Stahlbeton schnell und sicher vor Korrosion schützen

Damit Brücken und Tunnel die nächsten 50 bis 100 Jahre überstehen, müssen sie gut geschützt sein. Mit einem neuen Marker lässt sich schnell und einfach prüfen, ob Bauwerke aus Stahlbeton gegen Wasser und Salz gerüstet sind.

Die Anlage zur inversen Flüssigchromatographie misst das Reaktionsverhalten von Silanen im Beton. Quelle: Fernbacher/Hochschule Karlsruhe -

Das Verfahren zur Qualitätskontrolle der Hydrophobierung ist erprobt und mittlerweile reif für den praktischen Einsatz.

Eindringtiefe bisher schwer zu messen

Zur Hydrophobierung verwendet man seit langem spezielle Silane, die eine wasserabweisende Wirkung haben und somit das Innenleben der Bauwerke schützen. Das Einbringen der Silane in den Beton ist relativ einfach. Allerdings stellt sich danach die Frage, ob es tief genug in die Randzone eingebracht wurde, was eine wichtige Voraussetzung für die Wirksamkeit und Dauerhaftigkeit einer Hydrophobierung ist. Das zu messen war bislang eine schwierige und kostenintensive Arbeit, bei der rund 70 Millimeter dicke und bis zu 10 Zentimeter lange Bohrkerne aus dem Bauwerk herausgebohrt und im Labor untersucht werden mussten.

Zeiteinsparungen von vielen Tagen

Ein an der Hochschule Karlsruhe entwickeltes und jüngst patentiertes Verfahren macht die Qualitätssicherung der Hydrophobierung nun wesentlich leichter und schneller. „Bei nur sehr gering erhöhten Kosten können Zeiteinsparungen von vielen Tagen bei der Analyse der Bohrkerne erreicht werden“, verspricht Professor Dr. Andreas Gerdes, Leiter des Instituts für Prävention im Bauwesen (IPB) der Hochschule Karlsruhe, an dem das neue Verfahren entwickelt wurde.

Silanen wird Marker beigemischt

„Mit unserer Erfindung kann man wesentlich zerstörungsärmer als bisher direkt auf der Baustelle mit einem mobilen Gerät die Verteilung des Wirkstoffs in der Betonrandzone messen“, sagt Professor Gerdes. Das Prinzip: Den Silanen wird ein patentierter Marker beigemischt, das heißt eine siliziumorganische Verbindung mit eingebauten Silberatomen. Sie ermöglichen eine Messung der Eindringtiefe mit der laserinduzierten Plasmaspektroskopie (LIPS), einer in der chemischen Analytik etablierten Methode, die von der Bundesanstalt für Materialprüfung auf die Anwendung angepasst wurde. „Der Laser regt die Silberatome zu einer gut erkennbaren Antwort an. So kann die Eindringtiefe des hydrophobierenden Silans schnell und exakt ermittelt werden“, erklärt Professor Gerdes.

Verkürzte Reaktionszeit

Einen weiteren Vorteil der schnellen Messung sieht Gerdes in der verkürzten Reaktionszeit. „Man erkennt sofort, ob die Hydrophobierung tief genug eingedrungen ist. Wenn das nicht der Fall war, kann man die Maßnahme sofort wiederholen und muss nicht tagelang warten, bis das Ergebnis der Probebohrung da ist. In der Praxis bedeutet das, dass Tunnel und Brücken nicht länger gesperrt werden müssen als unbedingt nötig.“

Kooperationsprojekts mit Unternehmen

Entwickelt wurde der neue Silanmarker von Dr. Hartmut Herb und Professor Dr. Andreas Gerdes. Im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit verschiedenen Unternehmen kamen die Chemiker auf die Idee, ein Trägermolekül zu entwickeln, welches die Silberatome in die Randzone des Betons transportiert. Das Projekt „Silamark“ war geboren. Nach rund zwei Jahren weiterer Forschung zur Optimierung des Silan-Silber-Verhältnisses wurde vergangenes Jahr das Patent erteilt.

Vielversprechende Erfindung

„Silamark ist eine vielversprechende Erfindung. Das System ist betriebsbereit für eine sichere quantitative Qualitätskontrolle der Hydrophobierungsmaßnahmen im Bautenschutz. Zudem sind viele weitere Anwendungsmöglichkeiten denkbar, beispielsweise bei der Hydrophobierung von Natursteinen und -ziegeln“, erklärt Dr. Frank Schlotter, Leiter der Abteilung Chemie, Life Sciences, Materialien und Medizintechnik bei der Technologie-Lizenz-Büro (TLB) GmbH in Karlsruhe. Die TLB GmbH unterstützt Erfinder, Hochschulen und Unternehmen bei der Patentierung innovativer Ideen und der Umsetzung in marktfähige Produkte.

Ergebnisse in Anwendung bringen

Für Professor Andreas Gerdes ist der neue Marker nur ein Baustein auf dem Weg hin zu einem ökologisch und ökonomisch verantwortungsvolleren Handeln. „Wir müssen die Langlebigkeit der Bauwerke erhöhen“, fordert Gerdes, denn sowohl eine Instandsetzung als auch ein Neubau seien sehr teuer, zudem verringere sich durch eine erhöhte Dauerhaftigkeit die Umweltbelastung. „Dauerhaftes Bauen ist ökologisches Bauen“, betont der Professor, der am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und an der Hochschule Karlsruhe lehrt sowie Mitbegründer der Ionys AG und wissenschaftlicher Leiter des KIT-Innovations-Hub „Prävention im Bauwesen“ ist. Ziel der Verzahnung von der Hochschule Karlsruhe, KIT und der Ionys AG als Ausgründung ist es, Grundlagenergebnisse beschleunigt in die Anwendung zu bringen.

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