Interview: „Additivgeschäft bleibt fragmentiert“
Wie bewerten Sie den Additivmarkt?
Gops Pillay: Das Additivgeschäft ist ein wichtiger Bereich für die BASF. Diese Rohstoffe erhöhen den Wert einer Lackformulierung, da sie bestimmte Eigenschaften, wie z.B. nachhaltige Elemente, oder verschiedene Eigenschaften oder Funktionalitäten in einem Produkt ermöglichen können. Daher erwarten wir einen wachsenden Markt.
Der Lackmarkt wächst um 2,8 %, und der Additivmarkt wächst mindestens doppelt so stark. Die Prognosen liegen im weltweiten Durchschnitt bei rund 5%. Meiner Meinung nach wird diese Prognose für die nächsten zehn Jahre ihre Gültigkeit haben. In bestimmten Segmenten werden wir natürlich ein überproportionales Wachstum sehen. Wir gehen davon aus, dass wir schneller als der Markt wachsen werden.
Inwieweit werden Sie Ihre Aktivitäten in diesem Bereich verstärken?
Gops Pillay
President, Dispersions & Pigments, BASF
Pillay: Wir haben und werden weiter in unsere Anlagen für Dispersionen, Additive und Harze investieren. Wir investieren in Wachstum. Wir werden die Innovationsbudgets oder Investitionen nicht verringern. Der Ansatz, wie wir investieren, wird immer smarter und damit effizienter. Und das gilt auch für unser Additivgeschäft. Mit unserem Dispersionsgeschäft sind wir in allen Regionen der Welt stark vertreten, und wir verstärken nun dahingehend auch unser Additivgeschäft. Auf Konzernebene investieren wir rund 2 Milliarden EUR. Bei den Investitionen in unser Additivgeschäft handelt es sich demnach um eine signifikante dreistellige Summe.
Auf welche Regionen fokussieren Sie sich, um Ihr Unternehmen zu stärken?
Pillay: In unserem Dispersionsgeschäft sind wir weltweit präsent. In diesem Zusammenhang investieren wir kontinuierlich in Asien und der gesamten ASEAN-Region. Der nächste Schritt ist der Aufbau dieses globalen Netzwerks für unser Additivgeschäft. Dazu haben wir in den USA, in unseren Werken in den Niederlanden, in Deutschland und in China investiert. Die Möglichkeiten sind nun gegeben, Additive in weiteren Regionen herzustellen. Wir müssen unseren Kunden nicht folgen, da wir bereits dort sind. China zum Beispiel setzt Vorschriften durch, und wir freuen uns darüber. Denn unsere Kernkompetenz sehen wir in wasserbasierten Lösungen für die Farben- und Lackindustrie. Nicht nur in China, sondern auch in Europa und den USA verfügen wir über Anlagen vor Ort, um an diesem Wachstum zu partizipieren. Lösungen für das Substrat Holz sind zum Beispiel gegenwärtig in Europa sehr gefragt, aber die Nachfrage wächst auch in den USA und Asien. Dies ist ein weiteres Beispiel, bei dem wir mit unserer Strategie Potenziale im globalen Markt für uns sehen.
Was sind die aktuellen Kundenanforderungen an Additive?
Pillay: Die Kundennachfrage war oft auf Preissenkungen ausgerichtet. Das verschiebt sich mittlerweile. Es ist nicht nur eine Frage des Preises für einen Rohstoff, der eine höhere Funktionalität bietet, sondern die Gesamtkosten im Einsatz, die Cost in use, sind viel attraktiver und daher stärker im Fokus. Um ein besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis zu erzielen, braucht es Innovationen. Und die Reputation der Marke ist ebenfalls sehr bedeutend. Der Markt verlangt Farben mit niedrigem bis keinen VOC-Gehalt. Es geht vermehrt dahin weniger chemische Beschreibung, aber mehr Funktionalität für den Verbraucher anzubieten.
Lacke werden immer ein regionales Geschäft bleiben. Der Geschmack der Verbraucher hat einen gemeinsamen Nenner. Wenn Sie eine Dekorfarbe in China, den USA oder Europa kaufen, werden Sie verschiedene Funktionen und Marken haben.
Wie bewerten Sie die Wettbewerbslandschaft?
Pillay: Das Segment Additive bleibt ein stark fragmentierter Markt seitens der Lieferantenlandschaft. Es gibt bestimmte Produktlinien, in denen Sie eine Konzentration von stärkeren Playern haben. Es gibt jedoch so viele Produkte auf dem Markt, dass wir von Kunden hören, dass eine Konsolidierung vorteilhaft sein könnte, um die Komplexität des Geschäfts zu reduzieren. Die Konsolidierung wird also weitergehen, aber ich sehe keine negativen Auswirkungen auf der Lieferanten- oder Kundenseite.
Dieses Interview führte Damir Gagro.