Von Enten und Klebstoffen: Ansgar van Halteren im Porträt
Jedes markante Gebäude kann der Kunst- und Architektur-begeisterte Rheinländer benennen. Ansgar van Halteren ist seit 35 Jahren beim Industrieverband Klebstoffe (IVK) in Düsseldorf tätig. Zunächst als Assistent der Geschäftsführung, 1992 wurde er dann selbst Geschäftsführer des Verbands, 2002 wurde er zudem in den Vorstand berufen.
„Die Klebstoffindustrie ist eine kleine Welt für sich, sowohl inhaltlich als auch anwendungstechnisch hochkomplex“, beschreibt van Halteren seine Branche. In Deutschland gibt es ca. 100 Klebstoffhersteller, dazu kommen Rohstofflieferanten, Klebebandhersteller und Systempartner, die beispielsweise Applikations-Equipment bereitstellen. Alles in allem rund 150 Firmen, von denen mit 146 so gut wie alle im Verband organisiert sind.
Van Halteren, der aus Kleve stammt, hatte zunächst BWL an der Uni Münster studiert. Wegen seiner damaligen Freundin, die in Düsseldorf studierte, hielt er sich aber schon damals öfter in der Rheinmetropole auf. Um sein Studium zu finanzieren, war er auf kleine Jobs angewiesen. Wie gerufen kam das Angebot des IVK, der damals noch Fachverband Klebstoffindustrie hieß: Gesucht war jemand zur Erstellung einer Loseblattsammlung. Auch im Anschluss übernahm er kleinere Aufträge, beeindruckte so seinen Chef und bekam von ihm den Rat, sich nach dem Studium als Assistent des Geschäftsführers zu bewerben. Gesagt, getan, und bis heute geblieben.
„Das war eine Aufgabe, die mir sehr lag“, begründet Ansgar van Halteren die Entscheidung für die Verbandsarbeit und gegen die ursprünglich angestrebte Assistentenstelle an der Uni. Er genieße die hohe Entscheidungsfreiheit, die die Aufgaben mit sich bringen und sein „tolles Team“, das aus acht Mitarbeitern besteht. „Ich habe den ersten Computer für die Geschäftsstelle gekauft“, erinnert er sich an die erste Zeit seiner Tätigkeit. Sukzessive fand ein Generationenwechsel statt, auch im Vorstand: „Wir haben richtig Farbe ins Spielt gebracht.“ Auch die Namensänderung zum „Industrieverband Klebstoffe“ und die Einführung des bekannten weiß-grau-grünen Logos fand unter seiner Ägide statt.
„Heute verkauft man nicht mehr nur Klebstoffe, sondern Systeme und Know-how“, beschreibt van Halteren den Wandel der Industrie hin zur Interdisziplinarität. Typisch sei daher, dass Klebstoffhersteller oft Mitarbeiter aus den jeweiligen Anwendungsbereichen beschäftigen. Apropos Anwendungsbereiche: „Von Auto bis Zahnkrone ist alles geklebt“, sagt van Halteren und lacht. Für jeden Buchstaben des Alphabets kann er eine Anwendung nennen, sogar für X (Xenonlicht) und Y (Yachtbau). Qualitätssicherung bei der Herstellung von Klebverbindungen ist ein großes Thema beim IVK, an dem zusammen mit dem Fraunhofer IFAM in Bremen gearbeitet wird. Auch die Digitalisierung und Circular Economy beschäftigen den Verband. Weiterbildung, Qualifizierung, Begleitung der Anwendung: Diese Themen liegen dem 61-Jährigen am Herzen. Sie seien wichtig für die Klebstoffindustrie, sorgten für mehr Vertrauen und ein stetig besseres Image der Klebtechnik und der Branche.
So sehr er auch für seine Arbeit brennt – und das merkt man dem 61-Jährigen auch nach vielen Jahren Verbandsarbeit noch an – für „ein Leben nach dem Kleben“ hat sich van Halteren schon ausführliche Gedanken gemacht: Im Sommer 2020 möchte er in den Vorruhestand gehen, um dann bereits zum darauffolgenden Wintersemester ein Studium der Kunstgeschichte aufzunehmen. Dafür hat er bereits Kontakt zur Kunstakademie und Universität Düsseldorf aufgenommen. „Ich möchte das Studium ernsthaft betreiben“, betont van Halteren, also nicht nur Vorlesungen besuchen, sondern auch einen Abschluss anstreben.
„Ich bin seit fast 40 Jahren ein vernarrter Kunstliebhaber, und ich möchte mein Wissen über die Entstehung und Zuordnung von Kunstwerken im kunsthistorischen Kontext deutlich vergrößern“, sagt van Halteren und man spürt die Begeisterung für sein Hobby. Insbesondere die moderne Kunst des 20. Jahrhunderts und zeitgenössische Kunst haben es ihm angetan. Dass im Büro des IVK-Geschäftsführers ein bekennender Kunstfan sitzt, ist nicht zu übersehen. Originelle Bilder schmücken die Wände, darunter eines des als „Bananensprayer“ bekannten deutschen Künstlers Thomas Baumgärtel. Dass die Banane in van Halterens Büro eine schwarz-gelbe Optik hat, führt zu einer weiteren Leidenschaft des Rheinländers: Seine Frau und er sind bekennende Borussia Dortmund-Fans. Beide haben Dauerkarten für den BVB und sind bei Heimspielen des in Schwarz-Gelb auflaufenden Teams regelmäßig im Stadion anzutreffen. Auch die gemeinsame Tochter ist hin und wieder dabei.
Die dritte Leidenschaft des 61-Jährigen ist „Duckmar“: ein schwarzlackierter Citroën 2CV, besser bekannt als „Ente“. Am Steuer dieses auf deutschen Straßen immer seltener gewordenen Kultautos genießt er gemütliche Ausfahrten in die nähere Umgebung. Zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten wird Duckmar auch mal ausgeliehen. Bei all diesen Interessen ist eines klar – dem humorvollen Rheinländer wird es auch nach der Pensionierung so schnell nicht langweilig.
Von Kirsten Wrede