Wasserlacke: „Es bedarf einer höheren Sensibilität bei der Oberflächenvorbehandlung“

Wir sprachen mit Michael Pokorny aus der Geschäftsleitung bei Mäder Germany über Wachstumspotenziale und Herausforderungen bei Wasserlacken. Interview von Bettina Hoffmann.

Michael Pokorny ist Teil der Geschäftsleitung bei Mäder Germany.
Michael Pokorny ist Teil der Geschäftsleitung bei Mäder Germany.

Welche größeren Hindernisse oder Herausforderungen sehen Sie für die weitere Verbreitung von wasserbasierten Systemen?

Michael Pokorny: Einer der wesentlichen Gründe, von konventionellen Beschichtungssystemen auf wasserverdünnbare beziehungsweise wasserbasierte Lacke umzustellen, war und ist das enorme Einsparpotential  von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC). Um dieses Ziel zu erreichen, haben sich jedoch in einigen Märkten auch andere Möglichkeiten, insbesondere High Solid oder Very High Solid Systeme, etabliert. Sie stehen beispielsweise bei Bau- und Landmaschinenlackierungen und vergleichbaren Anwendungsfällen mit recht großen Soll-Schichtdicken in direkter Konkurrenz mit wasserbasierten Lösungen, weil sie andere Vorzüge haben.

Es bedarf ebenfalls nach wie vor einer höheren Sensibilität bei der Oberflächenvorbehandlung und in der Prozessführung während Applikation und Trocknung von Wasserlacken. Dies ist wohl eines der größten Hindernisse für die noch breitere Anwendung von Wasserlacken in unserer Industrie.

Wo sehen Sie mittelfristig das stärkste Wachstum für Wasserlacke?

Pokorny: Nach wie vor gibt es vor allem in dekorativen, industriellen Märkten viele positive Gesichtspunkte, die für den Wechsel auf vergleichbare Wasserlacke sprechen. Dies ist vor allem der Fall, wo konventionelle, mehrschichtige Lackaufbauten mit einer Polyurethandeckbeschichtung zum Einsatz kommen. In eher funktionsorientierten Anwendungen wird man im Einzelfall entscheiden müssen, welches Materialkonzept oder welche Prozessführung der optimale Weg zur VOC-Emissionsreduzierung ist. Allerdings gibt es auch Anwendungsfälle, wie zum Beispiel Pulverlacke mit ihrem sehr hohen Energiebedarf für das Einbrennen, wo wasserbasierte Systeme eine kleine Renaissance erleben.

Ganz allgemein spricht die mittlerweile über 25-jährige, erfolgreiche Anwendung und Erfahrung mit wasserverdünnbaren Systemen eine klare Sprache und es gibt nur wenige Argumente dafür, dass man an konventionellen Lösungen festhält. Regional sehe ich innerhalb Europas und insbesondere in Deutschland eher geringe Wachstumschancen, weil die Marktdurchdringung schon recht hoch ist. Weltweit sind Wasserlacke aber noch nicht zum Standard geworden und gibt es noch großes Potenzial.

Das Interview ist Teil unserer Expertenmeinung aus der Maiausgabe der FARBE UND LACK. Hier geht es zum gesamten Artikel.

Hersteller zu diesem Thema