Die Stammeskulturen bremsen ein Wachstum ebenfalls aus.

Die gewaltige Korruption ist auch ein Problem. Es wird viel unter der Hand gemacht. Auch der wachsende Einfluss der Chinesen ist eine Herausforderung. Sie treten mit ihren Investitionen aggressiv in den afrikanischen Markt ein und verdrängen auf diese Weise den Wettbewerb.

Wo sehen Sie die deutlichsten Unterschiede zur Schweiz?

Schlessinger: Der deutlichste Unterschied zur Schweiz ist der Qualitätsanspruch. Dieser liegt in Kenia nicht wirklich vor. Da Ostafrika sehr preisgesteuert ist, ist es auch schwierig ein vernünftiges Qualitätsniveau im Markt zu etablieren. Das wird sich sicherlich ändern, aber nur sehr langsam.

Mit anderen Mentalitäten zu arbeiten ist immer herausfordernd. Dieses gilt überall und ist nicht speziell auf das außereuropäische Ausland begrenzt. Im Vergleich zu der Schweiz fällt mir aber auf, dass es in Kenia schwieriger ist die Mitarbeiter zu motivieren. Anreize und Ansprachen, wie man sie ihr in der Schweiz gewohnt sind, erzielen nicht dasselbe Ergebnis bei der Mitarbeitermotivation.

Das Interview führte Damir Gagro

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