Absatzmarkt Schiffslacke: Europa trotzt den Turbulenzen

Der Schiffbau liegt weltweit am Boden – doch ausgerechnet in Europa verzeichnen die großen Werften gegenwärtig mehr Aufträge als sie gleichzeitig abarbeiten. Besonders gilt das für die Werften in Deutschland, wie eine Analyse des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) zeigt.

Absatzmarkt Schiffslacke: Europa trotzt den Turbulenzen. Bildquelle: Spiber.de - Stock.Adobe.com -

Der globale Schiffbau steckt weiterhin in einer schwachen Phase. Die Anzahl der Werften geht kontinuierlich zurück. Schätzungsweise haben seit 2008 etwa 560 Werften den Betrieb eingestellt. Die maritime Beratungsfirma Clarkson aus England geht davon aus, dass noch 372 Betriebe aktiv sind. Davon befindet sich ein Großteil in Asien.

Im Jahr 2016 lieferten die Werften 1.600 Schiffe aus. Hierbei handelt es sich jedoch mehrheitlich um ältere Aufträge. In den vergangenen Jahren sind kaum neue Aufträge hinzugekommen. Auftragseingänge sollen lediglich bei 126 Werften in den Büchern vermerkt worden. Somit haben nur ein Drittel aller aktiven Betriebe neue Aufträge zu verbuchen. Die Reedereien haben 480 Aufträge vergeben. Im Spitzenjahr 2007 waren es mehr 5.200 Schiffe. Schlimmer sollte es nicht mehr kommen. Der Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) nimmt an, dass die Talsohle nun erreicht sein dürfte. Es bleibt aber weiterhin ein Rätsel, wann und in welcher Stärke eine Markterholung einsetzt.

2016 sanken die Auftragseingänge auf ein Allzeittief

Im Jahr 2016 sanken die Auftragseingänge auf rund 11 Mio. CGT (Erläuterung zu CGT siehe Kastentext) und somit auf das Niveau der 1980er Jahre, wie der VSM berichtet. Im Jahr 2015 waren es noch fast 40 Mio. CGT. Es reihen sich mehrere Faktoren aneinander, die als Ursache dieser Krise im Schiffbau dienen. Auf den Weltmärkten hält ein Überangebot an Schiffsraum an. Zusätzlich setzten der Branche rückläufige Wachstumsraten für den Welthandel und den Containertransport zu.

In den letzten Jahren waren insbesondere der Frachtschiffbau sowie der Offshore-Sektor betroffen. Die rückläufige Nachfrage nach Tankern, Bulkern sowie Containerschiffen ist, laut Angaben des VSM, extrem. Im Jahr 2016 fiel die Zahl der Neubauaufträge für Frachtschiffe im Vergleich zu 2015 um knapp 80%. Die größte Sorge bereitet der schwache Welthandel. Für 2016 gibt der Internationale Währungsfond (IWF) ein Welthandelswachstum von 1,9% an, das sogar noch deutlich unter dem globalen BIP-Wachstum von 3,1% liegt.

Diese Krise der Werften ist eine verspätete Folge der Krise in der Schifffahrt, die weiterhin von gravierenden Überkapazitäten in vielen Bereichen geplagt wird. Fracht- und Charterraten sowie die Preise für gebrauchte Schiffe liegen auf niedrigem Niveau. Bei den Reedereien hat eine Konzentrationswelle eingesetzt, die auf die Nachfrage drückt. Die Reeder brauchen kaum noch neue Schiffe – allenfalls größere und effizientere Frachter, um noch mehr Container noch günstiger transportieren zu können. Von den insgesamt 1.169 neugeorderten Schiffen in 2017, sind 174 Massengutschiffe (einschl. komb. Massengutschiffe). Dahinter stehen 148 Chemikalien- und Produktentanker in den Auftragsbüchern, gefolgt von Rohöltankern (116), Stückgutfrachtern (110) sowie Fähren und Passagierschiffe (101).


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Entwicklung zeigt nach oben

Beim Welthandel hat sich die Lage etwas entspannt. 2017 lag die globale Wirtschaftsleistung bei 3,5 % und für das laufende Jahr 2018 wird weiterhin mit einem Wachstum von 3,6 % gerechnet. Auch die Auftragseingänge zeigten eine Erholung und verdoppelten sich auf über 20 Mio. CGT im Jahr 2017. Auch wenn dieser Wert erfreulich ist, muss jedoch auch gesagt werden, dass 2015 ein Auftragsvolumen von knapp 40 Mio. CGT eingegangen ist.

In der Schiffbaubranche gibt es aber auch weitere Entwicklungen, die sich positiv auf den Markt auswirken. Verschärfte internationale Umwelt- und Klimaschutzbestimmungen, die unter anderem die Ballastwasseraufbereitung sowie Schwefel- und Stickoxidemissionen betreffen, könnten in Zukunft zu verstärkten Aktivitäten im Neubaubereich führen, da sich die geforderten, umfangreichen Nachrüstungen und Umbauten für ältere Schiffe oft nicht rechnen. Neben dem besonders geringen Bedarf im Frachtschiffsektor bestehen gesunde Nischenmärkte mit vollen Auftragsbüchern. Innerhalb der letzten drei Jahre haben sich die weltweiten Auftragseingänge für Passagierschiffe mit rund 3 Mio. CGT in 2016 mehr als verdreifacht. Europäische Werften profitierten von den steigenden Investitionen in Passagierschiffe, vor allem im Kreuzfahrtsektor.

Die gute Nachricht für Deutschland und Europa: Abseits vom Frachtschiffbau boomt der Kreuzfahrtsektor. „Mit immer neuen Attraktionen bleibt die Kreuzfahrtindustrie Publikumsmagnet und stellt immer neue Passagierrekorde auf“, heißt es beim Verband. Allein in diesem Jahr kommen 26 Kreuzfahrtschiffe neu in den Markt. Davon profitieren europäische und deutsche Werften, die sich auf diesen Markt spezialisiert haben. Seit 2011 wächst der Wert des europäischen Auftragsbuchs und erreichte Ende Juni dieses Jahres mehr als 57 Milliarden Dollar (derzeit rund 48 Milliarden Euro), davon ungefähr ein Drittel bei deutschen Werften. Mehr als 40 Prozent aller globalen Schiffbau-Aufträge gehen nach Europa.

Deutschlands Werften ausgelastet

In Deutschland gingen die Auftragseingänge 2017 nach einem Rekordjahr deutlich zurück, von 7,8 auf 2,3 Mrd. EUR. Die Werften seien voll ausgelastet, laut VSM. Die Produktion lag mit 3,1 Mrd. EUR so hoch wie seit vielen Jahren nicht mehr und der Auftragsbestand von 17,7 Mrd. EUR reiche auf Jahre hinaus. Fähren, Luxusjachten und Kreuzfahrtschiffe sind die Produkte der deutschen Werften für den Weltmarkt, nachdem sich die Branche aus dem Bau von Containerschiffen zurückgezogen hat. Hier aber drängen die Chinesen in das Segment ein. China habe den Bau von hochwertigen Spezialschiffen zu einem von zehn strategischen Zielen des Landes erklärt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass China konsequent umsetzt, was es sich vornimmt. China zieht mit Verlustpreisen immer mehr Aufträge in Nischenmärkten an sich.

China, Japan und Südkorea dominieren im Schiffsbau

Die Anzahl der neuen Aufträge in den EU-Staaten beläuft sich auf 152 Schiffe. In Gesamteuropa sind 266 an der Zahl. Im Vergleich hierzu stehen die drei größten Schiffbaunationen aus Asien deutlich stärker da. In China summieren sich die Auftragseingänge auf 362 Schiffe – im Jahr 2016 waren es 215. In Japan wurden 2017 insgesamt 172 Schiffe geordert. Dieser Wert einem Plus von über 13 % zum Jahr 2016. Als aufstrebende Nation ist hier Südkorea zu nennen. Im Jahr 2016 wurden 73 Schiffe geordert. Im Folgejahr waren es 159, ein sattes Plus von 118 %. Über 14 Mio. CGT der weltweit 20,2 Mio. CGT entfallen auf diese drei Nationen Asiens. Knapp 4,2 Mio. CGT bei den neuen Aufträgen verteilen sich auf das gesamte Europa.

Vom Damir Gagro

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