Porträt: Viel(es) in Bewegung
Schon zu Schulzeiten gehört Chemie zu den Lieblingsfächern von Boris Forsthuber: „Ich habe mich aber auch handwerklich gerne betätigt. Ich habe die Rudolf-Steiner-Schule in Salzburg besucht, wo unter anderem ein Fokus auf der handwerklichen Beschäftigung liegt. Die Arbeit mit Holz hat mir sehr gefallen.“ So entscheidet sich Forsthuber nach der Matura für ein Studium der Holzwirtschaft und absolviert die Fachhochschule. Hier kommt ihm jedoch der chemische Aspekt zu kurz, so dass er entschließt, weiter Materialchemie an der Technischen Universität Salzburg zu studieren. „Später habe ich dann der Universität für Bodenkultur in Wien promoviert, wieder im Bereich Holzwirtschaft“, erinnert sich der gebürtige Salzburger. „Mein Thema war transparente Beschichtungssysteme für Holz im Außenbereich. Die Herausforderung war, die wunderschöne Farbe des Holzes im natürlichen Zustand möglichst lange zu bewahren.“
Im Anschluss an die Promotion geht es für Forsthuber zur Holzforschung Austria, wo er schon während des Studiums tätig war. „Ich habe zunächst als Praktikant gearbeitet, später in Teilzeit und konnte dann auch in Vollzeit einsteigen.“ Im Fokus seiner Arbeit stehen immer Beschichtungen, zu Beginn vor allem Systeme für Holz im Außenbereich. Dazu gesellen sich im Laufe der Zeit noch weitere Themen wie z.B. der Holzbau oder Möbel.
Gedruckte Elektronik als neues Forschungsgebiet
Seit einiger Zeit beschäftigt sich Boris Forsthuber auch mit neuen Themenfeldern: Mikroelektronik und gedruckte Elektronik. „Für mich ist die gedruckte Elektronik ein sehr spannendes Forschungsfeld. Hier werden leitfähigen Schichten auf verschiedene Untergründe gedruckt. Wir drucken auf Holz“, erklärt er. „Aktuell haben wir ein europäisches Projekt, bei dem die klassischen Leiterplatten durch Holzwerkstoffe ersetzt werden sollen. Diese Entwicklungen sind insbesondere durch den Kreislaufwirtschaftsgedanken getrieben.“
Neben der Mikroelektronik beschäftigt sich Forsthuber mit finiter Elementesimulation. „In dem Fall versuchen wir die Performance von Beschichtungen simulationsbasiert abzuschätzen, indem wir zum Beispiel Quell- und Schwingzyklen machen, eine virtuelle Bewitterung vornehmen und somit die Rissbildungsneigung von Beschichtungen vorhersagen können, sowohl für Holzbeschichtungen im Außenbereich oder auch für Parkett.“
Neue Herausforderungen
Seit Anfang des Jahres leitet der 43-jährige den Bereich Oberfläche bei der Holzforschung Austria, hier erwarten ihn spannende neue Herausforderungen: „Ich werde mich jetzt noch mehr um den Teil der Projektakquise kümmern und auch der Aspekt der Mitarbeiter:innenführung ist ein relativ neues Thema für mich“, erzählt er. „Ich habe bis jetzt nur recht kleine Gruppen im Rahmen von Projektarbeiten geführt, den ganzen Fachbereich zu leiten, ist neu für mich“.
Die wichtigsten Themen für den Fachbereich Oberfläche der Holzforschung Austria sind momentan biobasierte Beschichtungen, Verlängerung der Wartungsintervalle von Beschichtungen, Renovierung, Recycling von Beschichtungen und die Vermeidung von Mikroplastik.
In seiner neuen Tätigkeit möchte er einen Fokus auf die Erweiterung des Bechichtungsportfolios auf den Druck legen. „Zum einem auf den Funktionaldruck, aber auch den dekorativen Druck“, so Forsthuber. „Druck kann sehr komplexe Oberflächengestaltungen möglich machen.“
Internationaler Austausch
Einen großen Teil der Arbeit des Forschers macht zudem der Austausch mit Projektpartner:innen aus. „Wir machen zwar auch Grundlagenforschung, aber haben einen starken Fokus auf industrienaher Forschung, somit arbeiten wir viel mit Firmenpartnern aus der Industrie zusammen.“
Die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Projektpartnern von Lackherstellern über Forstwirtschaft und Holzbauunternehmen bis zur Parkett- und Möbelindustrie und Plattenherstellung reizt ihn. Auch der internationale Austausch mit Forschungspartner:innen macht ihm großen Spaß, viel ist er zu Projekttreffen in ganz Europa unterwegs.
Und auch privat reist Forsthuber gerne, hier bei steht oft der Sport im Vordergrund, entweder bei Wanderreisen oder beim Fatbiking. „Fatbikes sind Mountainbikes mit dickeren Reifen für die Schneelandschaft – das mache ich am liebsten in Kanada“, erzählt er. „Da trifft es sich sehr gut, dass meine Eltern nach Calgary in Kanada ausgewandert sind.“ Auch sonst ist der Sportfan sehr aktiv, zu seinen Hobbies gehören Bouldern, Klettern und Kraftsport. Holzwerken wie zu Schulzeiten gehört jedoch nicht mehr zu den Interessen, stattdessen findet er viel Spaß an Mikroelektronik und am Programmieren.