ACE: „Die erfolgreichsten Unternehmen in unserem Segment sind offen für Kooperationen“

Die Konjunktur für Beschichtungen für Bau-und Landmaschinen (ACE-Lacke) war schwieriger in den letzten Jahren in Europa. Dietmar Jost – Geschäftsführer von Rembrandtin Lack und Leiter der industriellen Metallbeschichtungssparte der Helios Gruppe – sieht einen starken Aufwärtstrend.

ACE: "Die erfolgreichsten Unternehmen in unserem Segment sind offen für Kooperationen". Foto: Sven Krautwald Fotolia -

Wie bewerten Sie den Markt für ACE-Lacke?

Dietmar Jost:Nach einigen schwierigeren Jahren sehen wir einen schönen Aufwärtstrend. Verschiedene Faktoren haben sich negativ auf den Markt und auf den Fuhrpark im Bereich ACE ausgewirkt. Sowohl die Sanktionen für Russland als auch die Unsicherheiten bei Subventionen durch die Europäische Union haben hier Einfluss genommen. Es gab lange Betriebsferien bei vielen globalen ACE-Kunden von uns in Europa. Die Auslastung war nicht da, diese steigt nun aber wieder an. Die Zahlen von vor einigen Jahren stehen zwar noch nicht wieder an. Wir erwarten dennoch eine positive Entwicklung und sehen es als interessantes und attraktives Segment, in dem wir langfristig aktiv bleiben werden.

In welchen Regionen sehen Sie die deutlichsten Potenziale?

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Dietmar JostGeschäftsführer Rembrandtin

Jost: Asien ist die stärkste Region mit etwa 60 % des Marktanteils. In Europa sind es etwa 23 %. Wir haben durch unsere Mutterfirma Kansai in Asien im ACE-Segment eine starke Position und sind mit Helios und der Rembrandtin hauptsächlich in Europa aktiv.

Der Markt wächst in Asien deutlicher als in Europa, wo er eher stagniert. In China sind Wasserlacke das bestimmende Thema und die neuen Lackierstraßen sind auf Wasser ausgerichtet. In Europa beschäftigen wir uns sehr stark mit effizienten Systeme wie zum Beispiel Ultra-High-Solids DTM (direct to metal) oder KTL-Verfahren. Das Ziel sind sehr ergiebige Systeme mit geringen Schichtstärken und die Reduktion von Prozessschritten. Damit senkt sich auch der Verbrauch in der Tonnage. Das Volumen steigt daher nicht so stark wie der Umsatz.

Die Märkte mit dem höchsten Potential für die Produktion von ACE und dementsprechenden Lackverbrauch sind Deutschland, Frankreich, Italien, Polen und Russland. Dies sind auch die Märkte in denen wir die stärksten Aktivitäten setzen.

Wie bewerten Sie die Wettbewerbssituation im Bereich ACE-Lacke?

Jost: Neben den sechs großen, weltweit agierenden OEMS, gibt es regional viele mittelständische und kleine Unternehmen in Europa, die mit ACE-Lacken beliefert werden. Und es macht schon einen Unterschied mit wem man zusammenarbeitet. Bei den großen Unternehmen sehen wir, dass man sich auf Kern-Supplier fokussiert, mit denen man weltweit zusammenarbeitet.

Bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen stehen wir dafür einem größeren Wettbewerb gegenüber. Die Firmen spezialisieren sich stärker oder nutzen die lokale Nähe zu ihren Kunden aus. Trotzdem besteht das Geschäft verstärkt aus Commodities, die aber dann speziell auf den Kunden zugeschnitten werden. Wir sehen auch im ACE Bereich – ähnlich wie bei den Lacken – eine voranschreitende Konsolidierung des Marktes.

Wie sieht die Wettbewerbssituation unter den Lackherstellern aus?

Jost:Es gibt einige Unternehmen, die sich als Systemanbieter etabliert haben und ihr Portfolio global verfügbar haben. Dann gibt es ein paar Firmen, die auf innovative Nischenprodukte fokussiert sind. Die Unternehmen, die nicht das komplette System anbieten, suchen verstärkt nach Partnerschaften mit anderen Firmen. Hier ist eine deutliche Tendenz am Markt zu erkennen.

Heutzutage holen sich Lackfirmen vermehrt externe Expertise oder gehen langfristige Partnerschaften mit anderen Unternehmen ein, um den Kunden – auch über das eigene Produktportfolio hinaus – bedienen zu können.

Funktioniert dieses Konzept besser mit Konzernen oder kleineren Unternehmen?

Jost:Diese Frage kann man nicht pauschal beantworten. Wir haben in beiden Fällen bereits positive Erfahrungen gesammelt, sowohl mit Konzernen als auch mit kleinen oder mittelständischen Betrieben. Es liegt an der Philosophie und der Strategie des Partners und nicht so sehr an der Unternehmensgröße, ob die Firmen eine solche Kooperation begrüßen. Die erfolgreichsten Firmen in unserem Segment sind aber offen für dieses Konzept.

Das Interview führe Damir Gagro.

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