Robust und funktionell – Oberflächenveredelung dank Suspensionsspritzen
Walzen mit präziser Druckleistung in der Papierindustrie oder Offshore-Ausrüstungen in aggressivem Salzwasser – Beschichtungen schützen diese Komponenten auch unter rauen Bedingungen.
Raue Oberflächen unter dem Mikroskop sichtbar
Insbesondere thermische Beschichtungsverfahren, wie das Atmosphärische Plasmaspritzen (APS) oder Hochgeschwindigkeitsflammspritzen (HVOF), kommen hier bislang zum Einsatz. Auf Basis von keramischen oder metallischen Pulvern können Isolations-, Korrosions- und Verschleißschutzschichten auf Maschinen- und Anlagenkomponenten zwischen 100 und 500 μm appliziert werden. Die verwendeten Pulverpartikel sind zwar so fein wie Mehl und die Schicht dünner als eine Chipkarte – trotzdem weist eine solche Oberfläche unter dem Mikroskop eine hohe Rauheit auf.
Aufwendige mechanische Nachbearbeitung
Um eine gezielte Oberflächengüte zu erreichen, müssen die bespritzten Bauteile daher oftmals aufwendig mechanisch nachbearbeitet oder versiegelt werden. Andere Beschichtungstechnologien, wie die chemische oder physikalische Gasphasenabscheidung (CVD, PVD), erlauben ultradünne Schichten unter 10 µm. Allerdings lassen sich mit diesen Verfahren keine großen Flächen, sondern nur kleine Werkzeugeinsätze, wie Wendeschneidplatten, veredeln.
Suspensionen mit dispegierten Nanopartikeln
Forscher des Fraunhofer-Instituts für Keramische Technologien und Systeme IKTS haben die Voraussetzung dafür geschaffen, extrem glatte, beständige Schichten auch auf großflächigen Komponenten herzustellen – ohne Nachbearbeitung. Sie entwickelten Suspensionen für das thermische Spritzen, die anstelle der bisherigen Pulver eingesetzt werden, und erreichen damit neue Beschichtungsqualitäten und -eigenschaften. Dafür kommen noch feinere, in Wasser oder organischen Lösemitteln dispergierte Submikro- und Nanopartikel zum Einsatz, die als reines Pulver nicht verspritzt werden können.
Erstmals funktionelle Oberflächen möglich
Beim thermischen Suspensionsspritzen entstehen extrem stabile, dünne Schichten zwischen 10 und 50 μm. Durch die homogenen Suspensionen reduzieren wir bisherige Rauheiten von über 5 auf 1 μm bei deutlich geringerem Materialeinsatz“, erläutert Dr. Annegret Potthoff vom Fraunhofer IKTS. Darüber hinaus sind erstmals funktionelle Oberflächen möglich. Sie können zum Beispiel mit photokatalytisch aktiven Schichten versehen werden, durch die Medikamentenrückstände in Abwasseraufbereitungsanlagen nachhaltig abgebaut werden.
Vom Feedstock zum optimierten Bauteil
Die Suspensionen werden im Labor hinsichtlich Feststoffgehalt, Korngrößenverteilung und Viskosität für jede Anwendung individuell angepasst. „In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik IWS konnten wir die gesamte Prozesskette und bestehende Anlagentechnik auf Suspensionen adaptieren“, berichtet Dr. Potthoff. Neben den unterschiedlichen keramischen Werkstoffen, wie Chrom-, Aluminium- oder Zirkonoxid, können erstmals auch Hartmetalle defektfrei thermisch gespritzt werden. Außerdem erlaubt die Technik gradierte Schichtsysteme, mit denen zum Beispiel thermische und mechanische Eigenschaften kombiniert werden können.