Vom Bergischen Land in den Norden: Ralf Tacke im Porträt
Ralf Tacke wohnt in Aumühle, nur etwa zehn Minuten von seinem Arbeitsplatz am Firmenhauptsitz in Glinde entfernt. Der drahtige 58-Jährige ist begeisterter Läufer. Im nahegelegenen Sachsenwald hat er dafür ein ideales Umfeld. „Von der Haustür aus geht es ab in den Wald“, freut er sich.
Tacke stammt ursprünglich aus Radevormwald im Bergischen Land. Dort machte er eine Ausbildung zum Maler und Lackierer. Sein Weg war eigentlich vorgezeichnet. In vierter Generation hätte er den Familienbetrieb übernehmen sollen. Aber so ganz war es nicht das, was er sich für seine Zukunft vorgestellt hatte. Und so holte er das Abitur nach und studierte Chemie an der ehemaligen Fachhochschule für Druck (heute: Hochschule der Medien) in Stuttgart. Seine Diplomarbeit schrieb er bei der BASF in Köln, Dort beschäftigte er sich mit thermoreaktiven und wasserbasierten Lacken, dann arbeitete er drei Jahre lang bei der Firma Ernst Platt-Lacke in Bochum. Anschließend zog es den Diplom-Chemiker wieder Richtung Süden, genauer gesagt nach Asperg, zur Chemische Werke Kluthe GmbH. Als das Unternehmen 1997 die Continental Lack- und Farbenwerke übernahm, ging es für Ralf Tacke wieder gen Westen, in die zentrale Entwicklung des Unternehmens nach Oberhausen. Dort war er bis 2013 erst Laborleiter und übernahm später die komplette Werksleitung.
Nach insgesamt 18 Jahren bei der Firma Kluthe hatte der damals 52-Jährige noch einmal Lust, etwas Neues auszuprobieren und auch eine andere Region Deutschlands kennenzulernen. Im Norden war er noch nicht gewesen, und die Stellenausschreibung bei Imparat klang verlockend: eigene Bindemittelherstellung, Farben- und Lackproduktion, eigener Vertrieb. So wechselte Ralf Tacke also als technischer Leiter in den hohen Norden. Bei Imparat gefallen ihm die Vielfältigkeit seiner Aufgaben und die firmeneigene Vertriebsorganisation, durch die die Produkte gezielt in den Markt gebracht werden können.
In Glinde steuert Tacke die Entwicklung und Anwendungstechnik inklusive Qualitätssicherung, die komplette Produktion und Instandhaltung. „Da ich aus der Entwicklung komme, ist das noch immer die spannendste Aufgabe für mich“, sagt er. Es mache ihm Spaß, seine Erfahrung an junge Leute weiterzugeben. Da sich Großaufträge für den Hersteller von Bautenfarben, Bindemitteln, Industrie- und Schiffsfarben „in der Pipeline“ befänden, bedeute dies viele interessante Aufgaben für die Produktion.
Zu seinen Aufgaben gehört auch, die Produktionsstätte für Industrielacke und Schiffsfarben in Bremerhaven zu betreuen. Obwohl Ralf Tacke und seine Ehefrau seit 1995 verheiratet sind und auch bereits viele Jahre zusammengelebt haben, pendeln sie aktuell berufsbedingt zwischen Radevormwald und Aumühle hin und her. Sie genießen die Vorzüge der jeweiligen Gegenden, besuchen dort die Kulturhighlights im Ruhrgebiet und hier die schönsten Flecken an Nord- und Ostsee. Auch sein Musikverein führt Ralf Tacke regelmäßig zurück in die alte Heimat. Dort spielt er die Blasinstrumente Euphonium, Posaune und Tuba. Gern besucht er auch selbst Konzerte. „Von Rammstein bis zur Alpensymphonie ist alles dabei“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Der 58-Jährige strahlt aus, dass ihn so leicht nichts aus der Ruhe bringen kann. Seine positive Lebenseinstellung war es sicher auch, die ihn die schweren privaten Schicksalsschläge verkraften ließen. Mit ruhiger Stimme berichtet er von den beiden bereits verstorbenen Söhnen, die an einer seltenen Stoffwechselkrankheit litten, wodurch sie nur eine sehr geringe Lebenserwartung hatten. Entgegen der düsteren Prognosen der Ärzte wurde der Größere 21 Jahre alt, während sein Bruder nach nur zweieinhalb Jahren verstarb. Fotos der beiden Söhne in seinem Büro – der Ältere in Schalke-Montur – erinnern Ralf Tacke an die schwere, aber auch schöne und intensive Zeit mit seinen Kindern. „Es war eine schwierige Aufgabe, die uns viel abverlangt hat, aber auch sehr schön war.“ Die Kinder hätten ihnen viel zurückgegeben. Und: „Man wächst mit den Aufgaben“, beschreibt er die Herausforderung lapidar. Ohne die Hilfe von Freunden und Verwandten hätte dies aber nicht funktioniert, wofür Ralf Tacke sehr dankbar ist. Um die pflegebedürftigen Kinder heben zu können, trieben er und seine Frau außerdem viel Sport, insbesondere Krafttraining. Heute ist der Sport – das bereits erwähnte Laufen, aber auch das Skifahren – für Tacke nur noch reines Hobby.
Bis auf einige Trips nach Florida, um mit dem älteren Kind an einer Delfintherapie in Florida teilzunehmen, war an Urlaubsreisen für Ralf Tacke und seine Frau während dieser betreuungsintensiven Zeit nicht zu denken. Umso mehr genießen sie heute diese Möglichkeiten. Besonders haften geblieben ist eine USA-Reise, wiederum nach Florida, zur NASA, wo das Paar an einem Astronautentraining teilgenommen hat. Auch Ägypten – Land, Leute und Historie – hat Ralf Tacke sehr beeindruckt. Aber auch kürzere Ausflüge an Nord- und Ostsee stehen oft auf dem Programm, gern an den maritimen Lieblingsort von Ralf Tacke, Scharbeutz an der Lübecker Bucht. So ist der Binnenländer zum großen Küstenfan geworden.
Kurz gefragt: Was haben Sie in Norddeutschland schätzen gelernt?
In Norddeutschland schätze ich sehr den offenen Menschenschlag mit seinem freundlichen aber auch sehr verbindlichen Wesen. Das sogenannte „Hamburger Schietwetter“ trifft nach meiner Erfahrung der letzten Jahre gar nicht so oft zu. So kann man Stadt und Umland auch regelmäßig erkunden und die Vorzüge der Küstennähe genießen.
Und was gefällt Ihnen im Bergischen Land, Ihrer Herkunftsregion?
Das Bergische Land ist natürlich meine Heimat und mein Zuhause. Auch dort gibt es eine besondere Vielfältigkeit der Region. Bergige Landschaft, viele Flüsse und Stauseen, Burgen und Schlösser und zum Teil endlos erscheinende Wälder laden zum Abtauchen in die Natur ein. Man ist geprägt von der Ruhe und Ausdauer der Westfalen, gepaart mit der Frohnatur des Rheinländers.
Gibt es etwas, das Sie gern noch lernen würden?
Das Lernen hört ja nie auf und hält auch jung. Tatsächlich habe ich vor sechs Monaten angefangen, Saxophon zu spielen, was aber noch deutlich intensiviert werden muss, wenn es denn auch in Zukunft einmal orchestertauglich sein soll. Sehr interessiere ich mich auch für das Thema Gleitschirmfliegen. Schade, dass der Tag nicht 36 Stunden haben kann…
Von Kirsten Wrede