Herausforderndes Marktumfeld für Holzlacke

Während Marktforscher eine positive weitere Entwicklung des Holzlackmarktes voraussehen, zeigen sich die Stimmungen aus der Branche verhaltener. Holzlackhersteller gehen eher von einer Stagnation aus.  

Herausforderndes Marktumfeld für Holzlacke. Bildquelle: Halfpoint -Fotolia

Herausforderndes Marktumfeld für Holzlacke. Bildquelle: Halfpoint -Fotolia

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Der weltweite Markt für Holzbeschichtungen wird voraussichtlich von 3,3 Millionen Tonnen im Jahr 2019 auf 3,9 Millionen Tonnen bis 2024 wachsen, bei einer jährlichen durchschnittlichen Wachstumsrate (CAGR) von 3,7 %. Die Marktforscher von Markets and Markets (MaM) erwarten zudem, dass die Nachfrage nach Holzbeschichtungen stark von der Umweltgesetzgebung und wirtschaftlichen Zwängen in der Bauindustrie beeinflusst wird.

Angesichts der ökologischen Aspekte, der Umweltgesetzgebung und der zunehmenden Zahl von Verbrauchern, die Wert auf Qualität, Gesundheit und Sicherheit legen, wird der Schwerpunkt in Zukunft eindeutig auf wasserbasierten und Strahlungshärtungssystemen liegen. Erneuerbare Ressourcen haben begonnen, petrochemische Produkte in Holzbeschichtungen zu ersetzen, um die Nachhaltigkeit zu erhöhen, schreiben die Marktforscher in ihrer Studie.

Asien-Pazifik stärkste Region

Mit dem Anstieg im Wohnungssektor hat der Markt für Holzbeschichtungen ein markantes Wachstum erfahren. Das Wachstum des Wohnungssektors hat zur Entstehung der Do-It-Yourself (DIY)-Beschichtungen geführt, die eine Holzoberfläche schützen oder eine bestehende Holzoberfläche wasserfest machen. Diese Beschichtungen lassen sich mit Hilfe, der oft auf der Verpackung angegebenen Anweisungen, leicht auftragen, schildert MaM. Bis zum Ende des nächsten Jahrzehnts erwarten die Marktforscher, dass der Markt für Holzbeschichtungen weiterwachsen wird, da Heimwerker nach einzigartigen Projekten suchen, die Holzbeizen und -oberflächen beinhalten.

Der globale Markt für Holzbeschichtungen hat seit 2009 einen Aufschwung erlebt. Dies ist auf die große Zahl von Neubauten nach der wirtschaftlichen Abschwächung zurückzuführen. Es gibt weltweit eine beträchtliche Anzahl an Renovierungs- und Umbauarbeiten. Der asiatisch-pazifische Raum hatte 2019 einen mengenmäßigen Anteil von rund 46 % am Gesamtmarkt, gefolgt von den Regionen Nordamerika und Europa mit 27 % bzw. 17 %. Der Holzbeschichtungsmarkt in den Industrieländern ist jedoch gesättigt, so dass er voraussichtlich langsamer wachsen wird.  Der Markt in den Schwellenländern, wie China und Indien, wird in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich stärker wachsen.

Holzlackhersteller erwarten Stagnation

Die Entwicklungsprognosen fallen bei den Branchenakteure verhaltener aus. Für Dr. Arne Deußen von der Firma Oskar Nolte ist der Markt grundsätzlich relativ stabil, wobei sich die Entwicklungen in einzelnen Applikations- und Kundensegmenten durchaus unterscheiden. Steffen Rüdiger von Rütgers Organics stuft die aktuelle Situation wie folgt ein: „Bei den Holzlacken und Lasuren gibt es eine Stagnation. Es ist zu vermuten, dass der Bedarf bei den Bestandskunden weniger wird. Fenstersanierungen werden tendenziell weniger.“ Auch für Alexander Eisenacher von der Alfred Clouth Lackfabrik gestaltet sich der Markt für Holzlacke weiterhin schwierig. „Unserer Einschätzung nach wird das Absatzvolumen im Gesamtmarkt Holzlacke zirka 3 % unter dem Vorjahresniveau liegen – ohne die zusätzlichen wirtschaftlichen Auswirkungen durch das Coronavirus.“

Jens Hesse von Hesse Lignal ist zwar mit der aktuellen Entwicklung ganz zufrieden, schränkt die Aussage jedoch ein: „Das liegt aber mitnichten an einer dynamischen Marktentwicklung. Die ist eher stagnierend, teilweise rückläufig. Im Handwerk sind beispielsweise Bedarfsrückgänge an der Tagesordnung, Ersatzoberflächen sind oftmals eine willkommene unkomplizierte Alternative zu den lackierten Oberflächen.“

Potenziale sehen die Holzlackhersteller weiterhin im Markt. „Holzbau schein insgesamt populärer zu werden“, fasst Rüdiger kurz zusammen. Weitere Potenziale sieht er in der Holzfassade mit Vergrauungslasuren. Für Deußen ist das Substrat Holz als nachwachsender Rohstoff attraktiv und könnte zugunsten anderer Untergründe durch die Nachhaltigkeitsthematik gewinnen.

„Wir beschichten im wesentlichen Holzwerkstoffe, die oft eine noch bessere Ökobilanz haben. Hier sind wir in der Lage, hochwertige Beratungs- und Entwicklungstätigkeiten in der Abstimmung der Substratoberflächen mit maschinellen Anforderungen und unseren Lacken zu leisten“, führt Deußen aus. Durch den jüngsten Zukauf des Folienlackgeschäfts der Akzo Nobel am Standort Münster sieht Deußen Potenziale, beschichtete Folien durch Direktlackierung von Holzlacken zu ersetzen – dies gilt allerdings auch umgekehrt, so dass die individuelle Kundensituation hier maßgeschneiderte Lösungen erfordere.

Holzbeschichtungen auf Polyurethanharzbasis dominieren

Im Jahr 2019 war, laut MaM, das mengenmäßig größte Harzsegment des europäischen Holzbeschichtungsmarktes Polyurethan. Die Kunden neigen dazu, nicht nur auf die Leistung der Beschichtung zu achten. Sie geben auch der Geruchsarmut, der einfachen Anwendung und den Wasserreinigungseigenschaften den Vorrang. Es gibt jedoch noch immer Hürden zu überwinden, wie z.B. längere Aushärtungszeiten und Schwierigkeiten bei der Erzielung eines hohen Glanzgrades mit lösemittelhaltigen Polyurethanlacken.

Laut MaM werden Holzlacke auf Acrylharzbasis besonders für klare oder eingefärbte offenporige Zyklen empfohlen, um einen natürlichen Effekt auf Holz oder einen unfertigen Holzeffekt zu erzielen, ein beliebter ästhetischer Trend in der zeitgenössischen Dekoration und im Design. Gegenwärtig werde auch eine Kombination aus Acryllatex und Polyurethan-Dispersionspolymeren (PUD) verwendet, die weniger VOC emittieren und einen Mechanismus zur beschleunigten Freisetzung von koaleszierenden Lösemitteln im Vergleich zu einem wasserbasierten Acrylat bieten.

Generell werden wasserbasierte Lösungen jedoch stärker gefragt in Zukunft. „Durch das gestiegene Umweltbewusstsein und die Umweltanforderungen gewinnen wässrige Lacksysteme mehr und mehr an Bedeutung“, sagt Eisenacher. „Die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit führen zu einer vermehrten Entwicklung biobasierter Beschichtungen, d. h. der Verwendung biobasierter Lackrohstoffe“, fügt er hinzu.

Möbel sind für Holzlacke Hauptanwendung in Europa

Trotz der jüngsten Verschlechterung der EU-Möbelhandelsbilanz bleiben die europäischen Hersteller eine bedeutende Kraft im internationalen Möbelsektor, wie MaM in ihrer Studie beschreiben. Polsterung, Veredelung von Neumöbeln und Möbelteilen waren die Segmente, die zwischen 2014 und 2017 das Wachstum antreiben.

In Europa war das Möbelsegment im Jahr 2019 die größte Anwendung von Holzbeschichtungen, wie MaM ermittelte. Insgesamt schneidet Holz bei großen Möbelstücken am besten ab. Die Produktion von Büromöbeln aus Holz und die Produktion von Möbelteilen (ohne das Segment Sitzmöbel) haben zugenommen. Der Markt für Holzbeschichtungen in der Region ist jedoch durch die Zunahme der Möbelproduktion mit Nicht-Holzwerkstoffen, Polsterungen für Sitzmöbel und Kunststoffmöbel eingeschränkt.

Im Küchensektor wurden beispielsweise mehr Stühle mit Metallrahmen als mit Holzrahmen hergestellt – eine Entwicklung, die sich in den nächsten Jahren fortsetzen wird, sind sich die Marktforscher von MaM sicher. Dies kann durch den Trend zur Verschmelzung von Koch- und Wohnzonen getrieben werden, wobei die Kunden dann die Wahl haben, diese in verschiedenen Materialien einzurichten.

Trend hin zu weniger und kleineren Möbeln

Für Deußen geht der Ausstattungstrend zu immer weniger bzw. kleineren Möbel – was aber von einer zinsbedingt stark laufenden Bau- und Renovierungstätig überkompensiert werde. „Seit Jahren verschieben sich die Märkte kundenseitig in den europäischen Osten. Wir erwarten, dass dies anhält. Mittelgroße Industriekunden verlieren marktseitig an kleine, flexible Hersteller und Schreinereien bzw. an effiziente Großproduzenten“, sagt Deußen. Das Küchensegment laufe kontinuierlich etwas besser als der Möbelbereich. Daraus ergeben sich auch Veränderungen an die Hersteller, die diese produkt- und serviceseitig abdecken.

Laut Hesse liegen natürlich anmutende Oberflächen weiterhin im Trend, ob geölt oder lackiert. Stumpfmatte und kratzfeste Oberflächen, erzielt mit klassischen Lacksystemen oder mit Eximer- Technologie, untermauern dies. „Und anscheinend ist die Eiche- und Weißlack-Welle vorbei, es wird bunter – das sind unsere Eindrücke von der Kölner Möbelmesse“, sagt Hesse.

Für Rüdiger zeichne sich ein Trend in Richtung Öle, Wachse und mineralischen Anstriche – also Produkte mit biologischem Hintergrund ab. „Vergrauungslasuren mit und ohne Metallic-Effekt sind nach wie vor populär. Auch geht der Trend weg von den dickschichtigen Produkten hin zu dünn und mittelschichtigen Produkten. Produkte mit matter Oberfläche kommen ebenfalls mehr“, beschreibt Rüdiger.

Jens Hesse sagt, dass Potenziale in einem rückläufigen Markt nur mit Lösungen erarbeiten werden können, die eine hohe Marktrelevanz haben. Etwa Lösungen, die die Effizienz der Kunden steigern. „Wir sind in der Lage, mit effizienten Walzanwendungen auch tiefe 3D-Profile zu lackieren und somit Spritzanwendungen zu vermeiden. Lösungen, die bisher unerreichte Qualitäten ermöglichen, wie gebürstetes Eichenparkett mit komplett geschützten Poren“, erklärt Hesse. Innovative Lösungen alleine reichen aber nicht aus, neue Service-Konzepte wie Partnerprogramme, sind wesentliche Komponenten, fügt Hesse hinzu.

Strenge Vorschriften forcieren Umstellung auf Systeme mit niedrigem VOC-Gehalt

Verschiedene Aufsichtsbehörden setzen Vorschriften über Holzbeschichtungen durch. Sie überprüfen regelmäßig die Luftemissionen von Holzbeschichtungen und die Auswirkungen solcher Beschichtungen auf die Umwelt. Die Regierungen verschiedener Länder erarbeiten derzeit Vorschriften zur Förderung der Verwendung von umweltfreundlichen Beschichtungsprodukten.

Da die Länder strengere Vorschriften und Anforderungen an die Umweltkennzeichnung einführen, sind die Formulierer gefordert, wasserbasierte und andere Systeme zu entwickeln, die die gleiche Funktionalität wie die traditionellen lösungsmittelbasierten Beschichtungen beibehalten.

Regularien sind für die Holzlackhersteller eine der größten Herausforderungen. „Zum einen sind die Chemikaliengesetzgebung und die stärkere Regulierung, verbunden mit Kennzeichnungs- und Arbeitsschutzverschärfungen zu nennen. Daran ist die Branche aber fast schon gewohnt“, wie Hesse sagt. Für Rüdiger bestehe die Herausforderung für die Holzlackbranche darin, den Wandel in einem stagnierenden Markt unter steigendem regulatorischen Druck der Biozid-Verordnung zu begleiten. Auch für Eisenacher ist die Umsetzung der neuen Regelungen nach Anhang VIII der CLP-Verordnung mit der Meldepflicht an die Giftinformationszentren und das Kennzeichnen der Produkte mit dem sogenannten UFI-Code eine wesentliche Herausforderung.

Wettbewerb verschärft sich

Der zunehmende und sich verschärfende Wettbewerb wird auch Einfluss auf den Markt haben und zu weiteren Herausforderungen führen. „Die Konflikte in einer globalisierten Welt machend das Thema Internationalisierung komplex, ganz zu schweigen von den aktuellen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Eine Dauerherausforderung ist und bleibt das Thema Fachkräftemangel, dem wir nur durch intensive interne Ausbildung entgegen wirken können“, betont Hesse.

Aus der Sicht von Deußen sei der industrielle Holzlackmarkt nur erfolgreich zu erschließen, wenn man in allen Ebenen und Funktionen Top-Mitarbeiter hat. Für ihn sei daher die Kontaktaufnahme und auch Begeisterung neuer und künftiger Mitarbeiter eine echte Priorität.

„Die in den letzten Jahren erfolgten Preissteigerungen bei Rohstoffen, die kaum im erforderlichen Maß weitergegeben wurden, führten bei vielen Unternehmen zur Problematik, dass dauerhaft Investitionen in die nötige Infrastruktur und auch das immer wichtiger werdende Fachpersonal schwierig wurden. Wir glauben daher dass eine Fokussierung der Unternehmen mit ihrem Produktangebots immer wichtiger wird um eine klare Position am Markt zu haben“, sagt Deußen. Damit werden auch Holzlackhersteller durch den starken Wettbewerb gezwungen, sich strategische Fragen zu stellen – die am Ende auch zu Kooperationen, Zusammenschlüssen oder Restrukturierungen führen könnten, wie Deußen erklärt. Dies gelte sowohl für Mittelstand als auch Großunternehmen.

Von Damir Gagro

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