Bauchemie: Zwei Jahrzehnte Wohngesundheit
Vor 20 Jahren, am 24. Februar 1997, gründete sich die Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte e.V. (GEV ), die später den Emicode entwickelte. Das Kennzeichnungssystem prüft und zertifiziert die weltweit emissionsärmsten Bauprodukte.
Zwei Jahrzehnte Erfolgsgeschichte
„Zwei Jahrzehnte GEV – das ist eine Erfolgsgeschichte, die noch lange nicht enden wird“, zog GEV-Vorstandsvorsitzender Stefan Neuberger, Geschäftsführer Pallmann GmbH, Zwischenbilanz. „Elf Gründungsväter mehrten sich zu aktuell 124 Mitgliedsunternehmen aus 18 Ländern. Einst für Fußbodenverlegewerkstoffe gedacht, gibt es aufgrund der großen Marktrelevanz mittlerweile 5.865 Emicode-zertifizierte Produkte für nahezu den gesamten Innenausbau.“
Wettbewerbsneutrale Prüfstandards
Zu den Erfolgsfaktoren führte Neuberger aus: „Als in den 1990ern der technologische Fortschritt die radikale Senkung flüchtiger organischer Verbindungen ermöglichte, entwickelte die GEV im Umfeld großer Orientierungslosigkeit wettbewerbsneutrale Prüf- und Bewertungsstandards für emissionsarme Produkte.“ Neben diesem Innovationsgeist zählen Gemeinschaftsdenken und Seriosität zur Philosophie, wie Neuberger ausführte.
Emicode und Nachhaltigkeit
Neben Neuberger referierten weitere namhafte Branchenvertreter sowie Prof. Dr. Markus Hengstschläger, führender Genetiker von der Medizinischen Universität Wien. Die Satzungen, Prüf- und Auswertungsvorgaben sowie organisatorische Struktur vermittelte GEV-Geschäftsführer Klaus Winkels. Welchen Stellenwert nimmt der Emicode bei der Nachhaltigkeit ein? Hierüber klärte VOC-Consultant Reinhard Oppl auf. „In seinem Bereich erfüllt er die Ansprüche weltweit wichtigster Systeme zur Bewertung und Auszeichnung der Nachhaltigkeit von Gebäuden in ihrem gesamten Lebenszyklus“, unterstrich er.
Technische Hintegründe
Aufgeteilt auf ihre Interessensgebiete nahmen die Gäste an einem Technical und einem Marketing Track teil. Dr. Heinz-Werner Lucas (HWL Consulting) thematisierte die „Environmental Product Declaration“ (EPD) zur Bewertung der Umweltauswirkungen einzelner Produkte über ihren gesamten Lebenszyklus. Er klärte, welche Rolle die Emission dabei spielt, dass der Emicode diese Vorgaben erfüllt und wie sich Muster-EPDs sachgerecht anwenden lassen. Das genaue Vorgehen zum Prüfen, Messen und Klassifizieren von Produkten nach dem Emicode erläuterten Thomas Neuhaus (Eurofins) und Dr. Thomas Brokamp (Geschäftsführer Bona GmbH Deutschland).
Tools für das Marketing
Alexander Magg (Uzin Utz AG) zeigte auf, welche Tools zur Unterstützung in Marketing und Produktmanagement zur Verfügung stehen. Zudem erläuterte er, mit welchen Mitteln die GEV die Vorteile des Emicode kommuniziert. Wer ihn zur Nachhaltigkeitskommunikation nutzt, sollte sich an Spielregeln halten. Dies verdeutlichte Stephan Bülle (Ardex-Gruppe). „Die GEV praktiziert eine themen- und sachgerechte Kommunikation“, betonte er. Tabus sind beispielsweise Greenwashing (sich ohne fundierte Grundlage ein umweltfreundliches Image zulegen), die Nutzung allgemein nicht anerkannter Zeichen und die Herausgabe einzelner Messwerte, die wegen Schwankungsbreiten zwischen verschiedenen Laboren divergieren, wobei die geringen Differenzen im µ-Bereich leicht bei 30% und mehr liegen können.
Plädoyer gegen das Mittelmaß
Keynote-Speaker Prof. Dr. Markus Hengstschläger hielt ein Plädoyer gegen das Mittelmaß – den Feind jeder Innovation. Wichtige Köpfe der Branche stellten sich daraufhin den kritischen Fragen des Moderators Wolfgang Heck. Interviewpartner waren Stefan Neuberger, Jürgen Gehring, Dr. Uwe Gruber (Stellvertretender GEV-Vorsitzender/Geschäftsführer Mapei GmbH) und Werner Schwerdt (GEV-Vorstandsmitglied/Sika Deutschland GmbH). Deutlich wurde, welche Potenziale die GEV sieht. In den kommenden Jahren sollen weitere Produktsparten erschlossen und das Zertifikat, etwa bei Endverwendern, weiter publik und populär gemacht werden.