Interview: „Erst unter Druck ändert man was“
Sie feiern in diesem Jahr 20-jähriges Firmenbestehen. Gibt es konkrete Pläne im Jubiläumsjahr für Ihr Unternehmen?
Thomas Grüner: Mit unserem Geschäft decken wir vorrangig den Bedarf an Kleinstmengen ab. Wir sehen uns als Ergänzung zum bestehenden Markt, was die Mindestabnahmemenge angeht. Konkrete Pläne haben wir in Bezug auf Digitalisierung, Effizienz und Wachstum. In Verbindung mit unseren Expansionszielen verfolgen wir unsere internen Pläne. Wir möchten weiterhin den Bedarf an Kleinstmengen bedienen, unseren Output aber steigern. Dahingehend werden wir investieren. Wir peilen ein für unsere Maße, deutliches Wachstum an. Dieses geschieht auch über Kooperationen mit anderen Lackherstellern, für die wir als verlängerte Werkbank dienen. Die konsequente Verlagerung der Kleinmengen auf uns, reduziert die tatsächlichen Kosten und schafft innerbetriebliche Freiräume, die den größeren Lackhersteller sehr willkommen sind. Jedoch streben wir mittelfristig keine klassische Lohnfertigung mit konkreten Rezepturvorgaben an.
Sie sind bereits seit 40 Jahren in der Branche tätig. Was läuft gut?
Grüner: Ich bin der festen Überzeugung, dass die deutsche Lackindustrie technologisch gesehen Weltmarktführer ist. Bei uns liegt die Keimzelle, ob nun in den Hochschulen oder in den Betrieben selbst. Es werden fantastische Produkte entwickelt, formuliert und in den Markt gebracht. Auch der Aspekt des Umweltschutzes ist hier zu nennen. Die Branche hat einen erheblichen Beitrag dazu geleistet die Umweltbilanz insgesamt zu verbessern. Nicht nur durch die Produkte selbst, sondern auch in den Prozessen. Leider wird dies kaum in der Öffentlichkeit wahrgenommen.
Was läuft hingegen nicht so gut?
Thomas Grüner
Geschäftsführer Kaddi Lack
Grüner: Da ist die öffentliche Wahrnehmung zu nennen. Hier muss unsere Branche positiv auf sich aufmerksam machen. Was schwierig für Kleinstbetriebe ist, sind die Regularien und Auflagen der Behörden. Diese treffen kleine Unternehmen genauso wie große Firmen. Nur müssen die kleinen Betrieben die bittere Pille schlucken, dass sie solche Auflagen schlecht abfedern können. Hier wünsche ich mir eine Haltung etwa nach dem Motto: „Lasst doch mal die Kleinen nach vorne“. Ich habe aber keine Lösung parat, wie man so etwas umzusetzen kann. Vielleicht sollten kleine Betriebe stärker unterstützt werden oder mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommen.
Ein weiterer Punkt ist, dass angebliches Herrschaftswissen vermittelt wird. So nenne ich das. Anstatt es auch mal sportlich zu sehen und sich untereinander auszutauschen oder sich gegenseitig zu helfen. Man muss ja nicht dem direkten Wettbewerber offenlegen, weshalb man die Nase vorn hat. Aber man kann sich doch mal gegenseitig beschnuppern und dann vielleicht helfen. Zum Glück gibt es Beispiele in unserer Branche, dass das funktioniert. Doch leider wird das oft verhindert und ist ein Generationenproblem.
Welche Gefahren sehen Sie für die Branche?
Grüner: Vielleicht sind wir zu bequem geworden. Sich Neuem verweigern oder sich nicht auf den Prüfstand zu stellen, sind für mich Wohlstandsausreden. Wenn man unter Druck steht, dann ändert man auch etwas. Aber die Lackbranche ist zu sehr von sich als Branche überzeugt. Ein Beispiel ist das Thema Digitalisierung. Diese wird oft als fremde Branche angesehen, obwohl es doch nur ein Instrument für uns ist. So verschließt man sich lieber. Neuen, innovativen Entwicklung begegnet man in unserer Branche leider eher mit Skepsis. Ein lähmendes Argument hört man immer wieder: „Wenn es so gut wäre, dann hätte es doch schon längst jemand erfunden“. Ich wünsche mir eine Denkweise, die hinterfragt, ob es Verfahren, Prozesse oder Wege gibt, die uns nach vorne bringen.
Viele Lackhersteller haben es nicht geschafft die letzte Krise zu überstehen. Ich betrachte vieles auch aus einer parallelen Sicht, aus der des Leiters des Deutschen Industrielackmuseums. Es ist traurig, wenn man sieht welche Lackfabriken bzw. Lackhersteller in den letzten fünf bis zehn Jahren geschlossen haben, schließen mussten oder übernommen worden sind. Ich versuche hier auch die Gründe zu analysieren. Als Museumsleiter bekomme ich die Gründe wohl etwas ehrlicher genannt. Hiervon profitiere ich und lerne als Geschäftsführer für meinen Betrieb.
Das komplette Interview lesen Sie in der Augustausgabe der FARBE UND LACK.