Porträt: Leidenschaft für die Chemie
Der neue Präsident der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) hat ein großes Herz für die Chemie, aber auch fürs Netzwerken und den Wissenstransfer.
1967 wurde er in Werl geboren. Er studierte Chemie an der Universität Bonn, anschließend folgte die Promotion bei Eberhard Steckhan im Bereich synthetische organische Chemie. Während der Promotionzeit, verbrachte er ein viermonatiges Praktikum bei Miles Laboratories in den USA, damals eine Tochtergesellschaft der Bayer AG. „Das war meine Eintrittskarte für Bayer“, sagt der 54-Jährige.
1996 trat er in die Zentrale Forschung des Chemiekonzerns ein. Es folgten verschiedene Positionen mit steigender Wertigkeit in Forschung, technischem Marketing, Produktmanagement und Supply Chain Management. Insgesamt fünf Jahre davon verbrachte er in den USA. Nach zwei Jahren bei der Zentralen Forschung ging es in die Lackrohstoffforschung. Seit 2015 ist er bei Covestro im Bereich Coatings und Adhesives, erst als Forschungsleiter, aktuell leitet er als Senior Vice President den Bereich Wachstumsgeschäfte in diesem Segment.
Neue Rolle bei der GDCh
Einen großen Raum im Leben des Chemikers nehmen ehrenamtliche Tätigkeiten, insbesondere bei der GDCh ein. Zunächst war er ab 2015 in der Fachgruppe Lackchemie, wo er von seinem Vorgänger Ulrich Meier-Westhues die Rolle als Mitglied des wissenschaftlichen Planungskomitees übernahm. 2020 rückte er dann in den GDCh-Vorstand auf und wurde Ende August 2021 vom amtierenden GDCh-Vorstand zum aktuellen Präsidenten gewählt. Warum hat die GDCh in seinen Augen eine so wichtige Bedeutung? „Ich glaube, dass es ein einzigartiges Netzwerk ist, wo man Leute aus dem industriellen und akademischen Umfeld treffen kann, wo Menschen sind, die eine Passion für Chemie haben und sich austauschen, das gefällt mir sehr gut.“
Seine Ziele für die kommende Amtsperiode basieren auf den drei Leitbildern der wissenschaftlichen Gesellschaft: Die GDCh ist ein lebendiges Netzwerk von engagierten Mitgliedern. Sie hat in Gesellschaft und Politik Relevanz. Sie ist eine global führende Gesellschaft. „Ich glaube, wir können uns an diesen Leitbildern noch stärker ausrichten.“ Die GDCh müsse moderner werden. Stichworte seien Digitalisierung, Diversität,und Internationalisierung.. „Die Dinge, die in den letzten Jahren angeschoben wurden, sind sehr wichtig, die müssen wir weiter vorantreiben. Die GDCh ist zu Recht stolz auf ihre Vergangenheit und es ist schön zu sehen, mit welchem Drive und Enthusiasmus auch die jungen Chemiker:innen Initiativen vorantreiben, so dass ich mir um die Zukunft keine Sorgen mache.“
Neben der GDCh engagiert sich der umtriebige Wissenschaftler zusätzlich seit vier Jahren an der Universität zu Köln. Dort bietet er ein Seminar für angewandtes Innovationsmanagement an und arbeitet im Wesentlichen mit Doktoranden. „Das macht mir viel Spaß, die Doktoranden stellen sehr interessante Fragen.“ Er habe dabei auch gelernt, wieviel Arbeit es bedeute, eine Vorlesung zu erstellen: „Da ziehe ich meinen Hut vor den Professoren.“ Bis vor ein paar Jahren hat Danielmeier zudem ehrenamtlich bei „Jugend forscht“ als Juror auf Landesebene gearbeitet.
Der Weg zum Lack
Auch als Autor hat der Chemiker sich bereits betätigt. So erschien 2019 bei Vincentz Network das Buch „Polyurethanes“, das Danielmeier zusammen mit Ulrich Meier-Westhues, Edward Squiller und Peter Kruppa verfasst hat.
Woher aber kommt das Faible für die Chemie? „Ich wollte eigentlich Lehrer für Mathematik und Sport werden“, erinnert sich Danielmeier. Dann hatte er aber in seiner Jugend einen Sportunfall beim Handball spielen. Und nur Mathe zu unterrichten konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen. Wie so oft gab es einen guten Chemielehrer, der den damaligen Gymnasiasten davon überzeugte, Chemie als Leistungskurs zu wählen. Die Begeisterung für die Naturwissenschaft war so groß, dass später sogar ein Chemiestudium folgte.
Zum Lack ist der Chemiker per Zufall gekommen: „Eigentlich wollte ich in die Wirkstoffforschung gehen.“ Zwei Jahre war er in der zentralen Forschung von Bayer und hat in diesem Bereich gearbeitet. Sein damaliger Vorgesetzter wurde dann Leiter der Lackrohstoffforschung und hat ihn dazu geholt. „Damit habe ich mir also nicht meinen Kindheitstraum erfüllt“, sagt Danielmeier mit einem Augenzwinkern. Er habe eher pragmatisch gedacht: Wie kommt man mit seinen selbst entwickelten Produkten an den Markt? Die Wahrscheinlichkeit dafür sei im Lackbereich doch relativ groß. Zudem stand die Option im Raum, noch einmal in die USA zu gehen.
Mit der Familie, die aus seiner Ehefrau, einer Lehrerin, zwei Söhnen und einem Hund besteht, hat Karsten Danielmeier bereits zweimal in den USA gelebt. Heute befindet sich sein Wohnsitz in Solingen-Burg. Während der ältere Sohn im Bereich Flugsystemdynamik promoviert, studiert der Junior im Masterstudiengang Wirtschaftswissenschaften.
Um zwischen all den Aktivitäten auch mal den Kopf frei zu bekommen, schwingt der 54-Jährige sich gern aufs Rad. Je nach Jahreszeit und Landschaft ist er mit dem Rennrad, Mountainbike oder Snowbike unterwegs. In einer Freizeitmannschaft spielt er außerdem Volleyball, was pandemiebedingt in letzter Zeit nur selten möglich war.