Geschäftsjahr 2023: Merck zeigt sich im Übergangsjahr resilient
Die gute Entwicklung des Unternehmensbereichs Healthcare konnte die marktbedingten Umsatz- und Ergebnisrückgänge in Life Science und Electronics teilweise ausgleichen. Im Laufe des Geschäftsjahres 2024 erwartet das Unternehmen die schrittweise Rückkehr zu organischem Wachstum.
Schwierige Marktbedingungen prägten das vergangene Geschäftsjahr:
- der erwartete deutliche Rückgang der Covid-19-bedingten Nachfrage
- ein anhaltender Abbau von Lagerbeständen bei Kunden von Merck in der Geschäftseinheit Process Solutions
- sowie die konjunkturell gedämpfte Nachfrage für Halbleitermaterialien.
Insgesamt sank der Konzernumsatz im Geschäftsjahr 2023 um 5,6 % (organisch: ‑1,6 %) auf 20.993 Mio. €. Das EBITDA pre ging um 14,2 % (organisch: ‑9,0 %) auf 5.879 Mio. € zurück.
„Im Übergangsjahr 2023 haben wir trotz schwieriger Marktbedingungen solide Finanzergebnisse erzielt. Unser robustes, diversifiziertes Geschäft wird auch künftig von den attraktiven Wachstumsperspektiven in unseren Märkten profitieren“, sagte Belén Garijo, Vorsitzende der Geschäftsleitung von Merck. „Nun fokussieren wir uns auf die schrittweise Rückkehr zu Wachstum im Laufe des Geschäftsjahrs 2024. Gleichzeitig definieren wir unseren strategischen Fahrplan, um das langfristige und nachhaltige Wachstum von Merck sicherzustellen.“
Negative Wechselkurseffekte belasten Umsatz und Ergebnis
Organisch ging der Umsatz von Merck im Geschäftsjahr 2023 um 1,6 % im Vergleich zum Vorjahr zurück. Zusätzlich wurde der Umsatz um 4,1 % durch Wechselkurseffekte belastet. Primär resultierten diese aus der Kursentwicklung des US-Dollar und des Chinesischen Renminbi. Das EBITDA pre sank organisch um 9,0 %. Wechselkurseffekte hatten einen zusätzlichen negativen Einfluss von 4,9 %. Die EBITDA pre-Marge betrug 28,0 %.
Das Ergebnis je Aktie pre lag bei 8,49 €. Auf dieser Grundlage werden Geschäftsleitung und Aufsichtsrat der Hauptversammlung am 26. April 2024 eine Dividende in Höhe von 2,20 € je Aktie vorschlagen. Das entspricht der Dividendenhöhe des Vorjahres.
Life Science: Marktumfeld geprägt von Rückgang der Covid-19-bedingten Nachfrage sowie Lagerbestandsabbau bei Kunden von Merck
Im Geschäftsjahr 2023 war die Umsatz- und Ergebnisentwicklung im Unternehmensbereich Life Science im Wesentlichen durch zwei Marktfaktoren belastet: Wie erwartet ging der Covid-19-bedingte Umsatz signifikant zurück von rund 800 Mio. € im Vorjahr auf 250 Mio. €. Zudem schwächte sich das Kerngeschäft der Geschäftseinheit Process Solutions deutlich ab, da Hauptkunden Lagerbestände abbauten und sich entsprechend bei Neubestellungen zurückhielten. Dies führte insgesamt zu einem organischen Umsatzrückgang im Kerngeschäft (ohne Covid-19-bedingte Umsätze) von Life Science von rund 2 %.
Insgesamt sank der Umsatz des Unternehmensbereichs um 10,6 % auf 9.281 Mio. €. Der organische Rückgang betrug 7,9 %. Negative Wechselkurseffekte wirkten sich mit 2,7 % auf die Umsatzentwicklung aus. Aufgrund der genannten Marktfaktoren sanken die Umsätze in den Geschäftseinheiten Process Solutions (‑14,4 %) und Life Science Services (‑14,6 %) organisch.
Science & Lab Solutions, das im Geschäftsjahr 2023 rund die Hälfte der Umsätze von Life Science generierte, verzeichnete einen organischen Umsatzrückgang um 0,6 %. Die Geschäftseinheit bietet Produkte und Dienstleistungen zur Unterstützung von Forschungs-, Diagnostik- und Prüfaktivitäten an.
Das EBITDA pre von Life Science ging im Geschäftsjahr 2023 organisch um 21,4 % zurück und lag bei 2.820 Mio. €. Wechselkurseffekte wirkten sich mit 3,3 % negativ auf die Ergebnisentwicklung aus. Die EBITDA pre-Marge lag bei 30,4 %.
Healthcare: “Wave 1“-Produkte bleiben Wachstumstreiber, unterstützt durch resilientes Wachstum des etablierten Portfolios
Der Unternehmensbereich Healthcare steigerte seinen Umsatz im Geschäftsjahr 2023 um organisch 8,5 %. Beeinflusst von negativen Wechselkurseffekten in Höhe von 5,8 % stieg der Umsatz insgesamt um 2,7 % auf 8.053 Mio. €.
Wesentliche Wachstumstreiber waren die Markteinführungen der sogenannten ersten Welle (“wave 1 launches“). Das Krebsmedikament Bavencio erzielte ein organisches Umsatzplus von 23,4 %. Der Umsatz von Mavenclad zur Behandlung schubförmiger Multipler Sklerose stieg organisch um 15,9 %. Mavenclad erzielte erstmals seit der Markteinführung einen Umsatz von einer Milliarde US-Dollar Umsatz pro Jahr und wird damit zum sogenannten Blockbuster-Medikament. Gleiches galt nun im zweiten Jahr für das Krebsmedikament Erbitux mit 1.025 Mio. € Umsatz. Auch die Geschäftseinheiten Fertilität (organisch +14,9 %) sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen und Endokrinologie (organisch +4,0 %) erzielten organische Umsatzsteigerungen. Im Bereich Fertilität wurden diese zusätzlich unterstützt durch Lieferengpässe bei Konkurrenzprodukten.
Das EBITDA pre von Healthcare stieg organisch um 17,1 % und erreichte 2.543 Mio. €. Wechselkurseffekte wirkten sich mit 14,4 % negativ auf die Ergebnisentwicklung des Unternehmensbereichs aus. Die EBITDA pre-Marge lag bei 31,6 %.
Electronics: Konjunkturell schwache Nachfrage nach Halbleitermaterialien belastet Geschäftsentwicklung
Im Unternehmensbereich Electronics war das Geschäftsjahr 2023 insbesondere von der anhaltenden konjunkturellen Abschwächung in der Halbleiterindustrie geprägt. Insgesamt sank der Umsatz um 8,8 % auf 3.659 Mio. €. Neben dem organischen Rückgang um 5,1 % wirkten sich Wechselkurseffekte in Höhe von 4,1 % negativ auf die Umsatzentwicklung aus.
Der Umsatz der Geschäftseinheit Semiconductor Solutions sank organisch um 3,9 %, und schnitt damit besser ab als der Markt. Grund für den Rückgang war die schwächere Nachfrage nach Halbleitermaterialien (Semiconductor Materials). Diese wurde teilweise durch das in Delivery Systems & Services zusammengefasste Projekt- und Ausrüstungsgeschäft ausgeglichen, das von den anhaltenden Investitionen von Hauptkunden in den langfristigen Kapazitätsausbau profitierte.
Der anhaltende Preisdruck und die vor allem im ersten Halbjahr 2023 geringe Produktionsauslastung bei Kunden im Bereich Flüssigkristalle waren wesentliche Gründe für den organischen Umsatzrückgang um 9,2 % in der Geschäftseinheit Display Solutions.
Das EBITDA pre von Electronics betrug 913 Mio. €. Neben dem organischen Rückgang um 17,1 % wirkten sich negative Wechselkurseffekte in Höhe von 5,6 % auf die Ergebnisentwicklung aus. Die EBITDA pre-Marge lag bei 25,0 %.
Prognose Geschäftsjahr 2024: Rückkehr zu Wachstum
Während des Geschäftsjahrs 2024 erwartet Merck die schrittweise Rückkehr zu organischem Wachstum. Das Jahr werden voraussichtlich folgende Entwicklungen prägen:
- Im Unternehmensbereich Life Science wird sich der Auftragseingang in Process Solutions schrittweise verbessern. Merck erwartet den Wendepunkt während der ersten Jahreshälfte 2024. Dem wird im zweiten Halbjahr 2024 eine Erholung der Umsatzentwicklung folgen. Für das Geschäftsjahr 2024 geht Merck von keinen wesentlichen Covid-19-bedingten Umsätzen mehr aus.
- Der Umsatz des Unternehmensbereichs Healthcare wird voraussichtlich den mittelfristigen Erwartungen entsprechend wachsen, während das zusätzliche Geschäft aufgrund der Lieferengpässe bei Konkurrenzprodukten abnimmt.
- Der Markt für Halbleitermaterialien im Unternehmensbereich Electronics sollte sich 2024 ebenfalls schrittweise gegenüber 2023 erholen. Dabei wird sich der Wendepunkt voraussichtlich zum Anfang des zweiten Halbjahres einstellen.
Insgesamt geht Merck von folgender qualitativer Entwicklung aus. Eine quantitative Prognose wird das Unternehmen wie in den Vorjahren mit der Veröffentlichung der Zahlen zum 1. Quartal 2024 am 15. Mai 2024 bekanntgeben.
- Für den Umsatz erwartet Merck im Geschäftsjahr 2024 ein leichtes bis moderates organisches Wachstum. Dazu wird insbesondere Healthcare beitragen. Wechselkurseffekte werden sich voraussichtlich mit ‑3 % bis 0 % auf die Umsatzentwicklung auswirken.
- Für das EBITDA pre geht Merck ebenfalls von einem leichten bis moderaten organischen Wachstum aus. Das Ergebniswachstum wird im Geschäftsjahr 2024 vom Unternehmensbereich Healthcare getragen. Für die Wechselkurseffekte erwartet Merck einen Einfluss von ‑4 % bis ‑1 % auf die Ergebnisentwicklung.