In der Natur zu Hause: Jens Müller im Porträt

Für Jens Müller, Geschäftsführer von McDrent Farbenmühle, ist es besonders wichtig, bei allem, was er tut, im Einklang mit sich selbst zu sein. Das spiegelt sich auch im Umgang mit anderen Menschen und in der Firmenphilosophie wider.

Jens Müller
Jens Müller -

Das zu tun, was man für richtig hält, liegt Jens Müller sehr am Herzen. Dabei versucht er, sich nicht von äußeren Zwängen einschränken zu lassen. „Stehen bleiben ist nicht mein Stil“, erklärt er. Ein Blick auf die vielen verschiedenen Stationen seines Lebenslaufes verrät, dass das haargenau auf ihn zutrifft. Die Berufswahl sollte sich für ihn als herausfordernd gestalten. Nach seinem Abitur trug sich der heute 54-Jährige mit dem Gedanken, Medizin zu studieren. Doch nach seinem zweijährigen Zivildienst in einem OP in Tübingen stand für ihn fest, dass er ein Medizinstudium nicht „durchhalten“ würde. „Es ist ein unglaublich hierarchisches System. Wenn man z.B. den Facharzt machen möchte, benötigt man eine ganze Reihe von Operationen. Und ob man die bekommt, hängt entscheidend vom Chefarzt ab und auch ob er einen leiden kann“, erklärt Müller. So entschied er sich nach seinem Zivildienst, Sport zu studieren. Doch ein schwerer Skiunfall und vier Operationen am Knie machten diese Pläne zu nichte.

Praxisnähe

So studierte er letztendlich Physik an der Uni Heidelberg. „Physiker – Das hatte einen tollen Klang“, gibt er lächelnd zu. Doch auch hier fühlte er sich nicht richtig aufgehoben. Er ist eher ein Praktiker und mag es, Tätigkeiten mit seinen Händen auszuführen. So wechselte er nach zwei Jahren zur Mineralogie an die Universität Freiburg. Dabei war er froh, vorher Physik gemacht zu haben. Die zwei Jahre Physikstudium haben ihm das Mineralogiestudium deutlich erleichtert. „Das ganze Mineralogiestudium habe ich von dem Wissen gezehrt. Ich musste gar nicht viel machen.“ Es waren drei sehr entspannte Jahre für ihn.

Alle Wege offenhalten

So wie er sich privat nicht gern von äußeren Zwängen einengen lassen möchte, wollte er sich auch beruflich nicht auf nur ein eingegrenztes Gebiet beschränken. So schlug er die angebotene Stelle in der Brennstoffzellenforschung aus und ging stattdessen zu Bayosan ins Allgäu. Er hatte sich bewusst dafür entschieden, da sein damaliger Vorgesetzter, Rudolf Schäfer, ein bekannter Experte für Sanierungsputze war.
An den Umzug vom warmen Freiburg ins Allgäu kann er sich noch sehr genau erinnern. Mit einem leisen Lächeln schildert er den Regen, der ihn und seine Familie bei deren Ankunft im Allgäu begrüßte und den ersten Schnee, der bereits Ende Juni dort auf den Bergen lag. „Das war echt ein Klimaschock“, blickt er zurück.

Auch die weiteren Arbeitgeber wurden von Müller bewusst und stets sorgfältig ausgewählt. Anfang der 2000er gründete er sogar mit einem ehemaligen Kollegen eine eigene Firma, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, eine Datenbank für Handwerker aufzubauen. Doch so schnell wie der Hype um die „new Economy“ gekommen war, war sie auch schon wieder verschwunden. Und obwohl der heutige Wahl-Mülheimer über Nacht seine Firma verlor, machte ihn das nicht antriebslos, sondern eröffnete ihm neue Chancen: zunächst bei Rohm und Haas und später bei Brenntag. Er fühlte sich dort sichtlich wohl. „Das war bislang mein längster Job. Genau dort, wo ich die Dauer meines Angestelltenverhältnisses begrenzen wollte, blieb ich am längsten“, gibt er zu.

Nur nicht einengen lassen

Obwohl es ihm dort sehr gefiel, fühlte sich etwas für ihn nicht richtig an. Zu diesem Zeitpunkt setzte sich der Vater von fünf Kindern privat bereits schon seit einigen Jahren leidenschaftlich für Nachhaltigkeit ein. Er war an eine Art Scheideweg angelangt, an dem er für sich entscheiden musste, was für ihn das Beste war. „Irgendwann fragt man sich, ob das schon alles war“, erklärt er seine Beweggründe, noch einmal den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Die Frage „Wie bringen wir Nachhaltigkeit in unsere Branche?“ war Leitgedanke bei der Gründung seiner Firma mcdrent Farbenmühle.

Auch hier lässt er sich nicht von außen einengen und versucht, seine Produkte so nachhaltig wie möglich zu gestalten. „Nachhaltigkeit ist sich mit den Dingen zu beschäftigen, sie zu hinterfragen und dann die Konsequenzen zu ziehen“, erklärt er. Er möchte eine Lanze für Naturprodukte brechen und sie wieder stärker in den Vordergrund rücken. Sein Sohn Sebastian steht ihm als ITler dabei zur Seite.

In seiner wenigen Freizeit schaut Jens Müller Dokus und ist sehr gerne in der Natur unterwegs. Ein Auto besitzt er seit Jahren nicht mehr und erledigt die Wege mit dem Rad. Auch bei der Wohnungswahl ist er eher unkonventionell. Seit etwa 14 Jahren wohnt er mit vier anderen Menschen in einer WG. „Ich habe mich auf den ersten Blick verliebt“, gibt er zu, als er von der alten Gründungsvilla spricht, in der er mit seinen Mitbewohnern lebt. Er mag dieses Zusammenleben, entspricht dieser Lebensstil doch eher seinem freiheitsliebenden Wesen. „Ich fühle mich super glücklich damit.“

Von Silke Karl

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