Buntes Bild am Pigmentmarkt

Auch der Pigmentmarkt war stark von den Verwerfungen der Coronapandemie betroffen, etwa durch Unterbrechung von Lieferketten und Schwankungen bei den Abnehmerindustrien. 2021 zeigt aber bereits Zeichen der Erholung. Allerdings sorgen Logistikkosten für Probleme. 

Pigmente Farbe
Steigende Logistikkosten machen dem Pigmentmarkt derzeit zu schaffen. Bildquelle: Marina Ignatova - stock.adobe.com

Einen belastbaren Überlick über den Pigmentmarkt zu erstellen, ist aktuell schwieriger als üblich. „Das Jahr verlief 2020 sehr unterschiedlich. Und das erste Halbjahr ist schwer zu greifen. Die Automobilindustrie ist in die Knie gegangen und die Bauindustrie hat geboomt, ist teilweise sogar explodiert“, betont Axel Schneider von C&G Pigment Europe. Einige Länder hätten komplett zugemacht. Auch in Deutschland, als größter Verbraucher von Pigmenten, machte die Entwicklung keinen Halt.

Die unterschiedliche Marktentwicklung bestätigt auch Dr. Andreas Zett von der Grolman Group: „Nach einem starken Einbruch des Pigment-Bedarfs im Mai und Juni, hat sich der Markt seitdem schrittweise erholt und ist wieder auf einem ungefähren Normal-Niveau angekommen. Einzelne Pigmente werden aber auch schon stärker nachgefragt.“ Laut Schneider gab es in der ersten Phase der Pandemie ein Problem in China. Durch die verlängerten Neujahrsferien kam es zu erheblichen Einschränkungen und die Produktion geriet unter Druck. „Es dauerte einige Zeit bis wieder unter voller Kapazität produziert wurde,“sagt Schneider und ergänzt, dass danach die Welle aus Indien kam. „Dort durfte niemand arbeiten und die Kapazitäten bei organischen Pigmenten waren daher massiv betroffen“.

Buntpigmente und Effektpigmente

Bezogen auf die Farben- und Lackindustrie ist es in diesem Jahr etwas schwieriger verlässliche Zahlen zu bestimmen. So gibt es unterschiedliche Zahlen zur Marktgröße. Bei den Buntpigmenten dominieren die anorganischen Pigmente im Markt. Hier schätzt Andreas Zett das Volumen auf 1,75 Mio. Tonnen im Wert von knapp 3,4 Mrd. EUR. Geringfügig kleiner stuft Axel Schneider den Markt ein, die Größenordnung bewegt sich jedoch in einem ähnlichen Korridor. Hier sind die Eisenoxide die größte Gruppe und haben im Volumen einen Anteil von über 85 %, beim Wert liegen sie aber nur knapp über der Hälfte.

Daher schlagen die derzeit hohen Frachtkosten aus China besonders bei diesen Pigmenten durch. Welchen Einfluss dies auf die Mengenströme hat, müsse sich zeigen. „Naheliegend ist, dass Unternehmen auf lokale Lieferanten zurückgreifen. Es gibt aber in diesem Bereich nicht unendlich viele, in Europa sind es vier Produzenten“, gibt Schneider zu bedenken. Aber nicht nur die Corona-Pandemie hatte ihre Auswirkungen auf Eisenoxide. Strafzölle, die die USA ausgesprochen hatten, hätten sich auch auf Mengenströme ausgewirkt.

Hohe Preise für organische Pigmente

Das Volumen der organischen Pigmente schätzen die Experten in der Größenordnung von 0,33 Mio. Tonnen, bei einem Wert von etwa 2 Mrd. EUR ein. Azo-Pigmente werden am häufigsten nachgefragt. Mengenmäßig nur leicht dahinter folgen Phthalo-Pigmente. High-Performance-Pigmente machen in der Menge nur 11 % aus, im Wert haben sie aber einen Anteil von 30 %, da der durchschnittliche Preis etwa dreimal so hoch ist wie bei den anderen organischen Pigmenten.

Die Nachfrage nach Effektpigmenten, zu denen Metall, Perlglanz-, Fluoreszenz-, Lumineszenz- und andere Pigmente zählen, beläuft sich auf ungefähr 90.000 Tonnen im Wert von etwa 800 Mio. EUR.

Carbon Blacks

Der Markt für Rußpigmente beläuft sich auf etwa 50.000 Tonnen für Farben und Lacke (Gesamtmarkt: 1 bis 1,5 Mio. Tonnen). Ein weiterer Bedarf von 100.000 Tonnen geht in die Herstellung von Druckfarben und Tonern. Je nach Einsatzgebiet werden für Carbon Blacks Preise zwischen 1,5 und 30 EUR pro kg verlangt. „Der Rußmarkt hat viel gemeinsam mit anderen Pigmenten, allerdings sind die Hauptmärkte eher in den Bereichen Autoserien- und Autoreparaturlacke und im Industrielacke, wie etwa Marine oder Bandbeschichtungen. Die Mengen in Dekorfarben oder im Holzbereich sind gering und daher konnten die Rußhersteller von deren Zuwächsen nur beschränkt profitieren“, sagt Alessandro Vulcano von der Aditya Birla Group.

Laut Vulcano haben insbesondere die Autoserienlacke zunächst Einbrüche von bis zu 70 % erlitten. Aktuell ziehe dieses Segment aber wieder an, das Segment Reparaturlacke erholen sich jedoch nur langsam.

Titandioxid

Den TiO2-Pigmentbedarf für Farben und Lacke beziffert Reg Adams von Artikol auf etwa 3,35 Mio. Tonnen im Wert von 8,4 Mrd. EUR. Der Durchschnittspreis für TiO2-Pigment in Europa für das Gesamtjahr 2020 lag bei etwa 2,50 EUR pro Kilo. Der Preis in Japan, Nordamerika & Lateinamerika war höher, während der Preis in China und anderen asiatisch-pazifischen Märkten niedriger lag.

Der Ausblick für 2021 bleibt unsicher. „Unter der Annahme, dass die weitere Ausbreitung des Corona-Virus erfolgreich unter Kontrolle gebracht wird, vor allem dank Massenimpfungsprogrammen, sollte es zu einer deutlichen Erholung der wirtschaftlichen Aktivität kommen. Dies wiederum sollte zu einem Anstieg der weltweiten Nachfrage nach TiO2 gegenüber dem Vorjahr führen.

Außerhalb Chinas plane kein TiO2-Pigmenthersteller signifikante Kapazitätsänderungen, weder nach oben noch nach unten. Innerhalb Chinas wurden laut Adams mindestens acht große TiO2-Pigmentprojekte für die Fertigstellung in 2022/23 angekündigt. „Es wird interessant sein zu sehen, ob eines dieser Projekte tatsächlich realisiert wird und wie sie sich auf das globale Angebot-Nachfrage-Gleichgewicht auswirken könnten“ sagt Adams. 

Aufholeffekt im Pigmentmarkt erwartet

Welche weitere Entwicklung im Pigmentmarkt zu beobachten sein werden, bleibt abzuwarten. Die Aussichten für den bleiben für Andreas Zett positiv: „Wir erwarten im Laufe von 2021 einen zunehmenden Aufholeffekt. Wenn wir zu einem halbwegs normalen Alltag zurückkehren können, wird der Konsum anspringen, was dann auch zu einer vermehrten Nachfrage nach Pigmenten führen wird“. Dieser Effekt sei momentan in China schon zu beobachten.

Eine gewisse Dynamik bietet der Markt ebenfalls, die durch die Corona-Pandemie beschleunigt wird. „Die Pigmentbranche ist schon seit längerem in der Konsolidierung, das begann vor 30 Jahren und hält an. Die Pigmentindustrie ist daher weiter als die Farben- und Lackindustrie. Denn bei Farben und Lacken gibt es noch sehr viele Länder mit zahlreichen Akteuren. Wenn der Druck auf die Pigmentindustrie wachsen sollte, dann kommt dieser eher von anderen Anwendungen, z. B. den Druckfarben“, meint Schneider.

Weitere Informationen:

Dieser Artikel ist eine stark gekürzte Fassung des Marktebrichts zum Pigmentmarkt, der in FARBE UND LACK 2/2021 erschienen ist. Den gesamten Artikel finden Sie in unserer Onlinebibliothek 360°.

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