Labormensch mit Ausdauer: Heinrich Krebsbach im Porträt
Heinrich Krebsbach lebt für das Labor. Der Forschungs- und Entwicklungsleiter des mittelständischen Farben- und Lackherstellers Jansen ist seit seiner Ausbildungszeit nahezu ununterbrochen im Labor tätig. Schon die Ausbildung zum Chemielaborjungwerker startete er 1980 bei seinem heutigen Arbeitgeber, da er sich schon zu Schulzeiten sehr für Chemie interessiert hatte. „Mir hat die Ausbildung riesigen Spaß bereitet“, erzählt er. Auch wenn die ersten Monate noch etwas schwierig gewesen waren. „Da gab es keine Erlenmeyerkolben, keine Pipetten. Das entsprach nicht meiner klassischen Vorstellung von Chemie.“ Nach einigen Monaten hat sich das geändert, als er dann verstand, wie sich Harze und Dispersionen aufbauten und wie all die verschiedenen Additive wirken. „Da hat es ‚Klick‘ gemacht“, sagt er.
So wundert es auch nicht, dass Heinrich Krebsbach am Ende die Ausbildung verlängerte und die Ausbildung zum Lacklaborant aufsetzte. Vor allem die Entwicklungsarbeit hat ihn schon damals begeistert, ihn reizte die Freiheit einen neuen Rohstoff zu nehmen und herauszufinden, was sich daraus rezeptieren lasse. Allerdings hat sich die Entwicklungsarbeit seitdem auch deutlich verändert. „Heute haben wir deutlich weniger Zeit“, merkt er an. Das liege vor allem an den vielen gesetzlichen Vorgaben, etwa durch REACH. Durch die sich ständig ändernden Kennzeichnungen müsse man viel Zeit investieren, um die über 600 Rezepturen up to date zu halten. „Wir haben noch nie so viele Rezepturen geändert wie in den letzten Jahren“, sagt er.
Dabei hat er gegen die meisten Regularien inhaltlich überhaupt nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil. Dem Kunden gegenüber transparenter zu sein, findet er sehr gut. Nur das Tempo der Veränderung empfindet er als zu hoch, da wünscht er sich vom Gesetzgeber etwas mehr Bezug zur Praxis. Früher sei es noch möglich gewesen, Rezepturen bis zu einem gewissen Grad vorzuformulieren und dann aus der Schublade zu holen, wenn ein passender Kundenwunsch aufkam. Das sei heute nicht mehr drin. Es sei sehr wichtig, gut informiert zu bleiben und sich intensiv mit den Rohstoffherstellern auszutauschen. Außerdem lobt er den Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL), der gerade in den letzten Jahren sehr rührig geworden sei.
Das Leben außerhalb der Arbeit
Nach all dem will der Vater von Zwillingen auch mal nach Hause, etwa um Zeit mit der Familie zu verbringen und seinen Hobbys nachzugehen. Besonders der Helikopter-Modellflug hat es ihm angetan. Jetzt, da die beiden 21-jährigen Kinder studieren, plant er wieder etwas mehr Zeit in das Hobby zu investieren. Dabei geht es nicht um kleine Spielzeuge, die Modelle haben bis zu zwei Meter Spannweite und fliegen sich genau wie ein Original. Sogar Unterricht an einer echten Flugschule hat er dafür genommen, denn beim Abheben ist volle Konzentration gefragt. „Wenn man so was für 20 Minuten fliegt, darf man in der Zeit an nichts anderes denken“, erklärt er. So ein Modell zusammenzubauen, dauere Monate. Das Hobby hat ihm der ehemalige Geschäftsführer der Firma Jansen nahegebracht, der ebenfalls aktiver Modellflieger war.
Die Leitung des Labors und der Entwicklungsarbeit hat er 2014 übernommen, als sein Vorgänger in Rente ging. Zuvor hat er hier schon seit Anfang der 90er Jahre die Stellvertretung innegehabt. Bevor es so weit kam, hatte er nach der Ausbildung allerdings erstmal Erfahrung in der Rohstoffeingangskontrolle, der Produktionskontrolle und der Anwendungstechnik sammeln dürfen. Dabei sind wertvolle Grundlagen für spätere Aufgaben gelegt worden, erzählt er. Etwa im Wareneingang, da habe er die Rohstoffe oder auch die Lieferanten sehr genau kennengelernt. Das Ziel war es aber immer, selbst neue Formulierungen zu entwickeln. Das sei nicht jedermanns Sache. „Es gibt Rezepturen, die habe ich 150 mal angesetzt und getestet. Bis ich am Ziel war – oder eben auch nicht. Auch das gehört dazu.“
Neue Herausforderungen
Durch die Laborleitung hat sich in seinem Berufsalltag einiges geändert. „Der Umstieg vom Labor an den Schreibtisch ist mir anfangs schon schwergefallen“, sagt er. Inzwischen hat er sich daran gewohnt und hat auch in der aktuellen Position gut zu tun. Vor allem einfache und umweltfreundliche Produkte möchte er entwickeln. In der Praxis bedeut das für ihn, dass Produkte möglichst wenig Risiken für die Kunden haben sollten. Gerade beim Thema Umwelt habe sich viel getan. „Früher haben Sie für 10 % Glycol im Lack noch einen Blauen Engel bekommen“, erinnert er sich. Heute habe man Produkte mit 0 % VOC im Angebot und setze nachwachsende Rohstoffe ein.
Die vielen Herausforderungen machen Spaß. „Es kommt nie Langeweile auf, das ist traumhaft“, freut er sich. Natürlich müsse sich ein mittelständischer Lackhersteller genau überlegen, welche Projekte er angeht und welche nicht. Zu einem größeren Unternehmen mit größeren Ressourcen zu wechseln, ist für ihn aber nie infrage gekommen. Es habe genug Angebote gegeben, erzählt Krebsbach. Die Firma Jansen sei auch in schwierigen Zeiten für die Mitarbeiter da und das Umfeld sei sehr familiär. Das weiß Heinrich Krebsbach zu schätzen und gibt dafür gerne etwas zurück.
Von Jan Gesthuizen