Interview: „Der Markt ist hart umkämpft“

Vor zehn Jahren entschied sich Marcel Prieto Farben und Lacke herzustellen und gründete das Unternehmen Lignocolor. Der Geschäftsführer spricht über die Motivation zu diesem Schritt. welche Herausforderungen er sieht sowie über weitere Wachstumspläne. Interview von FARBE UND LACK-Chefredakteur Damir Gagro

Marcel Prieto ist Geschäftsführer von Lignocolor.
Marcel Prieto ist Geschäftsführer von Lignocolor. Quelle: Lignocolor

Sie feiern in diesem Jahr 10-jähriges Bestehen. Weshalb haben Sie sich entschieden, ein Unternehmen zu gründen?

Marcel Prieto: Während meines Studiums im Bereich Lacktechnologie suchte ich nach Möglichkeiten, mein Wissen praktisch anzuwenden und gleichzeitig finanziell unabhängig zu werden. Meine Leidenschaft galt der Entwicklung von Farben und Lacken. Der Anreiz, unternehmerisch tätig zu sein, war ebenfalls stark ausgeprägt. Ich sah großes Potenzial darin, umweltfreundliche Produkte zu entwickeln, insbesondere auf Wasserbasis, die nicht nur eine einfache Verarbeitung ermöglichen, sondern auch durch technische Eigenschaften überzeugen.

Wo sehen Sie rückblickend die größten Herausforderungen?

Prieto: Eine der größten Herausforderungen war es, den Übergang vom Studenten zum Unternehmer zu meistern und sich in einem stark umkämpften Beschichtungsmarkt zu etablieren. Mit jedem Wachstumsschritt mussten wir das Unternehmen neu strukturieren und unsere Prozesse kontinuierlich anpassen, um effizient und wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein weiterer wesentlicher Aspekt war, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen und unsere Marke im Markt zu positionieren. Die Balance zwischen schnellem Wachstum und nachhaltigem Handeln war dabei stets ein zentrales Thema.

Besonders herausfordernd war es, ein starkes Team aufzubauen und die Unternehmenskultur zu pflegen, die unsere Werte und Visionen widerspiegelt.

Von welchen Umständen haben Sie insbesondere profitiert?

Prieto: Während der Coronaphase haben wir eine erhöhte Nachfrage nach unseren Produkten erlebt, was dazu beigetragen hat, unsere Marke und das Unternehmen bekannter zu machen. Viele Menschen nutzten die Zeit zu Hause für Renovierungsprojekte.

Ein weiterer Vorteil war unsere Unabhängigkeit von externen Lieferanten, da wir alle Produkte selbst entwickeln und herstellen. Dies ermöglichte uns, flexibel auf Marktschwankungen zu reagieren und die Lieferkettenprobleme, die viele andere Unternehmen betrafen, zu umgehen. Diese Kombination aus erhöhter Markenbekanntheit, strategischer Unabhängigkeit und starken Branchenkontakten hat maßgeblich zu unserem Erfolg beigetragen.

Wie bewerten Sie die derzeitige Entwicklung in Ihrem Markt?

Prieto: Die derzeitige Entwicklung in unseren Segmenten, hauptsächlich im DIY-Bereich, ist von mehreren Herausforderungen geprägt. Schwankungen in den Lieferketten stellen eine kontinuierliche Herausforderung dar, die von globalen Marktbedingungen und geopolitischen Faktoren beeinflusst wird. Die Antidumping-Maßnahmen für Titandioxid gegen chinesische Hersteller und die regulatorischen Vorgaben der EU erfordern erheblichen administrativen Aufwand und Anpassungen in unseren Prozessen. Diese Maßnahmen, obwohl wichtig für die Marktregulierung und Qualitätssicherung, erhöhen den Druck auf die Kostenstrukturen und die betriebliche Effizienz.

Ein weiterer bedeutender Faktor ist der EU Green Deal, der neue Umweltstandards und Nachhaltigkeitsziele setzt. Während wir die Ziele dieses Programms unterstützen und bereits umweltfreundliche Produkte auf Wasserbasis anbieten, erfordern die neuen Regelungen umfangreiche Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie Anpassungen in der Produktion. Zudem verschärft sich der Verdrängungswettbewerb im Lacksegment. Der Markt ist hart umkämpft, und es erfordert ständige Innovation und Differenzierung, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Trotz dieser Herausforderungen sehen wir auch Chancen. Die steigende Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten und die zunehmende Sensibilisierung für Nachhaltigkeit bieten uns die Möglichkeit, unsere Position weiter auszubauen.


Eventtipp

In der virtuellen FARBE UND LACK // KONFERENZ Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft am 3. Dezember teilen Expert:innen aus der Lack- und Rohstoffindustrie ihre Ansätze zum Thema Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft. Außerdem erfahren Sie mehr zum regulatorischen Hintergrund und welche Rolle Digitalisierung und KI auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit spielen.


Wie hat sich Ihr Unternehmen bis heute entwickelt?

Prieto: Unser Geschäft hat sich seit der Gründung wie geplant sehr gut entwickelt. Die Mitarbeiterzahl ist auf über 20 angestiegen, was es uns ermöglicht, unsere Produktionskapazitäten erheblich zu erweitern. Ein bedeutender Meilenstein war der Bau einer neuen Industriehalle, die es uns erlaubt hat, Produktion und Lager neu zu strukturieren und besser auf die Bedürfnisse des Marktes abzustimmen. Inzwischen ist unser Angebot mit den verschiedenen Farbtönen und Variationen auf ein fast vierstelliges Sortiment angewachsen. 

Ein zentraler Punkt unserer Unternehmensphilosophie ist, dass wir sämtliche Produkte selbst entwickeln und produzieren. Dies garantiert Flexibilität, um schnell auf Marktveränderungen und Kundenanforderungen reagieren zu können.

Welche Pläne haben Sie, um das Wachstum voranzutreiben?

Prieto: Unser Wachstum basiert nicht auf einmaligen, spezifischen Plänen, sondern auf der kontinuierlichen Erweiterung und Optimierung unseres Produktportfolios, um den sich wandelnden Bedürfnissen des Marktes gerecht zu werden. Ein wesentlicher Aspekt ist die weitere Optimierung unserer Produktions- und Unternehmensprozesse, also Investitionen in moderne Technologien, Schulungen unserer Mitarbeiter und die Implementierung von Best Practices in allen Geschäftsbereichen. Mittlerweile stößt unser aktuelles Firmengebäude an seine Kapazitätsgrenzen. Daher planen wir, die Produktionskapazitäten weiter auszubauen, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Hierzu haben wir bereits ein angrenzendes Grundstück gekauft und werden dieses für den Ausbau nutzen. Noch steht aber kein konkreter Zeitplan fest, wann wir mit der Erweiterung starten.

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