CEPE-Konferenz: Herausforderungen und Veränderungen begegnen
Veränderungen und Herausforderungen sind in vielen Branchen weltweit zu einem festen Bestandteil geworden. Es ist nicht verwunderlich, dass sich die Farben- und Lackindustrie diesem globalen Trend nicht entziehen konnte. Die von CEPE-Geschäftsführer Jan van der Meulen für den europäischen Markt vorgelegten Zahlen 2017 zeigten, dass sich die meisten Segmente „gut entwickeln“. Der Inlandsumsatz mit Schutzlacken stieg mengenmäßig (+2,6 %), während Pulverlacke um 6,7 % und sogar Marinelacke um 8,3 % zunahmen. Auch Can- und Coil-Lacke sowie Fahrzeugreparaturlacke stiegen im Jahresvergleich. Der Markt für dekorative Beschichtungen ging jedoch um -1,5 % zurück, während auch das Segment Automobil-OEM-Lacke eine negative Entwicklung verzeichnete (-6 %). Laut van der Meulen schnitten kleinere Länder in ganz Europa besser ab als größere wie Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien.
Der drohende Brexit bleibt ein Problem
Eine große Sorge für die europäische Lackindustrie ist er sich abzeichnende Brexit mit den damit verbundenen Veränderungen und Herausforderungen. Für CEPE-Präsident Dr. Harald Borgholte werden Brexit und die Auswirkungen auf Mitgliedsunternehmen aus Großbritannien in den kommenden Monaten ein wichtiges Thema sein.
Oliver Kamm von der Tageszeitung The Times sprach dieses Thema ebenfalls in seinem Vortrag über das Wirtschaftsklima in der EU an. Kamm glaubt, dass es mittelfristig große Risiken für die Weltwirtschaft gibt, da in den USA protektionistische Politiken aufkommen. Zudem sprach er über das anhaltende Risiko einer Staatsschuldenkrise in Schwellenländern mit hoher Auslandsverschuldung sowie die unabsehbaren Folgen des Brexit. Dieser verursacht viele Probleme, die Kosten werden jedoch hauptsächlich vom Vereinigten Königreich getragen, dessen Wirtschaft geschädigt wird, wenn sie sich vom größten Binnenmarkt der Welt abschottet, argumentierte Kamm. Auch wenn die wirtschaftliche Erholung im Euroraum schmerzhaft schleppend verläuft, blickte er optimistisch in die Zukunft der Lackindustrie. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Unternehmen nach einer Krise wettbewerbsfähiger und technologisch fortschrittlicher werden, beobachtete er.
Auch Serbien, das diesjährige Gastland, hat eine angeschlagene Wirtschaft. David Kubala von Kansai Helios gab einen Überblick über die gesamte Region des ehemaligen Jugoslawiens. Kubala bewertet die Region als interessanten Markt, dessen Größe er auf 143.000 Tonnen (Serbien, Kroatien und Slowenien) schätzt. Sowohl im Bausektor als auch im Tourismussektor wird ein Wachstum erwartet, das zu einem allgemeinen Wirtschaftswachstum in der Region führen wird. Eine durch Auswanderung schrumpfende Bevölkerung ist eine Herausforderung und könnte das Wachstum auf dem Balkan negativ beeinflussen.
Farben und Trends
Christiane Varga, Zukunftsinstitut, sprach über die wichtigsten gesellschaftlichen Trends. Sie identifizierte elf Megatrends, die alle miteinander verbunden sind. Mit zunehmender Bevölkerungsdichte und steigenden Lebenshaltungskosten in den Städten sehe man einen ausgeprägten, anhaltenden Trend zu einer funktionalen Reduzierung des Lebensraums – allerdings mit maximaler Effizienz. Ihr Credo lautet: vom Quadratmeter zum gemeinsamen Meter. Dies führt zu einer neuen urbanen Architektur, einschließlich der verstärkten Verwendung natürlicher Materialien wie Holz. Die Funktion verschiedener Räume in Wohnungen und im öffentlichen Raum könnte durch die Verwendung verschiedener Farben unterstrichen werden, sagte sie.
Gesetzgebung fordert die Branche heraus
Regulatorische Fragen bleiben eine Herausforderung für die Branche, weshalb der Verband viel Arbeit in diese Themen investieren muss. Am dringlichsten bleibt die mögliche Klassifizierung von Titandioxid. In der Zwischenzeit arbeitet die Europäische Kommission an einem Vorschlag, nach dem Mischungen, wie beispielsweise Farben, von der Klassifizierung ausgenommen werden sollen. Es wird erwartet, dass die Entscheidungen der Behörden nicht vor Ende dieses Jahres mitgeteilt werden. Weitere dringende Themen sind Biozide und Mikroplastik.
Die nächste CEPE-Konferenz vom 18. bis 20. September 2019 in St. Julian's, Malta, statt.
Von Damir Gagro