Durchblick im Einkauf

Kostenvorteile versus ökologischer Fußabdruck? Das ist kein Gegensatz – wenn der Einkauf seine Schlüsselrolle auszuspielen weiß. Business Intelligence (BI) hilft bei der Optimierung, auch da meist mehr als die Hälfte der Wertschöpfung außerhalb des eigenen Unternehmens generiert wird. Hier ein Beispiel in Sachen Pulverlacke.

Business Intelligence ist – vereinfacht gesagt – die intelligente Bildquelle: Tuomas Kujansuu -StockAdobe.com

Business Intelligence (BI)versetzt Unternehmen u.a. in die Lage, die Faktoren Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit zu kombinieren. Hat man im ersten Schritt mittels BI die Materialgruppen betriebswirtschaftlich optimiert, lässt sich über zwei Stränge auch das Thema Nachhaltigkeit vorantreiben. Mögliches Vorgehen: Exakte Kalkulation. „Die Berechnung der wirtschaftlichen und ökologischen Effekte ist komplex und mit herkömmlichen Methoden schon aufgrund der üblichen mangelnden Prozess- und Datentransparenz kaum ernsthaft zu leisten“, sagt Thomas Mademann, Geschäftsführer der GMVK Procurement GmbH. „Die Implementierung eines BI-Tools verschafft erstmals tatsächliche Transparenz. Der Anwender muss nicht mehr auf Basis nicht-belegbarer Annahmen agieren, was in der Regel teure Folgen hat. Die wahren Ursachen im Prozessverlauf lassen sich auch im Rückblick nicht eindeutig nachvollziehen.“

Der Anwender gewinnt durch ein BI-Tool erstmals Durchblick. Er kann die Total Costs und auch die Total Ecological Fooprints des eingesetzten Materials sicher, zeitnah und nachvollziehbar berechnen. Das bringt zum einen den Einkauf weiter, gibt aber zugleich dem gesamten Unternehmen einen gewaltigen Schub beim diffizilen Thema Sustainability entlang der globalen Lieferkette. Bei der Auswahl der richtigen Lieferanten gilt es, die Kriterien für die Lieferantenauswahl und die Lieferantenentwicklung um messbare ESG (Ecological, Social und Governance Items) zu erweitern. Beispiel: Die BI-Lösung „4EBITSuite“ von 4EBIT umfasst ein Lieferantenbewertungsmodul mit diversen informativen Dashboards. Der Nutzer kann daraus auf Knopfdruck Handlungsempfehlungen generieren und adäquate Aktionen einleiten. Das System erleichtert die Auswahl der richtigen Lieferanten und ermöglicht es zudem, die Partner bei der Entwicklung zu begleiten. Wichtig: Es sollten sich auch externe Informationen ins Tools integrieren lassen, die etwa Player wie IntegrityNext, Ecovadis und D&B liefern.

In Sachen Lack

Hinsichtlich ökologischer und sozialer Kriterien sind sowohl die Artikel des Einkaufssortiments, als auch die Verfahrenstechnik bei der Nutzung von Artikeln zu optimieren. So lässt sich bei der Vorbehandlung des zu lackierenden Untergrunds durch die Auswahl der richtigen Prozesschemie Energie sparen, etwa indem Entfetter in niedrigeren Temperaturbereichen arbeiten. Thomas Mademann nennt eine Alternative: „Man kauft keine fertig angesetzten Entfettungs- oder Entlackungsbäder, sondern die benötigten Bestandteile. Das schafft zum einen ein tieferes Prozessverständnis für die benötigten Komponenten und Effekte. Zum anderen lässt sich – gerade bei wässrigen Lösungen vorteilhaft – der Transport großer Wassermengen sparen.“

Positive Konsequenz: Statt IBCs (Intermediate Bulk Container; Tankcontainer) „fahren“ dann nur noch Kanister durch die Landschaft, was weniger CO2 und überdies geringere Transportkosten verursacht. BI bietet zudem die Möglichkeit, durch Geo-Visualisierung von Prozessschritten unnötige und schlecht ausgenutzte Transporte zu vermeiden. Auch Reichweiten und Bestände lassen sich optimal planen, etwa indem beschaffungsstrategisch optimale Bestellzeitpunkte gewählt werden – auf Vorschlag des Systems. Hier können Chart-Techniken ebenso helfen wie eine enge Zusammenarbeit mit strategischen Lieferanten.

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