Interview: „Entwicklung von Spezialacrylaten wird immer wichtiger“
Herr Tupker, welche Entwicklungen haben zum Ausbau der Produktionskapazitäten geführt?
Robert Tupker: Am Standort Worms produzieren wir hauptsächlich Acrylatdispersionen und dafür war die Nachfrage sehr stark. Deshalb haben wir die Erweiterung bereits vor einigen Jahren geplant, als wir erkannten, dass wir an die Kapazitätsgrenzen stoßen und sie so konzipiert, dass sie die zusätzlichen Möglichkeiten berücksichtigt, die unsere Kunden von uns erwarten.
Da die Produktion in Worms bereits seit langem in Betrieb ist, hatten wir einen guten Ausgangspunkt für unsere Investition. Darüber hinaus ist der Standort im Herzen Europas gelegen. Die vorhandene Infrastruktur bietet einen großen Vorteil, da viele unserer Lieferanten und Kunden sich in der Nähe dieses Standortes befinden.
Die neue Produktionslinie ist nun voll funktionsfähig, aber die Grenzen der Möglichkeiten in Worms haben wir noch nicht erreicht. Wir haben eine lange Erfahrung in der Optimierung unserer Produktionsprozesse, um sicherzustellen, dass immer genügend Kapazität für weiteres Wachstum verfügbar ist.
Robert Tupker ist President Functional Solutions bey Synthomer.
Wie beurteilen Sie den Markt für diese Bindemittel?
Tupker: Der Markt für Acrylatdispersionen wächst stark. Die weitere Marktentwicklung ist schwer vorhersehbar, da das wirtschaftliche Umfeld auf und ab geht. In diesem Segment liegen wir aber immer noch über dem BIP. Vor allem die Nischen im Bereich der Spezialitäten sind sehr attraktiv. So zeigen beispielsweise hochwertige Bindemittel für wasserbasierte Holzlacke, neue Anwendungen im Bereich technischer Textil- und Faserbeschichtungen oder Haftklebstoffe für Spezialklebebänder ein starkes Wachstum.
Die regulatorischen Entwicklungen, wie die Senkung des VOC-Gehalts in unserer Industrie, unterstützen diesen Trend und werden zu weiterem Wachstum führen. Die Entwicklungen bei Bioziden, zum Beispiel, führen dazu, dass Kunden nach Alternativen und Innovationen suchen. Mit unserer Expansion in Worms sind wir bestens aufgestellt, um diese Anforderungen zu erfüllen.
Ist der Bedarf an Alternativen gerade in der Region, in der Sie investiert haben, gegeben?
Tupker: Die regulatorischen Aspekte betreffen grundsätzlich die gesamte EU, so dass die Nachfrage in allen Regionen gegeben ist. Einige Länder, wie zum Beispiel Deutschland, sind innovationsfreudiger und im Allgemeinen sind die Menschen hier sehr offen für Verbesserungen und suchen stetig nach umweltfreundlicheren Lösungen. Deutschland und die nordischen Länder stehen dabei an vorderster Front, aber es sind natürlich nicht nur diese beiden Regionen. Ich würde deshalb sagen, sie sind den anderen vielleicht ein wenig voraus.
Die neuen Produktionslinien sind voll automatisiert. Wird dies zum Verlust von Arbeitsplätzen führen?
Tupker: Das wird es nicht. Wir expandieren, also erweitern wir die Kapazität. Und diese neue Kapazität ist natürlich weitgehend automatisiert. Wir stellen aber auch Personal ein, denn es gibt noch genügend Aufgaben in der Produktion, die von Hand erledigt werden müssen, insbesondere auf der Materialein- und -ausgangsseite. Die Anlage kann daher nicht vollständig automatisiert werden.
Die Entwicklung von Spezialacrylaten für eine bestimmte Anwendung und die Auslegung der Anlagen zu ihrer Herstellung wird immer wichtiger. So erfordern zum Beispiel die Einschränkungen bei der Verwendung von Bioziden ein hohes Maß an Anlagenhygiene, denn Sie wollen jedes Risiko einer Kontamination vermeiden. Mit der Erweiterung im Werk Worms erhöhen wir das Niveau der Betriebshygiene weiter und minimieren das Kontaminationsrisiko. Es geht um Automatisierung, aber auch darum, neue Wege zu finden, um bessere Produkte sicher herzustellen.
Welche konkreten Pläne haben Sie für weitere Investitionen oder Kapazitätserweiterungen?
Tupker: Wir investieren stetig weiter. In unserem Geschäftsbereich liegt der derzeitige Fokus auf der Expansion in den USA, in South Carolina. Wir kommen dort in die letzten Phase der Investition und bauen weitere Kapazitäten für Spezialitäten für den US-Markt auf. Auch in unserem Werk in Frankreich werden die Erweiterungs- und Modernisierungsmaßnahmen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Derzeit müssen wir noch auf die behördliche Genehmigung für die Übernahme von Omnova warten. Wir gehen davon aus, dass diese Genehmigung noch in diesem Jahr vorliegt. Wir werden dann die nächsten Schritte für weitere Investitionen sowie für die Realisierung versprochener Synergien prüfen. Die Portfolios der beiden Unternehmen sind sehr komplementär und passen gut zusammen. Durch diese Akquisition werden wir unsere globale Präsenz stärken. Dabei sind die Bereiche Beschichtungen und Klebstoffe sowie Bauprodukte und technische Textilien wichtige Wachstumssegmente sowohl für Omnova als auch für uns.
Das Interview führte Damir Gagro
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