Einblicke von David Dominguez, Briolf: Die Zukunft der wasserbasierten Beschichtungen

David Dominguez, Strategic Planning Director bei Briolf, hat mit unserer FARBE UND LACK-Redakteurin Bettina Hoffmann über die zukünftigen Entwicklungen und regulatorischen Herausforderungen bei wasserbasierten Lacken bis 2030 gesprochen.

David Dominguez geht davon aus, dass die Zukunft der wasserbasierten Beschichtungen durch strengere Vorschriften, die steigende Nachfrage nach Nachhaltigkeit, die Ausweitung auf neue industrielle Anwendungen, Leistungsverbesserungen sowie verstärkte Zusammenarbeit und Innovation geprägt sein wird. Quelle: b13 - adobe.stock.com

Welche bedeutenden Entwicklungen erwarten Sie bei wasserbasierten Beschichtungen bis 2030?

Dominguez: Die gesamte Branche wird derzeit von zwei Hauptthemen bestimmt, die zwei Seiten derselben Medaille sind. Regulatorische und gesetzliche Anforderungen auf der einen Seite und der wachsende Trend, dass Kund:innen, Anwender:innen und die Gesellschaft als Ganzes nachhaltigere Produkte fordern, auf der anderen Seite. In diesem Sinne gibt es Sektoren oder Branchen, in denen die Verwendung von Produkten auf Wasserbasis eine stärkere Position einnimmt als in anderen. So zwangen beispielsweise die Autoreparaturlacke und die VOC-Emissionsverordnung von 2007 den gesamten europäischen Markt vor einigen Jahren zur Umstellung auf Farben auf Wasserbasis. Auch Dekorfarben werden überwiegend auf Wasserbasis hergestellt. Es gibt jedoch noch viele industrielle Anwendungen, bei denen lösemittelhaltige Lacke dominieren. Die Lackindustrie, zu der natürlich auch die Lackhersteller, aber auch die Rohstofflieferanten gehören, muss in die Entwicklung besserer Lösungen auf Wasserbasis investieren, wenn der Markt immer noch der Meinung ist, dass lösungsmittelbasierte Lacke eindeutig überlegen sind.

Quelle: Briolf

Eine solche Chance ist die Verwendung von Klarlacken in Märkten wie der Autoreparaturlackierung. Bezogen auf das Volumen sind Klarlacke das am häufigsten verwendete Produkt in Karosseriewerkstätten. Daher würde die Entwicklung zuverlässiger Technologien für Klarlacke auf Wasserbasis, die in Bezug auf die Gesamtleistung (Glanz, Haltbarkeit usw.) gleichwertig sind, einen großen Beitrag zur Verringerung der VOC-Emissionen in diesem speziellen Markt leisten. Wir sind sicher, dass dies ein Schlüsselbereich für Verbesserungen in den kommenden Jahren sein wird. Andererseits sehen wir eine wachsende Zahl von Industriekund:innen, die in ihren internen Prozessen keine lösemittelhaltigen Lacke zulassen. Ich denke auch, dass wasserbasierte Beschichtungen in industriellen Anwendungen beliebter werden, insbesondere im öffentlichen Sektor, da dieser nachhaltige Lieferanten und Lösungen für seine eigenen Betriebe benötigt, z. B. für die Instandhaltung und den öffentlichen Verkehr.


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Welche regulatorischen Hindernisse und externen Faktoren könnten die Entwicklung von wasserbasierten Systemen beschleunigen?

Dominguez: Ich glaube, dass wir Vorschriften sehen werden, die die VOC-Emissionen für alle Unternehmen, die Beschichtungsprozesse in ihren eigenen Räumlichkeiten durchführen (Industrie, Karosseriewerkstätten), restriktiver gestalten könnten. Diese Vorschriften könnten die Einführung von Systemen auf Wasserbasis beschleunigen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Kund:innen in bestimmten Situationen die Verwendung von Produkten auf Wasserbasis als Voraussetzung dafür verlangen, dass sie ihr offizieller Lieferant werden. Wahrscheinlich sind große Unternehmen und der öffentliche Sektor hier die Hauptakteure, die ihre Lieferanten zur Verwendung bestimmter Technologien zwingen können, da sie eine so starke Rolle spielen, dass sie Industriestandards festlegen können. Auch die staatliche Finanzierung könnte eine Rolle spielen. Eine Aufstockung der öffentlichen Zuschüsse könnte Unternehmen dabei helfen, nachhaltigere Technologien, wie z. B. Farben auf Wasserbasis, in ihren eigenen industriellen Prozessen einzusetzen. Schließlich wäre es möglich, Innovationen im Bereich der wasserbasierten Beschichtungen durch die Schaffung spezifischer Programme zu fördern, die Unternehmen mit Forschungszentren und öffentlichen Universitäten verbinden.

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