EU veröffentlicht offizielle Regulierung zu Titandioxid

Die Europäische Union hat soeben die offizielle Verordnung zur Einstufung von Titandioxid als verdächtiges karzinogenes Inhalationsmittel veröffentlicht. Die Entscheidung wird nach einer Übergangszeit wirksam. Die Europäische Lackindustrie ist mit der Entscheidung unzufrieden.

Ab September 2020 wird die Regulierung zu Titandioxid vollständig in Kraft treten. (Bild: pixelkorn - stock.adobe.com) -

Die Diskussion über die mögliche Gefahr von Titandioxid für die menschliche Gesundheit hält die Industrie seit etwa drei Jahren in Atem und hat ihren Ursprung in Frankreich. Die Entscheidung, Titandioxid durch Einatmen gemäß der EU-Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung (CLP) von Stoffen und Gemischen als karzinogenes Material der Kategorie 2 einzustufen, wurde von der Europäischen Kommission im Oktober 2019 getroffen und ist nun offiziell.   

Übergangsfrist für Titandioxid bis Oktober 2021

Die Lackindustrie sowie einige andere Branchen protestierten und betrieben von Anfang an starke Lobbyarbeit gegen die Einstufung und schafften es, die Einstufung zu mildern, konnten sie jedoch nicht vollständig verhindern.

Mit der jetzt veröffentlichten Verordnung wird es rechtlich verbindlich, an den Kennzeichnungen jeder Mischung, die mehr als 1% TiO2 enthält, Änderungen vorzunehmen. Dies wird am 1. Oktober 2021 in Kraft treten. Erste Industrieverbände raten ihren Mitgliedern bereits, mit der Umetikettierung zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu beginnen.

Verlust von Umweltzeichen möglich

Für Farben, Lacke und Druckfarben in flüssiger Form wird es erforderlich sein, einen Warnhinweis zur Warnung vor Sprüh- und lungengängigen Tröpfchen anzuwenden. Dies scheint einigermaßen verkraftbar zu sein, da es keine allzu harte Wortwahl zu verwenden gilt. Viele Experten in der Branche befürchten jedoch, dass die meisten Farben und Lacke ihre Umweltlabel verlieren könnten. 

Die Auswirkungen werden bei Pulverlacken vermutlich gravierender sein, da einige Lacke tatsächlich zu klassifizierten Mischungen werden, die ein Piktogramm und den Satz „Verdacht auf krebserzeugende Wirkung durch Einatmen“ tragen müssen.

Europäischer Lackverband entäuscht

Der Europäische Dachverband der Lackindustrie (CEPE) hat die Entscheidung bereits kritisiert und davor gewarnt, dass diese Verordnung einen gefährlichen Präzedenzfall für andere pulverförmige Stoffe darstellt.

Die CEPE stellt auch fest, dass „die Gründe für die Entscheidung der EU-Kommission nicht mit der Chemie von Titandioxid zu tun haben, sondern mit dem einfachen Vorhandensein von Staubpartikeln in übermäßigen Mengen in der Lunge, die eine chronische Entzündung der Lungenzellen bei Ratten verursachen“.

Jan Gesthuizen

 

Update: In einer ersten Version dieses Textes war noch von einer Übergangsfrist bis September 2021 die Rede. Dies hat sich in der Zwischenzeit geändert. Der 1. Oktober ist nun der offizielle Termin.

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