Interview: „Better, Cheaper, Greener“
Sie sind von einem globalen Lackhersteller (PPG) zu einem führenden Spezialchemie-Unternehmen (Clariant) gewechselt. Wo sehen Sie hier die größten Unterschiede?
Clariant ist eines der führenden Unternehmen in der Spezialitäten Chemie und PPG ist einer der führenden Lackhersteller. Wir sind in der Wertschöpfungskette in einem vorgelagerten Schritt und beliefern Unternehmen wie PPG und andere z.B. mit Additiven. Somit ist es von Vorteil genau zu verstehen, was unsere Kunden wollen und wie wir ihnen helfen können, wiederum auf ihre Kunden besser eingehen zu können. Dabei ist uns wichtig, das Thema Nachhaltigkeit und Innovation in den Vordergrund zu stellen. Unser Auftrag ist es, für unsere Kunden Lösungen zu finden, die ihnen helfen sich weiter zu differenzieren – sei dies über bessere Effekte und Eigenschaften in der Farbe- und im Lack oder über effizientere Lösungen, die Kosten einsparen können, und natürlich über nachhaltigere Lösungen.
Welche Herausforderungen auf dem Gebiet der Spezialchemie gilt es aktuell und in nächster Zeit zu meistern?
Die Spezialchemie hat die Herausforderung, Trends vorauszusehen, eng mit Kunden in diversen Industrien und Branchen zusammenzuarbeiten, weiter Kosten zu optimieren sowie das Thema Nachhaltigkeit weiter zu fördern. In der Chemieindustrie haben wir die Verpflichtung, nicht nur nach besseren Lösungen für unsere Kunden zu suchen, sondern auch nach günstigeren und grüneren: Better, Cheaper, Greener. Wir haben die Verantwortung, uns der Komplexität der unterschiedlichen Industrien zu stellen und diese zu stemmen, da wir in der Spezialchemie oftmals in einem Geschäftsbereich in diverse Märkte und Industrien gehen. Dies erfordert viel Kreativität und Einfallsreichtum. Im Zentrum stehen unsere Kunden, hier müssen wir eng an ihnen dran sein. Erfolgreich in der Spezialchemie zu sein heißt Komplexität annehmen und erfolgreich managen. Erfolgreich als Spezialchemie-Unternehmen zu sein, heißt aber auch, an Themen wie Circular Economy, Plastic Free Ocean etc. mitzuarbeiten. Wir sind z.B. Mitglied der neuen „Alliance to End Plastic Waste“, an der sich knapp 30 Unternehmen der Kunststoff- und Konsumgüterindustrien beteiligen. Unsere Ressourcen sind endlich und wir müssen unseren Beitrag leisten, erneuerbare Ressourcen zu nutzen.
Auf Management-Ebene sind Frauen in der Chemie- sowie Farben- und Lackindustrie noch immer selten zu finden. Was raten Sie angehenden weiblichen Führungskräften?
Ich rate angehenden weiblichen Führungskräften vier Dinge:
Performance & Passion: Wichtig ist, wirklich gut zu sein in dem was sie tun. Meiner Meinung nach ist man nur wirklich gut, wenn man mit vollem Herzen und Leidenschaft dabei ist. Also nie einen Job annehmen, der nur gut für die Karriere ist. Love it, or don‘t do it.
Mut haben: Viele Frauen neigen leider immer noch dazu einen Job abzulehnen, den sie zwar gerne machen würden, aber bei dem sie Angst haben, ihn nicht von Tag 1 an 100%ig zu beherrschen. Ich kann nur raten, den Mut zu haben, auch mal etwas anzunehmen, für das man brennt, mit dem Risiko, dass man in die Schuhe reinwachsen muss. Nur dadurch lernt man und kann persönlich wachsen und Grenzen überwinden.
Netzwerk: Frauen müssen sich ein Netzwerk aufbauen und Netzwerke nutzen. Ich bin Mitglied des Frauennetzwerks „Generation CEO“, in dem führende Frauen im DACH-Raum sich zu diversen Themen austauschen und gegenseitig unterstützen. Zudem haben Sonja Schulte (Vincentz Network), Paula Salastie (Teknos) und ich im vergangenen Jahr das Frauennetzwerk „EC Leading Women’s Forum“ gegründet, zu dem wir mindestens einmal jährlich ein Event veranstalten und Top Frauen aus der Farben- und Lackindustrie weltweit zusammenbringen.
Coaching: Ich kann nur empfehlen, sich früh in der Karriere einen oder mehrere Coaches zu suchen und sich regelmäßig auszutauschen. Es ist wichtig, kontinuierlich an sich zu arbeiten, um sich zu verbessern und die Reflexion zu bekommen. Ich kenne das aus dem Sport, ich selbst bin Springreiterin.
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