Neugierig bleiben: Dr. Stefan Kirsch im Porträt
Das Interesse an Naturwissenschaften zeigte sich schon früh bei Dr. Stefan Kirsch. „In meiner Kindheit gab es so interessante Tele-Kollegs zu Chemie und Physik in den dritten Fernsehprogrammen. Hier wurden Experimente vorgeführt, die mich sehr fasziniert haben“, erklärt er mit einem Schmunzeln. Auch zu Schulzeiten gehörten Naturwissenschaften, allen voran Chemie, zu Kirsch‘ Favoriten. „Und so musste ich dann nach der Schule auch nicht mehr lange überlegen, in welche Richtung es gehen soll.“
Nach dem Studium und der Dissertation im Bereich der Physikalischen Chemie zieht es Stefan Kirsch als Post-Doc an die Lehigh University nach Bethlehem im amerikanischen Pennsylvania. „Meine erste große Auslandserfahrung und eine tolle Zeit“, erinnert er sich. „Nicht nur waren die USA als Land sehr interessant, auch das Arbeitsumfeld war sehr angenehm.“ Im Anschluss startete er bei der BASF SE in Ludwigshafen und arbeitet zunächst in der Polymerforschung als Laborleiter im Kunststofflaboratorium im Bereich Acrylatdispersionen für Anstrichfarben sowie Bauchemieprodukte.
Neue Aufgaben
„Nach gut drei Jahren wechselte ich von der Forschung in den Unternehmensbereich, zunächst als Produktentwickler für verschiedene Haft- und Industrieklebstoffe“, erzählt der Chemiker. 2006 wird er Manager New Business Development & Scouting mit dem Fokus Verpackungsindustrie und beschäftigt sich dort mit der Frage, ob andere Technologien in dieser Wertschöpfungskette durch Dispersionen ersetzt werden können.
„Das war natürlich eine spannende Aufgabe, ich habe hier mit vielen Marken zusammengearbeitet, die man aus dem Alltag kennt – wie namhafte Getränkehersteller oder Fast-Food-Ketten. Ziel war es, Ideen zu entwickeln, wie das Verpackungsdesign verbessert werden kann – und ob hier die Dispersionstechnologie noch ganz andere Möglichkeiten eröffnet.“
Auf nach Shanghai
2008 erhält Kirsch das Angebot, für die BASF nach Asien zu gehen und für die Region Asia Pacific in der Forschung und Entwicklung und im Technischen Service für den Raum China verantwortlich zu sein. „Hinzu kamen Fragen zur Zukunftsstruktur – also im weitesten Sinne Changemanagement.“ Nicht nur beruflich reizt Kirsch das Angebot, sondern auch der asiatische Raum ist verlockend. „Meine Frau und ich waren beide schon in Amerika. Wir haben uns immer gesagt, wenn wir wieder ins Ausland gehen, dann wollen wir nochmal ganz was anderes machen.“
Ein Hobby von Stefan Kirsch ist die Fotografie. (Foto: Stefan Kirsch)
Dreieinhalb Jahre bleibt die Familie in Shanghai. „Auch über Shanghai hinaus hat China viel zu bieten, sowohl kulturell oder landschaftlich“, erinnert er sich. „Wir haben die Möglichkeit genutzt, möglichst viel von Asien zu erkunden.“ 2011 kehrt Stefan Kirsch nach Deutschland zurück und ist zuständig für die globale Produktentwicklung von Rohstoffen für Industrielacke. „Mein Bereich umfasst ein breites Technologieportfolio“, sagt Kirsch. „Viele unserer Lackrohstoffe sind für Möbel, Fussböden sowie Lacke für Automobile oder andere Industriegüter konzipiert.“
Privat zieht es den Mainzer ebenso in die Ferne, nicht nur kehrt er immer wieder gerne nach Asien zurück, auch Alaska und Chile gehören noch zu seinem Traumzielen. Das Reisen verbindet Stefan Kirsch mit seiner Leidenschaft für das Fotografieren. Außerdem entspannt der Hobbyfotograf beim Basketball und Skifahren. Regelmäßig werden die Laufschuhe geschnürt. „Vor kurzem bin ich einen Marathon mitgelaufen“, erzählt er. „Auch, um einmal eine sportliche Herausforderung anzunehmen.“
Sehen, was Spannendes passiert
Seit Anfang des Jahres ist Stefan Kirsch Erster Vorsitzender der Fachgruppe Lackchemie der GDCh. Seit 2011 ist er im Verband und in den letzten drei Jahren schon im Vorsitz tätig. „Ich bin auf den Verband über meine damals neue Tätigkeit aufmerksam geworden und einen Kollegen bei der BASF, der in der Fachgruppe aktiv war.“ Und auch hier war es wieder die Neugierde, so Kirsch, Verbandtätigkeit kennen zu lernen und in der Fachgruppe aktiv zu werden.
Zusammen mit Dr. Jürgen Omeis (links) und Dr. Michael Hilt bildet Dr. Stefan Kirsch den Vorstand der GDCh-Fachgruppe Lackchemie.
„Ebenso war es auch bei der Wahl in den Vorstand: ich wollte wissen, was da so Spannendes passiert“, fügt er mit einem Lachen hinzu. „Und die Arbeit ist wirklich sehr spannend, sei es die Organisation der Tagungen oder das Kennenlernen neuer Mitglieder. Natürlich ist das Netzwerken ein zentraler Punkt für mich ebenso wie der fachliche Austausch mit Kollegen.“
Zudem legt Stefan Kirsch viel Wert auf das Thema Nachwuchsgewinnung. „Gerade in der Kommunikation müssen Verbände auf der Höhe der Zeit bleiben. Es ist wichtig zu überlegen, was eine Fachgruppe attraktiv macht und wie der Verband sowohl die Interessen und Bedürfnisse jüngerer Nachwuchskräfte und langjähriger Mitglieder abdecken kann.“ Neben der bereits etablierten Summer School für Studenten möchte die Fachgruppe bei ihrer Jahrestagung eine Poster Session starten, um Studenten und Doktoranden die Möglichkeit zu geben, sich vor der Industrie zu präsentieren.
Von Vanessa Bauersachs