50 Jahre NPF: Die Geschichte des DIN-Normenausschusses Pigmente und Füllstoffe

2019 feierte der DIN-Normenausschusses Pigmente und Füllstoffe (NPF) sein 50-jähriges Bestehen. Ein Gastkommentar von Bernd Reinmüller.

Verschiedenfarbige Pigmente als Symbol.
1969 wurde in Wiesbaden der Normenausschuss Pigmente und Füllstoffe (FNP -

Die Geschichte der Normung auf dem Gebiet der Pigmente und Füllstoffe ist älter als die Existenz des DIN-Normenausschusses Pigmente und Füllstoffe. Einschlägige Normungsarbeiten wurden vor allem im Normenausschuss Anstrichstoffe, dem heutigen Normenausschuss Beschichtungsstoffe und Beschichtungen, bereits vor der Gründung des NPF durchgeführt.

Arbeitsausschuss „Pigmente“

In diesem existierte schon sehr früh ein Arbeitsausschuss „Pigmente“, der sich im Wesentlichen mit der Festlegung von allgemeinen Prüfverfahren für Pigmente und Füllstoffe befasste, aber auch Analysenverfahren und Technische Lieferbedingungen für bestimmte Pigmente gehörten zu seinem Arbeitsprogramm. Außerdem wurde eine Norm (DIN 55944) über die Einteilung von Farbmitteln, d. h. Pigmenten, Farbstoffen und Füllstoffen, erarbeitet. Schließlich nahm der Arbeitsausschuss die deutschen Belange im entsprechenden internationalen Gremium, dem ISO/TC 35/SC 2 „General test methods for pigments and extenders“, wahr.

Von Nachteil für die entsprechenden Arbeitsergebnisse war, dass von Gremien außerhalb des DIN und potentiellen Anwendern häufig die Ansicht vertreten wurde, die so entstandenen Normen würden ja „nur“ für die Anwendung von Pigmenten und Füllstoffen in Beschichtungsstoffen gelten. Hinzu kam, dass in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre ein Arbeitskreis auf Firmenebene Verfahren für die Prüfung von organischen Pigmenten in Kunststoffen ausgearbeitet hatte, die dem Normenausschuss Kunststoffe zur Übernahme als DIN-Normen vorgeschlagen werden sollten.

Diskussion über Normung auf dem Gebiet der Pigmente und Füllstoffe

Auch die internationale Normung damals noch im ISO/TC 35 „Paints and varnishes“ trug zur Diskussion über die zweckmäßigste Organisation der Normung auf dem Gebiet der Pigmente und Füllstoffe bei, nachdem dort vorgeschlagen worden war, technische Lieferbedingungen für Cadmiumpigmente – Hauptanwendungsgebiet zu dieser Zeit war die Einfärbung von Kunststoffen – international zu normen.
Die Diskussionen auf verschiedenen Ebenen führten dazu, dass am 23.5.1969 in Wiesbaden der Normenausschuss Pigmente und Füllstoffe (FNP, später NPF) gegründet wurde. Damit verbunden war eine Ausgliederung der Gebiete Pigmente und Füllstoffe aus dem Normenausschuss Anstrichstoffe. Als Arbeitsbereich des neuen Normenausschusses wurde Pigmente, andere Farbmittel und Füllstoffe festgelegt.

Ausgenommen waren Textilfarbstoffe und – bis zu einer anderweitigen Klärung im Hinblick auf diesbezügliche Arbeiten im Normenausschuss Materialprüfung bzw. im ISO/TC 45 „Rubber“ – Ruße zur Verwendung in Kautschuk und Gummi.

Auf der Grundlage der Beschlüsse auf der Gründungssitzung wurden in den Jahren 1969 und 1970 die folgenden Arbeitsausschüsse eingesetzt:

    • Begriffe
    • Allgemeine Prüfverfahren und Kennwerte für Pigmente
    • Optische Prüfverfahren für Buntpigmente
    • Allgemeine Prüfverfahren und Kennwerte für Füllstoffe
    • Pigmente in Kunststoffen
    • Pigmente in Anstrichstoffen und Druckfarben

Bereits bestehende Arbeitsausschüsse anderer Normenausschüsse (NA) wurden als Gemeinschaftsausschüsse weitergeführt, und zwar für

    • Optische Prüfverfahren für Weißpigmente und Füllstoffe (Federführung beim NA Farbe) sowie
    • Füllstoffe und Pigmente für Kautschuke (Federführung beim NA Materialprüfung).

Diese organisatorische Gliederung blieb grob bis zur Umstrukturierung des NPF im Jahre 2010 bestehen.

In der ersten Dekade nach Gründung des NPF wurden einerseits zahlreiche aus dem Arbeitsprogramm des Normenausschusses Anstrichstoffe übernommene Normungsvorhaben abschließend bearbeitet, andererseits aber auch viele neue Vorhaben in Angriff genommen und abgeschlossen. Von fast allen Arbeitsausschüssen wurde eine Vielzahl von Normen erarbeitet. Normungsthemen waren Begriffe des Farbmittelgebietes, allgemeine Prüfverfahren für Pigmente und Füllstoffe, Technische Lieferbedingungen und Analysenverfahren für bestimmte Pigmente, die Festlegung von Standardfarbtiefen und optische Prüfverfahren, Technische Lieferbedingungen für bestimmte Füllstoffe, Analysenverfahren zur Bestimmung löslicher Metallgehalte, Prüfverfahren für Pigmente in bestimmten Kunststoffen und Verfahren zur Beurteilung des Dispergierverhaltens.

Klärung deutscher Stellungnahmen

Viele Themen standen im Zusammenhang mit internationalen Normungsvorhaben im ISO/TC 35, so dass deutsche Stellungnahmen zu den entsprechenden Dokumenten geklärt werden mussten. Hinzu kam die Übernahme des Sekretariates des ISO/TC 35/SC 2 „Pigments and extenders“ durch Deutschland im Jahre 1978.

Der Zeitraum von 1980 bis 1990 stand weitgehend im Zeichen der Übernahme von Arbeitsergebnissen der ISO als DIN-ISO-Normen.
Die konsequente Mitwirkung bei den ISO-Arbeiten, die Veröffentlichung wichtiger internationaler Norm-Entwürfe in deutscher Übersetzung als DIN-ISO-Norm-Entwürfe und die unveränderte Übernahme von immer mehr ISO-Normen als DIN-ISO-Normen führte folgerichtig zu dem Wunsch der europäischen Pigment- und Füllstoffindustrie, wichtige ISO-Normen mit Prüfverfahren für die Normungsinstitute der EG- und EFTA-Länder verbindlich zu machen. Organisatorisch bot sich hierfür das CEN – das Europäische Komitee für Normung – an. Auf einen entsprechenden deutschen Antrag wurde 1992 das CEN/TC 298 „Pigmente und Füllstoffe“ gegründet, das noch im gleichen Jahr in Berlin seine konstituierende Sitzung durchführte.

Europäische Normung im Vordergrund

In den 90er Jahren stand dann auch die europäische Normung im Vordergrund. Dabei bestand Einvernehmen, dass allgemeine Prüfnormen international im ISO/TC 35/SC 2 erarbeitet werden, mit Übernahme durch CEN, und dass das CEN/TC 298 spezielle produktbezogene Normen bearbeitet. Die wichtigsten Themenkomplexe waren außer der unveränderten Übernahme Internationaler Normen als Europäische Normen Normenreihen für Farbmittel in Kunststoffen und Pigmente für Baustoffe auf Zement- und/oder Kalkbasis.

Im Jahre 2011 wurde der Bereich Pigmente und Füllstoffe aus dem ISO/TC 35, Paints and varnishes, ausgegliedert, und aus dem ISO/TC 35/SC 2 ein eigenständiges Technisches Komitee, das ISO/TC 256, Pigments, dyestuffs and extenders. Damit finden sich auch andere Industrien als die Lackindustrie als Anwender von Pigmenten, Farbstoffen und Füllstoffen in einem eigenständigen Komitee wieder.  Die Struktur des NPF mit seinen Arbeitsausschüssen wurde der Struktur des ISO/TC 256 angeglichen.

Anforderungen an und Prüfverfahren für Nanopigmente und Nanofüllstoffe

Neu im Arbeitsprogramm des NPF sind seit dieser Zeit auch Anforderungen an und Prüfverfahren für Nanopigmente und Nanofüllstoffe. Nach langem Anlauf wurden auf der Basis von DIN 55943 und DIN 55944 eine Internationale Begriffsnorm und Einteilungsnorm für Pigmente und Füllstoffe erstellt. Und es wurde eine Normenreihe mit Anwendungsnormen über die Farbmetrik von Körperfarben erstellt.

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