Bio im Blick: Glänzende Zukunftsaussichten

Biobasierte Lösungen und Systeme liegen im Trend. Die Nachfrage steigt zwar, dennoch wird es einige Zeit dauern, bis der Marktanteil biobasierter Systeme in der Farben- und Lackindustrie zunimmt. Die aktuellen Entwicklungen in der Marktübersicht.

Nachhaltigkeit und umweltverträgliche Lösungen sind mittlerweile Themen Bildquelle: Natallia Vintsik - stockadobecom

Branchenexperten wie ChemQuest und Orr & Boss schätzen, dass auf biobasierte Systeme etwa 5 % des Wertes und gut 1 % des Volumens des Gesamtmarktes für Farben und Lacke entfallen. Die Experten von AkzoNobel, Covestro und PPG Industries erwarten weitere Marktchancen für diese Systeme.

Mary Ellen Shivetts von PPG stimmt den Zahlen zu: „Biobasierte Beschichtungen sind ein wachsender Markt mit einem Marktanteil von ungefähr 5 %.“ Dieses Segment ist zwar nur ein Nischenbereich, wird aber dennoch von der Branche nicht vernachlässigt. Angesichts eines zunehmenden Umweltbewusstseins und wachsenden Interesses der Verbraucher an umweltfreundlichen Produkten ist davon auszugehen, dass Systeme auf biologischer Basis in Zukunft eine größere Rolle spielen werden.

Biobasierte Produkte bieten dem Markt einzigartige Chance

Markus Mechtel von Covestro beschreibt den Markt für biobasierte Farben und Lacke so: „Immer mehr Unternehmen entlang der Wertschöpfungsketten wollen Lösungen für die globalen Herausforderungen wie den Klimawandel und die Ressourcenknappheit entwickeln und haben sich den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen verpflichtet. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Verbraucher zu, die nach Produkten fragen, die auch hinsichtlich ihrer Herkunft nachhaltiger sind.“ Für Shivetts sind Lacke und Beschichtungen auf biologischer Basis eine von vielen Möglichkeiten, wie Hersteller in diesem Sektor Nachhaltigkeit verwirklichen können. In Ihren Augen bietet der Markt für biobasierte Produkte der Branche in dieser Hinsicht eine einzigartige Chance.

Dr. Berta Vega Sánchez von Covestro sieht für Beschichtungen auf biologischer Basis allgemein ein gutes Wachstumspotential, sowohl hinsichtlich des Marktanteils als auch der Erschließung weiterer Anwendungen und Industrien. Die treibenden Kräfte sind ein zunehmendes Umweltbewusstsein, Klimapläne wie der „Green Deal“ der EU und der sich vollziehende Übergang zur Kreislaufwirtschaft.

„Die vielversprechenden Chancen für biobasierte Lacke liegen in hochwertigen Anwendungen und Wertschöpfungsketten, die von den nachgelagerten Akteuren her beeinflusst werden, zum Beispiel von Marken mit strengen Nachhaltigkeitsrichtlinien wie in der Automobil-, Möbel- und Verpackungsindustrie“, erläutert Sánchez. „In stark fragmentierten konservativen Märkten wie dem für Schutzlacke, die hohe Branchenstandards hinsichtlich der Wetterbeständigkeit erfüllen müssen, können die Einführung neuer Produkte und der Ausbau der Verwendung erneuerbarer Rohstoffe allerdings etwas länger dauern“, fügt sie hinzu.

Innovatives Produktionsverfahrens für biobasierte Moleküle

Akzo Nobel gab Ende 2020 die Entwicklung eines innovativen Produktionsverfahrens für biobasierte Moleküle in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Advanced Research Center Chemical Building Blocks Consortium (ARC CBBC) bekannt. Dabei handelt es sich um eine völlig neuartige Technologie zum Aushärten von Chemikalien für Lacke. „Diese wegweisende Technologie, die Monomere auf Biobasis nutzt und nur UV-Licht, Sauerstoff und erneuerbare Rohstoffe erfordert, ist eine nachhaltigere Methode zur Herstellung von Harzen. Dank dieses Durchbruchs, der ein Beispiel für Innovation durch Zusammenarbeit ist, stehen wir an der Schwelle zur nächsten Stufe der Lacktechnologie. Wir öffnen die Tür zu einer neuen Zukunft für Farben und Lacke durch die Verwendung nachhaltiger Bausteine, die es uns ermöglichen, für unsere Kunden wirklich spannende Funktionalitäten zu erforschen und zu entwickeln“, so ein Sprecher von Akzo Nobel.

Dennoch weist der niederländische Lackhersteller darauf hin, dass das Unternehmen hinsichtlich der Erforschung der Nutzbarkeit dieser Technologie noch einen weiten Weg vor sich hat, dass sie aber mit großer Sicherheit die Zukunft der Produkte des Unternehmens bestimmen wird. „Es besteht eine realistische Chance, dass wir bis 2040 oder 2050 in unserer Harzproduktion nur noch Monomere auf Biobasis verwenden werden, und das wird uns helfen, die CO2-Gesamtbilanz unserer Produkte zu verbessern.“

Eine ausführlichere Version dieses Marktüberblicks finden Sie in FARBE UND LACK 10/2021. Die Ausgabe ist auch online in unserer Onlinebibliothek 360° digital lesbar.

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