Ethik entlang der Lieferkette

Lieferketten sind ein in Bezug auf Nachhaltigkeit oft vernachlässigter Punkt. Barbara Eschke, verantwortlich für Nachhaltigkeitsmanagement bei Worlée, über die Wichtigkeit des Themas und wie das mittelständische Unternehmen eine nachhaltige Lieferkette aufgebaut hat.

Die Lieferkette ist ein wichtiger Punkt für das Nachhaltigkeitsmanagement. Bildquelle: Sergey Nivens-Fotolia -

Lieferketten sind ein in Bezug auf Nachhaltigkeit oft vernachlässigter Punkt. Barbara Eschke, verantwortlich für Nachhaltigkeitsmanagement bei Worlée, über die Wichtigkeit des Themas und wie das Mittelständische Unternehmen eine Nachhaltige Lieferkette aufgebaut hat.

Warum ist Nachhaltigkeit in der Lieferkette ein wichtiger Punkt für das Nachhaltigkeitsmanagement?

Barbara Eschke: Weltweite Anforderungen an Unternehmen von Seiten der Gesetzgebung, von Kunden und weiteren Interessengruppen, Transparenz über eine nachhaltige Unternehmensführung im Hinblick auf Einhaltung der Menschenrechte und Umwelt- und Sozialstandards zu zeigen, werden immer komplexer und anspruchsvoller. So fordert der von der Bundesregierung verabschiedete „Nationale Aktionsplan“ eine unternehmerische Sorgfalt zur Achtung der Menschenrechte. Diese Anforderungen gelten ausdrücklich auch entlang der Lieferketten.

Mittelständische Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern sind zurzeit noch nicht offiziell aufgefordert, über die Einhaltung dieser Verpflichtung zu berichten. Im Rahmen einer nachhaltigen Unternehmensführung sollte man sich jedoch schon jetzt mit dieser Thematik auseinandersetzen, um seiner unternehmerischen Sorgfaltspflicht nachzukommen, einen Beitrag zur Erfüllung des NAP zu leisten und so auch zukünftig die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Was steht beim nachhaltigen Lieferkettenmanagement im Fokus und wie ist Worlée das Projekt angegangen?

Eschke: Grundlage einer Analyse der Nachhaltigkeitsleistung entlang der Lieferkette sind die drei Säulen der Nachhaltigkeit:

  1. Soziale Themen, hier insbesondere Menschenrechte wie Verbot von Kinderarbeit und Zwangsarbeit, Diskriminierungsverbot und Vereinigungsfreiheit sowie Arbeitsstandards wie Arbeits- und Gesundheitsschutz, faire Bezahlung und Arbeitszeiten
  2. Ökologie wie Energienutzung, Emissionen, Ressourcenschonung, Land- und Wassernutzung, Umgang mit Abfall und Abwasser
  3. Ökonomie wie Antikorruption, Compliance, Anlagen-, Produkt- und Transportsicherheit.

„Chemie³“, die Nachhaltigkeitsinitiative der deutschen chemischen Industrie, an der sich die Worlée-Chemie bereits seit Beginn im Jahr 2014 aktiv engagiert, hat ein Pilotprojekt zum Thema „Nachhaltigkeit in der Lieferkette“ durchgeführt. Im Rahmen dieses Projekts wurde ein Leitfaden erarbeitet, der vor allem mittelständische Unternehmen beim Aufbau eines praxisgerechten Lieferketten-Managements unterstützen soll. Wir haben sehr gerne die Gelegenheit genutzt, als Pilotunternehmen in diesem Projekt mitzuarbeiten und damit auch für uns selbst einen pragmatischen Lösungsansatz zur Sicherung der sozialen und ökologischen Ausgestaltung unserer Lieferketten zu finden.

Im Laufe des Projektes haben wir zunächst eine für uns unter Nachhaltigkeitsaspekten besonders wichtige Lieferkette identifiziert und diese Lieferanten aufgefordert, sich einem Ecovadis Assessment zu unterziehen. Unsere Erfahrungen mit diesem Vorgehen waren sehr positiv und deshalb haben wir uns entschlossen, auf diesem Weg weiterzugehen und priorisiert und sukzessive die Nachhaltigkeitsleistung weiterer Lieferanten durch diese weltweit anerkannte Nachhaltigkeitsplattform zuverlässig analysieren zu lassen.

Worlée hat einen Verhaltenskodex für Lieferanten erstellt, was beinhaltet dieser?

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Barbara Escke,

Worlée-Chemie

Eschke: Unser Verhaltenskodex orientiert sich an internationalen Prinzipien wie der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UN, den 10 Prinzipien des UN Global Compact und an den ILO Grundprinzipien und Kernarbeitsnormen. Er beinhaltet Vorgaben zu Compliance, Antikorruption, Kartellrecht, Datenschutz, Umweltschutz, Arbeits- und soziale Bedingungen.

Wir weisen die Lieferanten auf die Wichtigkeit von Integrität, Fairness, Verantwortung und Transparenz als Basis für eine vertrauensvolle Geschäftsbeziehung hin und erwarten von ihnen die Einhaltung unserer Grundprinzipien, auch entlang ihrer eigenen Lieferketten.

Wie war die Resonanz der Lieferanten?

Eschke: Die Reaktionen unserer Lieferanten auf die Aufforderung, uns Einblick in ihre Leistungen in den Bereichen Umwelt, Soziales und Ethik zu gewähren und sich unseren Grundprinzipien anzuschließen, waren durchweg positiv. Viele der in Bezug auf nachhaltige Unternehmensführung engagierten Lieferanten haben eigene Codes of Conduct, die die in unserem Verhaltenskodex beschriebenen Ansprüche widerspiegeln.

Wir haben uns sehr gefreut, dass in diesem ersten Schritt alle angeschriebenen Lieferanten bereit waren, an den Assessments teilzunehmen und wir sind uns sicher, auch weiterhin gemeinsam mit unseren Geschäftspartnern einen Beitrag zur Erhöhung von Transparenz und Nachhaltigkeit leisten zu können.

Das Interview führte Vanessa Bauersachs

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