Porträt: „Einfach mal machen“
Die promovierte Chemikerin kommt aus dem hohen Norden, aus Schleswig-Holstein. „Gleich nach meiner Geburt wurde ich aber `verschleppt‘ und bin im Raum Hannover aufgewachsen.“ Ihr ganzes bisheriges Leben hat sie dort – mit Unterbrechungen – verbracht.
Ihr Eindruck nach den ersten Monaten in der Geschäftsführung bei SIL: „Aufregend, aber es macht Spaß.“ Für sie und die Mitarbeiter sei alles auf einmal gekommen – Corona, der langjährige und plötzlich verstorbene Geschäftsführer Frank Graffenberger, sie selbst als neue Geschäftsführerin, die schwierige Rohstoffsituation. „Wir erleben ja gerade die verrücktesten Zeiten.“ Aktuell ist für sie die Beobachtung der Preisentwicklung die wichtigste Aufgabe. Gespräche mit Kunden finden in erster Linie virtuell statt.
Lesen und Spazierengehen
Die 49-jährige bezeichnet sich selbst als Stadtmenschen. Sie wohnt mitten in Hannover, hat es aber nicht weit zum Stadtwald Eilenriede, was sie sehr schätzt. Spazierengehen, dem Vogelgezwitscher im Wald lauschen, über den Wochenmarkt bummeln – das tut Christina Körber am liebsten in ihrer Freizeit. Außerdem liest sie gern: „Ich freue mich, wenn ich Zeit für meine Zeitung habe.“ Sie arbeite gern, sei gern zu Hause. „Ich bin was Hobbies angeht, eine komplette Langweilerin“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. Mit Freunden treffen, soziale Kontakte pflegen – was in Zeiten der Corona-Pandemie natürlich nur eingeschränkt möglich ist – sind ihre weiteren Vorlieben. Aus den verschiedenen Stationen ihres Lebens hat die humorvolle Hannoveranerin noch gute Freunde und fährt zum Beispiel gern mal nach Hamburg zum Treffen.
Christina Körber freut sich über die zentrale Lage ihrer Heimatstadt. Als „überzeugte Nicht-Autofahrerin“ ist dies nicht zu verachten. Für ihren neuen Arbeitsplatz im niedersächsischen Coppenbrügge hat sie sich nun aber doch eine Zweitwohnung im nahegelegenen Hameln zugelegt, da die Zugverbindung nicht die idealste für sie ist.
Zur Chemie kam die Norddeutsche, da es ihr bestes Schulfach war. Außerdem hat ihr Bruder Chemie-Ingenieurwesen studiert. So entschied sie sich zum Chemiestudium an der Universität und absolvierte dieses in Kiel. Die Promotion folgte dann in Marburg. Dem schloss sich ein Postdoc-Aufenthalt in San Diego, Kalifornien, an – „wenn, dann schön“, sagt sie und lacht. Danach ging es noch per Stipendium zu einem weiteren Postdoc-Aufenthalt in Paris. „Ich habe alles richtig gemacht“, findet sie rückblickend. Vielen angehenden Chemikern und Chemikerinnen seien diese Auslandsaufenthalte ja momentan verwehrt, bedauert sie.
Empfehlung des Bruders
„Über Empfehlungen meines Bruders, der damals dort arbeitete, bin ich dann bei der Troy Chemie gelandet.“ Er hatte ihr erzählt, dass das Unternehmen einen Anwendungstechniker suchte. Daraufhin bewarb sie sich und landete erst in der Anwendungstechnik, später im Produktmanagement. Ihre unkonventionelle Art zeigt sich anhand ihres Bewerbungsgesprächs bei Troy: Auf die Frage: Warum bewerben Sie sich bei uns?“ antwortete sie ehrlich, dass sie nicht wirklich von einer Karriere in der Konservierungsmittelbranche geträumt habe. Trotzdem (oder vielleicht auch gerade deshalb) wurde sie eingestellt.
Die Zeit in der Anwendungstechnik sieht Körber als sehr wichtig an, da ihr dort sehr viel technisches Wissen vermittelt wurde. Dennoch wechselte sie nach sieben Jahren, da sie gern nach einer Weile etwas Neues ausprobiert, zu CSC Jäkle in Nürnberg. Als Norddeutsche in Süddeutschland musste sie jedoch feststellen, dass sie mit der neuen Umgebung nie richtig warm wurde. Ihr sei zwar ihre Arbeit sehr wichtig, aber auch alles andere müsse stimmen. So kam es, dass es sie bereits nach wenigen Jahren wieder gen Norden zog, und zwar zur Krahn Chemie in Hamburg, wo sie ebenso wie bei Jäkle Produktmanagerin für die Farben- und Lacksparte war.
Wechsel zu SIL
Bei SIL trat sie nun ihre erste Stelle bei einem Lackproduzenten an. Das Unternehmen hat seinen Ursprung bei den Fasslacken. Inzwischen entwickelt es sich mehr in Richtung Pigmentpräparationen und Lohnfertigung, diese Felder werden weiter ausgebaut.
Es sei spannend, in ein Unternehmen zu kommen, dass seit Jahrzehnten existiert, betont Christina Körber. Schon in ihrer Zeit bei Troy hatte sie sich gedacht, dass es toll wäre, Geschäftsführerin eines kleinen Unternehmens zu sein. „Wer will nicht gern Chef sein und selber gestalten?“ Dass es sich so ergeben habe, sei gute Fügung gewesen. Ihr Lebenslauf sei perfekt für diese Stelle gewesen. Denn ihr komme jetzt zugute, dass sie viele Stellen in den Unternehmen, bei denen sie bisher tätig war, einmal durchlaufen habe. Von der Anwendungstechnik bis in die Geschäftsführung hat sie es damit gebracht. Und denkt, dass sie aufgrund dieser Erfahrungen relativ pragmatisch sei. „Einfach mal machen“ – mit dieser Einstellung geht sie an Aufgaben und Problemstellungen heran.
Auf den Mittelstand lässt die neue Geschäftsführerin nichts kommen. Der Vorteil sei, dass man fair miteinander umgehe. „Kundenorientierung, Kunden nicht über den Tisch ziehen, partnerschaftliches Miteinander, dann stimmen die Zahlen – das ist meine Überzeugung und meine Erfahrung.“