Junge Karriere: Industriepromotion in der Lackbranche
Als Vorbereitung zum Abitur verbrachte Marina Gläser ein halbes Jahr an einer Partnerschule in England. „Ich wollte unbedingt mal ins Ausland, aber dabei nicht unbedingt ein Schuljahr wiederholen.“ Zu Hause in Rheine machte sie dann ihr Abitur, dem sich die Ausbildung zur Chemielaborantin anschloss. „Ich dachte, eine reine Ausbildung reicht mir wahrscheinlich nicht, ich wollte aber etwas Praktisches machen.“ Deshalb begann sie ein duales Bachelor-Studium an der Hochschule Niederrhein und startete zeitgleich mit der Ausbildung.
Pragmatisch ging Gläser an die Sache heran: Sie suchte sich einfach Chemieunternehmen bei Wikipedia heraus und bewarb sich initiativ. Glück hatte sie dann bei der CPH Deutschland Chemie-, Produktions- und Handels-GmbH in Essen. Ihre Master-Arbeit fertigte Marina Gläser bei der BASF in Ludwigshafen in Kooperation mit der Hochschule Niederrhein an.
An eine Promotion dachte sie zunächst gar nicht. Erst während des Master-Studiengangs stand dann plötzlich die Option einer Industriepromotion im Raum. Aus einer Laune heraus entschied sie sich, es auszuprobieren. Berührungspunkte gab es durch Beispiele aus dem Bekanntenkreis. Beim Lackhersteller Mankiewicz erhielt Marina Gläser einen Dreijahresvertrag, gekoppelt ist er an ein Promotionsstudium am Fachbereich Chemie der Uni Hamburg. Im November 2022 möchte sie gern fertig werden.
Industriepromotionen sind rar gesät und werden von Firmen ausgeschrieben, weiß die Doktorandin. Man müsse die Augen danach offenhalten und auch auf die Firmen zugehen. Nicht jede Hochschule unterstütze dies. „Bei mir war es eine glückliche Fügung“, freut sie sich. Was genau ist nun eine Industriepromotion? „Es ist so, als würde man tatsächlich anfangen zu arbeiten“, erklärt Marina Gläser. Man erhalte ein Forschungsprojekt, sei allerdings vom Tagesgeschäft ausgenommen. Es sind klare Ziele definiert, so dass man in der Kreativität vielleicht nicht so frei wie bei einer reinen Universitätspromotion sei. Aber für ihre Ziele sei es genau richtig. Konkret befasst sie sich mit silanisierten Polyurethanen als Alternative zu 2K-Isocyanatsystemen. „Ziel ist, dass ich die Grundlage für eine Entwicklung schaffe.“
Ein Netzwerk aufbauen
Neben ihrer Promotion ist Marina Gläser aktive Netzwerkerin für die Verbände GDCh und VILF. Bereits im Studium erhielt sie von ihren Professoren den Tipp, ein eigenes Netzwerk für Abschlussarbeiten und spätere Jobs aufzubauen. So hat die 26-Jährige die Verbände kennengelernt und bei der Organisation von Treffen mitgeholfen. Auch den LinkedIn-Account vom VILF organisiert sie: Der Verband soll jünger und digitaler werden.
Marina Gläser lebt in Hamburg. Sie habe sich einige „Corona-Hobbies“ zugelegt, sagt sie mit einem Lächeln: Sie kümmert sich um einen kleinen Garten und hat das Stricken angefangen. Außerdem treibt sie gern Sport.