Chemie-Verbände Baden-Württemberg ziehen positive Bilanz für 2017
Die chemische und pharmazeutische Industrie in Baden-Württemberg kann auf ein gutes Jahr 2017 zurückblicken. Die Unternehmen steigerten ihren Umsatz um 4,7 Prozent auf 21,1 Milliarden Euro. Das berichteten die Chemie-Verbände Baden-Württemberg in Stuttgart auf ihrer Wirtschaftspressekonferenz. Im laufenden Jahr geht die Branche von weiterem, allerdings schwächerem Wachstum aus: bis zu 2,5 Prozent könnten die Umsätze 2018 steigen, so der Hauptgeschäftsführer der Verbände, Thomas Mayer.
Chemie-Konjunktur 2017
Die chemische Industrie in Baden-Württemberg steigerte ihre Auslandsumsätze 2017 um knapp sechs Prozent auf 13 Milliarden Euro, die Inlandsumsätze um knapp drei Prozent auf 8,1 Milliarden Euro. Innerhalb der Teilbranchen habe die klassische Chemie (ohne Pharma) nach einem schwachen Jahr 2016 im vergangenen Jahr wieder aufgeholt, stellte Thomas Mayer fest. Ihre Umsätze wuchsen insgesamt um 5 Prozent auf 10,8 Milliarden Euro (Inland + 2,0 Prozent, Ausland + 7,5 Prozent). Die mit Abstand größte Teilbranche, die pharmazeutische Industrie (35 Prozent nach Beschäftigten und Umsatz), wuchs um 4,5 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. Die Zahl der Beschäftigten in der chemischen und pharmazeutischen Industrie wuchs 2017 weiter auf nun rund 57.600 Mitarbeiter (+ 1,4 Prozent).
Konjunkturumfrage der Unternehmen
Für das laufende Jahr sind die Unternehmen verhalten optimistisch. Das ergab eine Anfang Februar durchgeführte repräsentative Umfrage (Beteiligung 112 Unternehmen, 39.628 Beschäftigte). 60 Prozent rechnen mit steigenden, 30 Prozent mit gleichbleibenden Umsätzen 2018. Dabei kommen die positiven Impulse mehrheitlich vom Auslandsgeschäft. 60 Prozent der Unternehmen rechnen mit einer steigenden Produktion, ebenso viele mit anziehenden Erzeugerpreisen – knapp ein Drittel jedoch erwartet hier jeweils Stagnation. 41 Prozent der Unternehmen wollen 2018 mehr investieren, allerdings werden auch 16 Prozent ihre Investitionen gegenüber dem Vorjahr zurückfahren. Die Hälfte der Unternehmen hofft, ihre Nettoumsatzrendite auf dem Niveau von 2017 halten zu können. Jeweils 25 Prozent befürchten geringere Erträge als im Vorjahr beziehungsweise glauben an eine Steigerung. Der Beschäftigungsaufbau wird vermutlich weitergehen – allerdings weniger stark: knapp die Hälfte der Unternehmen wird ihren Personalstand halten, ein Viertel rechnet mit einem Rückgang der Beschäftigung.
Risikofaktoren für die Entwicklung und Prognose 2018
Als Belastungs- und Risikofaktoren haben die Unternehmen mehrheitlich die Rohstoffkosten und -verfügbarkeit sowie die Arbeitskosten genannt. Hinzukommen, betonte Thomas Mayer in seiner Bewertung, die Währungsrisiken im internationalen Raum. Ausgehend von den Unternehmensrückmeldungen und der Einschätzung der Risikofaktoren erwarten die Chemie-Verbände für die baden-württembergische Branche bei einem Produktionsplus von etwa 1,5 Prozent und einem weiteren Anstieg der Erzeugerpreise um 1 Prozent eine Umsatzsteigerung von bis zu 2,5 Prozent für das Gesamtjahr 2018.
Forderungen an die Politik
Die Verbände stellen mit Sorge fest, dass aufgrund der notwendigen Ausweitung des Haus- und Wohnungsbaus immer mehr Industriestandorten Probleme mit der Wohnbebauung drohen. Sie fordern daher, die kommunale Planung von Wohngebieten so zu gestalten, dass Konflikte mit Industrie- und Gewerbegebieten ausgeschlossen sind. Die Chemie-Arbeitgeber sehen den Entwurf der Koalitionsvereinbarung von CDU, SPD und CSU in Berlin kritisch: Insbesondere die Einschränkung der sachgrundlosen Befristung und das Rückkehrrecht aus Teilzeit schränke die Flexibilität gerade der kleineren und mittelständischen Betriebe ein, stellte Mayer fest.